Perle Verte Pascal Morabito

Einerseits liebe ich Perle Vert, weil er meinem so schmerzlich vermissten Tendre Poison ähnelt – jedenfalls im Opening. Da duftet die Freesie schön weiß und leicht süßlich, die grünen Noten bringen eine gewisse Frische und Weite, die Früchte halten sich sehr zurück, jedenfalls rieche ich sie nicht. Die Erinnerung an Tendre Poison macht mich glücklich.
Aber bald bekommt der Duft etwas Stechendes und Künstliches, das mir Kopfschmerzen verursacht. Die Gewürznelke ist deutlich vernehmbar, fast zu dominant. Jetzt taucht die Assoziation von Klostein auf: einem blauen, intensiven, Pseudo-Frische vortäuschenden Urinal-Bedufter. Im Sekundentakt oszilliert mein Empfinden zwischen „Wunderbar“ und „Widerlich“.
Dennoch bleibt der Anklang zu Tendre Poison, aber wodurch wird er verursacht? Ist es die im Freesienstrauß versteckte Gewürznelke, die in der Duftpyramide von TP aber gar nicht vorhanden ist? Kann dort das Galbanum für das leicht Würzige sorgen? Ich bin zu unerfahren, um das beurteilen zu können.
Mit der Zeit verliert Perle Vert die Süße und entwickelt auf meiner Haut eine metallische Härte, die mich an Edelstahl und die Farbe Eisblau denken lässt. Weich ist da in den nächsten Stunden gar nichts. Die Edelstahlnote bleibt unbeeindruckt von Vanille und Hölzern, auch die Gewürznelke denkt lange nicht ans Aufgeben. Eine vernehmbare Seifigkeit im Duft versöhnt mich ein wenig, aber auch hier könnte ich nicht sagen, ob es sich um eine besonders kostbare oder um eine Billig-Seife handelt. Irgendwie ist beides denkbar.
Bis zum Ausklingen des Dufts, dessen Haltbarkeit beeindruckend ist, schwanke ich weiterhin zwischen "Wow" und "Bäääh".
Ich benutze Perle Vert deshalb selten. Aber heute, bei 30 Grad im Schatten, fand ich das Parfum passend. Drei Stunden habe ich ausgehalten, jetzt gehe ich ins Bad und wasche die Reste ab. Genug gerochen.