Oriental Essence - Roi d'Orient 2015

RiechArt
04.02.2017 - 13:34 Uhr
8
Top Rezension
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

"Hallo hier bin ich!“, ruft der Roi d’Orient

Einen hatte ich noch nicht erworben von den Rituals-Düften. Den Roi d’Orient. Im Advent hatte ich ihn mal auf einem Papierstreifchen getestet - da war er mir aber einen Hauch zu pudrig und nachdem ich mittlerweile ein großer Fan des "Sultan de Muscat" (ebenfalls von Rituals) geworden war und immer noch bin, und der Roi im Testschächtelchen keinen Platz mehr gefunden hatte, geriet er erst mal in Vergessenheit. Letzte Woche nun hatte ich beschlossen, den Vorrat an Mini-Fläschchen des Sultan de Muscat aufzufüllen und dieses Mal gab es einen „Dritten Platz“ in der Testbox. Dann Anfang der Woche zum ersten Mal bewusst und direkt auf Hals und Brust gesprüht – und – „Wow!“

Da trauen sich die Rituals Parfümdesigner endlich mal ein bisschen etwas. Erinnert in der Kopf- und insbesondere in der Herznote ein ganz kleines bisschen an die Lush-/Gorilla-Designer heran. Wohlan - dies ist ein Duft für den Arbeitstag und die Freizeit und trotzdem , er hat auch etwas Experimentelles. Da ist wieder ein bisschen das Stinktier, noch viel feiner als beim Breath of God (BoG), von dem ich ja vor ein paar Wochen schon so begeistert war. Bei weitem nicht so brachial, aber irgendwo da. Auch hier der Gummi-Geruch. Sehr facettenreich. Wie an und in einem warmen Hunter-Gummistiefel nach einem langen Waldspaziergang. Innen und an der erdig-moosig-feuchten Profilsohle geschnüffelt, vermischt mit Weihrauch – viel Weihrauch mit verwelkenden Blütenblättern durchmischt – ich assoziiere Kränze bei Beerdigungen. Wieder mal ein gewaltiges Erlebnis.

Zu Beginn die Kopfnote - süßlich, etwas pudrig – trotzdem (ich bin kein Fan von pudrigen Düften) etwas sehr Schönes. Erinnert entfernt an Versace’s „Blue-Jeans“, vermischt mit dem Rituals typischen Honig-Myrrhe Grundton. Weissen Pfeffer kann ich allerdings gar nicht ausmachen. Moderner und vielgestaltiger als der Blue-Jeans, fordert er Nase und Gehirn lange und nachhaltig und verbirgt doch sein wahres Gesicht. So lange, bis sich die Herznoten entfalten. Sehr facettenreich. Den Moschus kann ich nicht erkennen. In jedem Fall Unisex – würde mir auch an meiner Frau sehr gut gefallen. Blumige Noten im Herz, die ich aber nicht einsortieren kann. Nichts Zitrisches. Ich assoziiere Wasser, Waldboden, Gummi. Hab ich oben schon beschrieben. Blau passt hervorragend. Nicht so außergewöhnlich wie der Breath of God, dafür aber sehr tragbar und doch auch unablässig die Sinne beschäftigend. Hat eine hohe Präsenz bei mir selbst und bei meinem Umfeld - „Hallo hier bin ich!“, ruft der Roi d’Orient.

Am Abend (ca. 8 Stunden nach dem Aufsprühen): Im Abgang bleibt eine Mischung aus einem sehr feinen Holzton – riecht wie Schiffsplanken - die regelmäßig dem Wasser ausgesetzt sind. Immer noch ein wenig Honig und dieser sehr feine Weihrauch, jetzt feiner und eng mit dem Holz verwoben. Das Pudrige ist abgeklungen, auch das Blumige. Immer noch eine gewaltige Mischung, wenn auch der Radius kleiner geworden ist. Immer noch ist das Blau enthalten. Wiewohl Blau kein Duft ist, beschreibt es dieses kühl-erdig-kirchlich-Wässrige gut. Immer noch jener Hauch – ein Anklang - des BoG und etwas von diesem Geruch von erdigen Gummistiefeln. Lecker.

Insgesamt: Ein enorm zu empfehlender Geruch. Hält lange, beschäftigt die eigene Nase und die Nasen seines Umfelds. Ein Anklang an die Lush-Gorilla Düfte aber tragbarer. Wer Versace's Blue-Jeans mag, wird den Roi D' Orient lieben. Wer den Breath of God erfahren hat, findet hier eine Mitmenschen-tauglichere Verdünnung.
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