Bandit 1944 Parfum

Version von 1944
DuftJunkie
31.01.2016 - 05:11 Uhr
19
Top Rezension
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Manchmal lassen Banditen auch etwas zurück.

Sie kam an einem Morgen zu mir. Einem einsamen Sonntag mitten im Winter. Ihre langen Haare wehten im eisigen Wind. Weiß nicht, wie sie mich fand; war ich doch eine graue Maus in der Nacht. Sie fragte mich nach meinem Namen und nach meinen Zielen. Sie erschien mir dabei so, wie ein ganzer Aldehyd-Akkord. Fremd, mystisch und dennoch sehr vertraut. Das verstärkte ihren ohnehin geheimnisvollen Auftritt in ihrem schwarzen Lederumhang. Aus einem sehr feinen und dennoch so zähem Leder, als hätte das gute Stück schon Jahrzehnte auf dem Buckel.

So fing das nette, zwanglose Gespräch an, das einmal meine "olfaktorischen" Weltansichten beeinflussen sollte. Ich erzählte ihr von meiner Vision, die Menschen zu bekämpfen, die Düfte und Parfums in Geschlechter unterteilen. Diese Leute hätten einen Drang, tolle Parfums für das jeweils 'andere' Geschlecht zu verbannen. Ohne jegliche Gedanken an Liebe oder Gott, der ja alle Düfte für 'alle' Menschen erschaffen hat. Und ich bat sie, mir Kämpfer an die Seite zu stellen (inklusive ihr selbst), um diese Feinde zu vernichten. So verbittert war ich.

Sie lächelte sanft. Dabei merkte ich, daß unter ihrem schwarzen Lederumhang noch einiges andere schlummerte. Blüten über Blüten, die erogen sexy und mütterlich zart gleichermaßen waren. Mütterlich weise fiel dann ihre Reaktion aus:
"Bekämpfen? Verbannen? Das hört sich nach Krieg an. Krieg reduziert den Menschen auf ein Tier. Obwohl etwas animalisches uns allen innewohnt, sollten wir es nicht übertreiben. Solch ein Krieg ist leicht anzuzetteln, aber kaum zu gewinnen."
Dabei lugte ein Hauch des 'Animalischen' unter ihrem Umhang hervor, bestärkt durch cuminartige Gewürze.

Mit diesen weisen Worten erinnerte sie daran, daß eine Frau die Mutter 'aller' Menschen ist. Konflikte sollte man immer entspannen, und nicht zuspitzen lassen. Da bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich würde mit meinem persönlichen Konflikt allein sein. Und ich flehte sie an:
"Bitte, reiche mir Deine Hand oder erlaube mir, bei Dir zu bleiben."
"Habe Vertrauen und sei zuversichtlich. Was Dir zu schaffen macht, sind nur Zahlen. Eine alte Geschichte von Minderheit und Mehrheit. Zahlen haben aber keine Macht. Ziehe keine falschen Schlüsse. Doch solltest Du mich mal brauchen, ich werde in der Nähe sein."

Kaum sagte sie dies, schon wandte sie sich zurück. Ich war sprachlos und stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich sah ihren Lederumhang, in den ich mich aufgrund des 'perfekten Schnittes' verliebt hatte, in einer leicht würzig-balsamischen Wolke davonziehen. Ich habe es jetzt nicht unbedingt leichter. Sind doch etliche 'Damendüfte' für mich in die engere Wahl gekommen. Nun weiß ich aber: vielen Frauen geht es mit 'Herrendüften' genauso. ICH BIN NICHT ALLEIN. Ich fasse stets neuen Mut, wenn ich an diesen windigen Tag zurückdenke.

Nach Jahren beschenkte mich diese "Dame In Schwarz" mit dem Parfum, daß meine Sehnsüchte erfüllte. War doch der schwarze Lederumhang darin sehr authentisch eingearbeitet (mit allem Drum und Dran). Wie der Umhang mit dem perfekten Schnitt, betont auch das Parfum maskuline wie auch feminine Züge, je nach Träger/in. Manchmal lassen Banditen auch etwas wertvolles zurück. Und wenn diese Dame eines Tages Dich aufsucht, bediene Dich ihrer Weisheit um Mut zu fassen, wie Dir beliebt (egal, in welcher Angelegenheit :-).

Einem gewissen Ken erging es mit dieser Dame in schwarz ähnlich. Er erzählte von seiner Begegnung mit ihr im Jahre 1970 und ermutigte viele Menschen zum Pazifismus. Daher möchte ich folgende Worte an ihn richten:
"Lieber Ken, obwohl Du nur Keyboarder der Band warst, hast Du das Lied von der Dame in schwarz selbst singen müssen. Euer Leadsänger (D.B.) weigerte sich, weil ihm diese Geschichte zu banal vorkam. Mir jedoch nicht. Und auch mir ist diese Frau begegnet. Auch mir hat sie Mut gemacht. Und du sagtest zum Schluß »Say hello for me«. Nun Ken, immer wenn ich das Parfum, das sie mir beschert hat benutzen will, sage ich »Liebe Grüße von Ken« :-)."

Einigen dürfte diese Geschichte um jene mysteriöse Frau bekannt vorkommen. Man möge sich bitte an Musik der 70er Jahre erinnern.

Doch bei alledem: Wer war eigentlich dieser Ken?
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