Original Eau de Cologne von Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz
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7.8 / 10 200 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz für Damen und Herren, erschienen im Jahr 1709. Der Duft ist zitrisch-frisch. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Zitrus
Frisch
Grün
Blumig
Fruchtig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZitroneZitrone BergamotteBergamotte LimetteLimette BitterorangeBitterorange
Herznote Herznote
VeilchenVeilchen GalbanumGalbanum JasminJasmin
Basisnote Basisnote
MoschusMoschus SandelholzSandelholz WeihrauchWeihrauch ZedernholzZedernholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8200 Bewertungen
Haltbarkeit
5.6174 Bewertungen
Sillage
5.2174 Bewertungen
Flakon
6.9165 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.561 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 08.07.2025.
Wissenswertes
Bei diesem Duft handelt es sich um das erste Original Eau de Cologne aus dem Jahr 1709.
"Original Eau de Cologne" geht auf eine spezielle Mixtur zurück, die ab 1709 unter dem Namen "Aqua Mirabilis" als Heilmittel vertrieben wurde. Der Italiener J.M. Farina stand hinter dem Originalrezept. Bald gab es andere "Kölnisch Wasser", die den Namen "Farina" benutzten und J.M. Farina musste sich gegen Plagiate wehren. 1792 kam eines von Georg Mühlens auf den Markt und der lange währende Streit um den Namen führte letztendlich dazu, dass dessen Produkt in "4711 - Echt Kölnisch Wasser" umbenannt wurde. Noch heute produzieren beide Firmen; Farina Gegenüber beruft sich darauf, noch das über 300 Jahre alte Originalrezept zu verwenden.

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Womit der Duft vergleichbar ist
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Rezensionen

20 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
DuftJunkie

31 Rezensionen
DuftJunkie
DuftJunkie
Top Rezension 49  
Tilli's Tagebuch
Es kommt bei mir beruflich manchmal vor, daß ich in Köln am Melaten-Friedhof vorbeifahre. Gestern war es wieder der Fall. Diesmal überkam mich aber ein seltsames Gefühl. Ich dachte nämlich daran, daß dort ein ganz bestimmter Mensch begraben liegt. Ich mochte hineingehen und auf seinen Grab Nelken legen. Da wo ich herkomme, macht man es so. Als Zeichen des Mitgefühls, der Trauer und der Ehrung. Von einem gewissen Johann Maria Farina ist hier die Rede. Er starb am 25. November 1766 in Köln und wurde auf dem Melaten-Friedhof beigesetzt.
Ich möchte nun aber keine Grabrede halten. Andere können das viel besser. Ich möchte hier einen Kommentar zu seinem größten Werk schreiben, dem "Original Eau de Cologne" von Farina. Auch das können andere sicher besser, aber mir ist halt danach. Ich beginne mit einer Erinnerung aus meiner Kindheit; mit einem Auszug aus einem Tagebuch:

"Aus dem Tagebuch eines Zweijährigen"

Donnerstag,

08:10 Uhr - Kölnisch Wasser auf Teppich gespritzt. Riecht fein. Mama böse. Kölnisch Wasser ist verboten.

08:45 Uhr - Feuerzeug in Kaffee geworfen. Haue gekriegt.

09:00 Uhr - In Küche gewesen. Rausgeflogen. Küche ist verboten.

09:15 Uhr - In Papas Arbeitszimmer gewesen. Rausgeflogen. Arbeitszimmer auch verboten.

09:30 Uhr - Schrankschlüssel abgezogen. Damit gespielt. Mama wußte nicht, wo er war. Ich auch nicht. Mama geschimpft.

10:00 Uhr - Rotstift gefunden. Tapete bemalt. Ist verboten.

10:20 Uhr - Stricknadel aus Strickzeug gezogen und krumm gebogen. Zweite Stricknadel in Sofa gesteckt. Stricknadeln sind verboten.

11:00 Uhr - Sollte Milch trinken. Wollte aber Wasser. Wutgebrüll ausgestoßen. Haue gekriegt.

11:10 Uhr - Hose naß gemacht. Haue gekriegt. Naßmachen verboten.

11:30 Uhr - Zigarette zerbrochen. Tabak drin. Schmeckt nicht gut.

11:45 Uhr - Tausendfüßler bis unter Mauer verfolgt. Dort Mauerassel gefunden. Sehr interessant, aber verboten.

12:15 Uhr - Dreck gegessen. Aparter Geschmack, aber verboten.

12:30 Uhr - Salat ausgespuckt. Ungenießbar. Ausspucken dennoch verboten.

13:15 Uhr - Mittagsruhe im Bett. Nicht geschlafen. Aufgestanden und auf Deckbett gesessen. Gefroren. Frieren ist verboten.

14:00 Uhr - Nachgedacht. Festgestellt, daß alles verboten ist. Wozu ist man überhaupt auf der Welt?

Helmut Holthaus - Aus dem Buch „Texte für die Primarstufe TP 3" (Schroedel 42 023) (C) 1973

Wer kann sich noch an die alten TP Bücher erinnern, die von Schülern gern „TolPatsch" genannt wurden und in der Grundschule, in den 70er und 80er Jahren, deren ständige Begleiter waren? Dieses Szenario mit dem kleinen Tilli (so hieß der Junge), hat mich damals in der Grundschule sehr belustigt, hat mich aber auch gleichzeitig fragen lassen, welches „Kölnisch Wasser" denn so besonders wäre, daß Mama und Sohn ab dem Verschütten desgleichen so einen unschönen Tag haben. Es mußte wohl ein außergewöhnliches Duftwasser sein. Echt Kölnisch Wasser von 4711 scheidet also schonmal aus. 4711 war nämlich auch in den 70ern leicht und überall zu bekommen, günstig war es obendrein. Seit Ende 90er Jahre weiß ich, daß es ein Kölnisch Wasser gab, das nicht nur schwerer zu bekommen, sondern auch "schöner" war als 4711. Es war ein alter Flakon "Farina Gegenüber", das ich auf einem Flohmarkt in Köln erstehen konnte. Kurz darauf sprach ich eine etwas reifere Freundin (eine Ur-Kölnerin) an und fragte, ob sie noch das alte „Kölnisch Wasser" von Farina Gegenüber kannte. Sie strahlte und sagte, daß ihre Mutter und all die Damen aus dem Kaffeekränzchen den Farina dem 4711 vorgezogen hätten. Ich fragte sie, was der Unterschied im Duft gewesen wäre. „Der Nelkeneinschlag" war ihre kurze und bündige Antwort.

Und mit diesem „Nelkeneinschlag" komme ich zum Kern meines Kommentars und dem Grund, warum so ein einfaches „Wässerchen" ein paar Worte mehr verdient als eine gewöhnliche Duftbesprechung.
Daß es sich hier um Nelke handelt, ist fraglich. Bisher habe ich nur drei Quellen ausfindig machen können, die diese „würzige These" unterstützen. Da wäre erst einmal Apicius, der in seinem Kommentar zu "Original Eau de Cologne" meint, "Kardamom" oder Ähnliches zu riechen. Die zweite Quelle wäre meine bescheidene Nase: ich habe doch jahrelang tatsächlich an eine Mischung aus Gewürznelken und Koriander gedacht. Doch den Vortritt lasse ich der dritten Quelle, die als einzige sowohl professionell als auch neutral anzusehen wäre. Der H&R Duftatlas von 1997 zählt als Inhaltsstoffe für "Kölnisch Wasser" von Farina Gegenüber (1714) nämlich Folgendes auf:

Top Note: BERGAMOT, CITRUS, ORANGE, Petitgrain, Neroli
Middle Note: Rosemary, Rose, Carnation
Base Note: Musk

Hier sei angemerkt, das Carnation der englische Begriff für Gartennelke ist. Weiterhin sei angemerkt, daß hinter den Namen "Original Eau de Cologne" (1709) und "Kölnisch Wasser" (1714) wahrscheinlich der gleiche Duft steht. Nur fünf Jahre später unter deutschem Namen erneut eingeführt, um Verwechslungen auszuschließen. Der leider auch wieder sehr schnell viele Nachahmer fand.

Doch zurück zu unserem Duft und dem damit verbundenen, ominösen „Nelkeneinschlag". Mit diesem Nelkenton eröffnete Farina der Parfumkultur ganz neue Wege. Waren die sogenannten „Wässer" bis dahin nur Erfrischungswässerchen, die kurzfristig beleben sollten, so hatte man jetzt eine ganze Base, die man in alle möglichen Richtungen ausbauen konnte. Hatte man bisher nur Rosmarin- oder Lavendel-Wässerchen, die als Aqua Mirabilis (Wunderwasser) von diversen Klöstern hergestellt wurden, oder reine Citrus-Wässerchen auf Bergamotte- und Neroli-Basis, so ließ Farina diese Komponenten zu einem krautigen Wohlgeruch verschmelzen, der später die Grundlage für Fougere- und Chypre-Noten bilden sollte. Man mußte dazu nur Eichenmoos als fixierende Note hinzufügen. Doch um die Vielseitigkeit perfekt zu machen, fügte Farina dieser Komposition noch einen Nelken-Akkord zu, der wahrscheinlich aus Gewürznelke und Gartennelke bestand. Und damit das Durcheinander vollkommen war, kam zur Gartennelke noch ein winziger Schuss Rose-Jasmin-Akkord hinzu. Das mag aus heutiger Sicht sehr simpel klingen; doch zur Zeit Farina's war es „Chaos" pur. Am Ende entstand ein „Wässerchen", das zitrisch, krautig, würzig und blumig gleichermaßen zu sein schien. Mit der Zeit wurden daraus Fougères, Chypres, florale und auch würzig-orientalische Noten kreiert. Es war schon eine Revolution auf dem Parfumsektor. Die nächsten Revolutionen vergleichbarer oder fortführender Art folgten erst viele Jahre später:

"Vetiver" von Floris (1873), Holz-Chypre;
"Fougère Royale" von Houbigant (1882), Fougère;
"L'Origan" von Coty (1906), Floral-Süss;
"Quelques Fleurs" / "Quelques Fleurs L'Original" von Houbigant (1912), Floral;
"Chypre" von Coty (1917), Chypre;
"Knize Ten" von Knize (1924), Leder-Chypre;
"Shalimar" von Guerlain (1925), Ambriiert-Orientalisch;

sowie viele weitere „Meilensteine" der Parfumgeschichte, die den Beginn weiterer Unterfamilien bildeten. Lediglich "N°5" von Chanel war eine der wenigen, davon unabhängigen Erneuerungen. N°5 machte 1921 die Aldehyde salonfähig.

Was zurückbleibt, ist ein schlichter Duft von ungleich großer Raffinesse, der noch heute Millionen Menschen weltweit erfrischt oder gar betört. So ein Kunstwerk bekommt schon mal die Höchstwertung von mir. Nicht weil ich auf Citrus stehe, sondern seiner Bedeutung als Vorreiter all meiner Schätze wegen. Will mich jetzt noch jemand belächeln, daß ich dem Schöpfer des "EdC" einen Besuch an seinem Grab abstatten und Nelken darauf legen möchte ?
20 Antworten
3
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 27  
Colonia statt Corona, No. 14: Abseits
Im Fußballspiel würde es als unfair und langweilig empfunden, wenn sich ein Spieler der angreifenden Mannschaft direkt am gegnerischen Tor aufstellen würde und seine Mitspieler ihm dann einfach nur den Ball über die Köpfe beider Mannschaften hinweg zuflanken würde, sodass der Ball-Empfänger eigentlich nichts machen müsste, außer den Ball anzunehmen und dann auf allernächste Distanz ins Tor zu gurken. Das scheint mir ein sinnvoller Ansatz zu sein, auch wenn ich annehme, dass das für den "Torjäger" auch nicht so schrecklich einfach wäre. Aber immerhin, man will ja sehen, wie sich das Spiel langsam aufbaut und der Ball schrittweise nach vorne gespielt wird.

Deshalb gibt es die Abseitsregel, die besagt, dass es für einen Spieler der angreifenden Mannschaft verboten ist, den Ball abzuspielen an einen Teamkollegen, wenn dieser Teamkollege "direkt vorm gegnerischen Tor" steht, wobei das so definiert ist, dass zwischen dem "annehmenden Mann" und dem gegnerischen Tor noch mindestens zwei Mann der verteidigenden Mannschaft stehen müssen (in der Regel der Torwart und ein Feldspieler). Wird gegen dieses Verbot verstoßen, also wird der Ball abgespielt, und in dieser Sekunde ist die "Zielperson" direkt vorm gegnerischen Tor, steht sie abseits und es wird entsprechend Abseits gepfiffen, was für die angreifende Mannschaft dann weniger gut ist.

Angeblich versteht diese Regel niemand, der nicht fußballbegeistert ist. Früher sagte man, dass Frauen diese Regel nicht verstehen, aber wer so etwas heute sagen würde, stünde auch abseits. Ich bin nicht fußballbegeistert, aber ich denke, ich hab die Regel so gut verstanden, dass ich sie sogar erklären konnte. Oder?

Hingegen ist es mir, obwohl ich duftbegeistert bin, komplett unmöglich, die Geschichte des Verhältnisses von "4711" zu diesem Cologne von Farina Gegenüber zu erzählen. Irgendwie streiten sich die beiden darum, wessen Cologne echter ist, welches zuerst da war, welches vom echten Farina stammt, wer dieser Farina überhaupt war (er hat indes wohl nichts mit Farin Urlaub zu tun) etc etc. Das ist mir alles zu verworren. Zumal es auch noch ein "Farina"-Cologne von Roget&Gallet gibt. Das in die Erklärung einzubeziehen, wäre dann wahrscheinlich wie die Abseitsregel im dreidimensionalen Schach, das in Star Trek gespielt wird.

Ebenfalls kann ich nichts darüber berichten, inwieweit das heute erhältliche "Farina Gegenüber" (ich habe meine Abfüllung im Souk erworben) noch identisch mit den Fassungen von 1709, 1809, 1909 und 2009 ist. Ich denke aber, dass Galbanum, Sandelholz und (weißer) Moschus jedenfalls 1709 nicht zum Standardrepertoire der Parfumeure und Cologneure gehört haben und dass man auch Weihrauch damals eher in der Kirche verwendet hat.

Zunächst mal finde ich, dass sich "Gegenüber" von 4711 in etwa so unterscheidet wie ein Apfel von einem Wagenheber. Wir müssen also nicht denken, die Differenz wäre so wie zwischen tschechischem "Budweiser" und amerikanischem "Bud", zwischen "Coke" und "Pepsi" oder zwischen "Jenaer Glas" aus Jena und "Schott Glas" aus Mainz. Dieser Duft muss eigenständig beschrieben werden.

Er beginnt mit einer leichten, feinen, sehr hellen, zitrischen (eher zitronigen) Eröffnung, der vielleicht etwas Orange, aber nur wenig Bergamotte und eher kein Neroli beigefügt zu sein scheint. Diese zitrische Note ist aber - für ein Cologne untypisch - nicht sehr dominant. Denn es schlägt von der ersten Sekunde an eine (ebenfalls helle) blumige und für meinen Begriff auch stark synthetische Herznote durch, wobei ich mit "synthetisch" sowohl klassische Aldehyde als auch diese modernen Duschgel-Booster meine. Mir gefällt das, zumal es für mich unerwartet feminin, süßlich und chemisch verschleiert daherkommt, eher nicht so sehr. Schon so ab Minute 2 schlägt dann auch die Basis durch, die für ein Cologne ganz überraschend holzig ist. Dabei nimmt man die typische Bleistiftnote der Zeder wahr, nicht überwältigend stark, aber immerhin stärker als den Weihrauch. Über den Bleistift hinaus ist es eher ein fett moschustetränktes und somit fluffiges generisches helles Allgemeinholz.

Insgesamt begegnet mit dieser Farina damit als Anti-4711. Während 4711 kompromisslos altmodisch ist, wirkt Farina auf mich eher angestrengt modern. Ich nehme ihn als sehr hellen, trockenen Holz-Moschus-Aldehyd-WennNichtAmbroxan-Blümling mit davorgeklebter Zitronenfassade wahr. Das war jetzt vielleicht sehr hart, aber ich musste meiner Enttäuschung (ich hatte hier etwas fulminant Klassisches erwartet) Luft machen.

Die Projektion ist sehr schwach, die Haltbarkeit - jedenfalls hautnah - hingegen verdächtig lange (über vier Stunden).

Obwohl natürlich alle Kommentare hier toll sind, empfehle ich zur weiteren Lektüre noch besonders den von Nase1 (der den Duft ähnlich wie ich empfindet) und den der immer sehr geschätzten Ttfortwo (als Gegenprogramm zu meinem Kommentar): Sie ist begeistert und gibt 10 Punkte, aber gleichwohl sind wir uns deskriptiv in vielem gar nicht so fern. Ob ihre Probe aus den 90-ern mit meiner aktuellen gleich riecht, weiß ich natürlich nicht.

Ich gebe zwar noch 7 Punkte, aber pfeife Abseits.
24 Antworten
10
Flakon
2
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Ttfortwo

89 Rezensionen
Ttfortwo
Ttfortwo
Top Rezension 31  
Ein Kleinod. Ein kleines Wunder.
Beim Sortieren und Systematisieren einer der hintersten Ecken in meinem Schrank bin ich auf eine geologische Schicht aus den 90er Jahren und dort auf mehrere kleine ungeöffnete Flakons dieses Duftes gestoßen.

Es ist ja fast ein Wunder: Eine Rezeptur aus den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts - der Dom war noch lange nicht fertig - und es gibt diesen kleinen Helden immer noch. Was hat er nicht alles überleben müssen, Zahlungsschwierigkeiten, aggressive Nachahmer, Schutt und Asche, Schweizer Exil, aber er ist immer noch da und wirkt jünger als jemals.

Was für eine zauberhafte, weiche Freundlichkeit dieser Duft ausstrahlt! Er ist so anders als sein säbelzahniger, metallisch strahliger Namensvetter. Ich trage gerade beide, links die 4711-Variante und zwar in einer älteren Ausgabe, von der ich Anfang der 90er Jahre mehrere kleine Flakons aus Köln als Mitbringsel und Erinnerungsstücke für mich mitgebracht habe - mithin also noch vor dem Firmenverkauf an Wella/Mäurer und Wirtz.

Zwei dieser 4711-Flakons waren noch da und ungeöffnet - einen habe ich extra für diesen Vergleich "geköpft". Er ist vollkommen intakt und eignet sich deshalb gut zum Vergleichen, weil sein Gegenüber, der Gegenüber-Duft, eben bei derselben Gelegenheit gekauft wurde und deshalb gleich alt ist. Der Farina-Duft hatte mich schon damals begeistert und ich hatte damals einen dieser bezaubernden Liegeflakons mitgenommen (dieser ist längst, lääääängst, aufgebraucht) und mehrere Miniaturen.

Ja, ich habe ein Faible für "Überleberer". Deshalb habe ich die größte Hochachtung auch vor dem 4711-Kölnisch-Wasser. Aber ich habe es nie getragen, weil es mir zu harsch ist, zu strahlig-stahlig, zu kopfschmerzfrisch. Im Verlauf wird auch die 4711-Variante etwas weicher, verliert zum Glück diese Zitrusnadelspitze, lavendelt noch für eine gewisse Zeit vor sich hin und ist dann allerdings auch schon fast weg.

Der Farina-Duft hingegen ist - von einem leicht alkoholischem Start abgesehen - von Anfang an blütenseidig und seine Frische ist lind und duftig und der Duft hält deutlich länger. Jetzt, an dieser Stelle des Textes angelangt, ist von dem 4711 nur noch eine fahle Orangenblütenahnung übrig, während sich der Farina-Duft noch erfreulich präsent und vollständig zeigt.

Den Farina-Duft empfinde ich als leichte Version eines Parfums, 4711 als kurze Erfrischung in extra brut.

Farinas kleines Wunder bekommt von mir eine 10. Weil er so alt ist, weil es ihn immer noch gibt, weil er wirklich schön ist, und: Ein vollständiges Parfum.
12 Antworten
8
Duft
Terra

646 Rezensionen
Terra
Terra
Top Rezension 0  
Noch ein Tantchenduft oder schöne Sommerfrische?
4711 ist einer der Düfte, der bei mir immer eine Oma-Assoziation hervorruft. Ob als Erfrischungstuch, vermeintliches Medikament oder überdosierter Sommerduft - eine ganze Tantchengeneration war immer damit ausgerüstet. Vermutlich genau die Tantchen, die als Abendparfüm Tosca trugen. Ich mag Tosca und 4711 - eben genauso wie diese Tantchen. Riechen will ich danach aber nicht. Viele glauben, 4711 sei DAS Eau de Cologne - doch offensichtlich hatte Farina Gegenüber schon mehr als 90 Jahre früher eine solche Kreation lanciert. Nun teste ich das "wahre Original" und bin überrascht, denn diesen Duft finde ich gar nicht omahaft. Es ist ein frischer, leicht süßlicher Zitrusduft, in dem für meine Nase die Mandarine dominiert. Ich finde ihn eher lieblich und fast etwas feminin mit für ein EdC recht guter Haltbarkeit.

Ein schöner Sommerduft - dabei ein wahrer Klassiker, der aber nicht negativ "klassisch" riecht und den man - zu Unrecht, viel seltener an Anderen riecht als 4711 und Co.
3 Antworten
6
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Taurus

1135 Rezensionen
Taurus
Taurus
Top Rezension 14  
Sooo alt – sooo frisch!?
Jeder der in Köln das Duftmuseum im Farina-Haus besucht und über die Geschichte des Parfums staunen darf, erhält als kleines Geschenk eine Miniatur des Original Eau de Colognes.

Wenn dieses nette Present nicht gewesen wäre, hätte ich mich mit diesem Duft höchstwahrscheinlich nicht ernsthaft beschäftigt. Zwar fand ich es faszinierend, wie dieses Eau de Cologne als aller erstes seiner Art von Johann Maria Farina entwickelt wurde und später Napoleon ein großer Abnehmer war (womit der sich angeblich alles so eingedieselt hat), doch die tatsächliche Überraschung ist die olfaktorische Erscheinung. Wenn die Rezeptur tatsächlich bereits über 300 Jahre auf dem Buckel hat, dann war man wie bereits Leimbacher bemerkte, definitiv seiner Zeit weit voraus.

Schließlich soll es ja immer noch die Original-Rezeptur sein (äh ... spätestens beim Moschus würde ich eher denken dass da einige Ingredienzien substituiert wurden), nach der dieses Cologne weiterhin hergestellt wird. Und diese hat es in sich, denn hier schnuppert es angenehm zitrisch-orangig frisch. Eigentlich sogar sehr sehr zeitgemäß, als wäre OEdC ein Duft, der brandneu auf den Markt gekommen ist. Dagegen hat sein ältester sowie bekanntester Mitbewerber 4711 Echt Kölnisch Wasser doch mehr diese konzentrierte Bergamotte- und Nerolinote und wirkt mit Verlaub trotz komplexerer Bauweise etwas angestaubter im übertragenen Sinne.

OEdC ist da zwar einfacher gestrickt, jedoch präzise auf dem Punkt und scheinbar total zeitlos. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass die Menschen damals genau so geduftet haben, aber das Gegenteil beweisen kann ich nun auch nicht.

Dass muss schon damals recht exotisch rüber gekommen sein, denn Zitronen und Orangen (werden hier oben in der Pyramide nicht angeben, aber auf der Seite von Farina) waren da noch lange nicht so verbreitet wie heutzutage.
Nach relativ kurzer Zeit klingt der Duft ins seichte holzig Weiche ab.

Fazit: Original-Rezeptur hin oder her – was damals wohl natürlich hergestellt wurde, wird heute ohne synthetische Hilfsmittelchen (ich sage nur: Moschus) nicht auskommen. Dafür schnuppert jedoch alles frisch und angenehm – sofern dies einem wichtiger ist, als die Story dahinter.
4 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

47 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 2 Monaten
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Erfrischende Zitrusnoten
mit leicht süßlich-luftigen Orangen
Sanftherbes Galbanum
Weich-saubere Moschuskrembasis
Modern & zeitlos duftend
42 Antworten
PollitaPollita vor 2 Jahren
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Kölner in Italien. Hat so gar nichts von klassischen 4711. Hier gibt‘s Nimm 2 in Zitronengelb, etwas fluffigen Moschus. Hach, schön.
31 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 1 Jahr
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Überraschend modern und weniger scharf als die Version aus der Glockengasse. Vollmundige Zitrusnoten zart florale Töne, helle und weiche...
50 Antworten
SchalkerinSchalkerin vor 4 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Kurz vor Corona im Farina Haus in Köln ergattert. Super frisches, holziges Eau de Cologne, das gar nicht so schlecht hält.
19 Antworten
SchoeibksrSchoeibksr vor 2 Jahren
5
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft
Kann der wahren Legende 4711 nicht das kölnisch Wasser reichen.
Die Moschus-Holzbasis ist nämlich zu stumpf & schwül.
Nervige Variante :)*
32 Antworten
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