26.10.2018 - 18:50 Uhr

Duftbursche
14 Rezensionen

Duftbursche
Sehr hilfreiche Rezension
8
Der Zauber ist weg.....
Ich habe lange gezögert, ob ich zu diesem „alten“ ehrwürdigen Duft etwas schreiben soll.
Doch meine Erfahrung mit der heutigen Ausführung dieses Genre-Klassikers wollte ich weitergeben. Und doch kamen Zweifel der Gestalt, ob ich „Unberufener“ mich kritisch einem solchen Duft gegenüber äußern soll bzw. darf, da ich kein Parfümeur oder überhaupt der Branche anhängig bin.
Diesem Duft sind so viele Kindheitserinnerungen anhängig, dass ich fast wehmütig werde, und wollte diese ungern zerstören.
Der Duft kam in unser Häuschen in den Sechzigern. Mein Vater hatte keinen besonderen Bezug zu Düften, hatte aber für die damalige Zeit im Gegensatz zu seinen Kollegen schon mehrere Rasierwässer, wo den meisten eines und ein Leben lang dasselbe völlig genügte. Männer und Düfte- was ist das denn? Immerhin ein kleines Dorf, da ist Stall und Schweißgeruch immer noch DAS wahre Zeichen für Männlichkeit…. – daher eckte ich später erst so richtig an, als ich mit meinem Duftsplin anfing – Meine Mutter hatte immer gerne mal einen anderen Duft an ihrem Manne, sodass sie sich das Geld absparte von ihren gelegentlichen Aushilfsarbeiten bei den Bauern. Sie hat irgendwo über das magische Russisch Leder in einer Zeitschrift gelesen und es war sicherlich ein schwieriges Unterfangen ohne Auto in die nächste Stadt, fast 25 km entfernt, zu gelangen, wo sie den Duft auch erwerben konnte.
Eine Zeit ohne Auto, ohne Internet und andere Bestellmöglichkeit, mit kargen Möglichkeiten für den Einkauf drumherum, können sich sicherlich die Wenigsten von euch noch vorstellen.
Und so kam zu Vaters Geburtstag Russisch Leder in unser bescheidenes Haus. Ich sehe noch die erstaunten Augen meines Vaters darüber, hatte doch auch er wohl schon davon gehört. Nun wartete alles auf das „Auch mal davon ein Wenig auf der Haut haben zu dürfen“ – NIX! - das ist, wie hieß es schon zu seiner Großmutter Zeiten: “Das ist nur für gut!“ Und das waren eben besondere Tage.
Am ersten Sonntag danach kam mein Vater die Treppe herunter und etwas später habe ich diesen unvergesslichen Duft überall im Haus, wo Vater gegangen war, wahrgenommen. Wie eine unsichtbare Spur zog er sich zum Wohnzimmer. Wir sprechen hier von einem Rasierwasser, heutzutage nur noch als After-Shave in aller Munde, kein EdT. Die Augen der Mutter strahlten, sie ließ gar nicht los vom Vater um den Duft zu „atmen“. Auch er schien restlos begeistert. Für mich war es ein Erlebnis, welches Wochen später eine Steigerung der besonderen Art haben sollte. Vater rief mich zu sich am Sonntagmorgen ins Bad, wo wir ihn nie stören durften. Na, mein Sohn, eine Rasur gefällig? Ich war so um die 10 Jahre, natürlich Bartfrei, aber wie das wirkte auf mich. Der Vater seifte mich mit seinem Rasierschaum ein und hat mit der stumpfen Seite des Rasiermessers mich „rasiert“. Zum Schluss der schönste Moment für mich: er machte mit seinem Zeigefinger, den er zuvor an Russisch Leder benässt hatte, mir jeweils etwas davon an die Ohrläppchen und einen Tupfer auf meine Nase. Ich war so stolz! Wie ich wohl geduftet habe……
Ja, lang, lang ist es her. Mein Vater musste früh „gehen“…. Die charakteristische weiße flache Flasche, heute wohl Flakon bezeichnet, habe ich aufgehoben. Ebenso die auch von ihm geliebte ebenfalls weiße aber runde Flasche von Tabac, der unwiederbringliche Flakon von Irisch Moss, wiederfüllbar und mit Balgenzerstäuber!
Irgendwann die vergangenen Jahre habe ich gewagt, mit großer Skepsis, ein Flascherl als Vintage zu erwerben, für viel Geld, wie ich es empfinde. Für mein Dafürhalten gekippt.
Nun habe ich also die neue von Farina gekauft. Auch als AS. Was für ein Unterschied zu früher. Schon der Flakon in seiner völlig durchsichtigen Machart wie ein Marmeladenglas, macht nichts her. Muss heute alles was einmal gut oder schön war reformiert werden? Tabac oder Old Spice haben doch auch die alte Erscheinung beibehalten! Zumal doch dies Vintage so „in“ ist, oder irre ich jetzt? Völlig enttäuscht aber bin ich vom Duft. Nichts hat er von der der einstigen Raumfüllenden Aura. Des Öfteren habe ich die vergangenen Wochen immer wieder Russisch Leder aufgelegt nach der Rasur. Weder meine Frau, noch meine Bekannten haben positiv darauf reagiert. Nichts! Enttäuschung pur.
Sind es denn nur die Kindheitserinnerungen, die mich daran so haben hängen lassen? Diese Aura, das ganze erwartete „Hoi! Toll“ ist nicht gekommen. Kein Vater, der im Badspiegel hinter mir „erschien“ und sagte: Aber mein Sohn, heute diesen Duft benutzt, der ist doch nur für gut….
Nein, Vater, der Zauber ist weg. Ich steh völlig enttäuscht vor den Scherben einer (erhofften und gewünschten) Erinnerung, die so nie wiederkommen wird.
---- Schade, Russisch Leder ist gegangen wie meine Kindheit….
Und die neue Version? Ich habe es verkauft ohne einen Moment zu zögern…
Man muss erkennen, wenn etwas endgültig vorbei ist.
Doch meine Erfahrung mit der heutigen Ausführung dieses Genre-Klassikers wollte ich weitergeben. Und doch kamen Zweifel der Gestalt, ob ich „Unberufener“ mich kritisch einem solchen Duft gegenüber äußern soll bzw. darf, da ich kein Parfümeur oder überhaupt der Branche anhängig bin.
Diesem Duft sind so viele Kindheitserinnerungen anhängig, dass ich fast wehmütig werde, und wollte diese ungern zerstören.
Der Duft kam in unser Häuschen in den Sechzigern. Mein Vater hatte keinen besonderen Bezug zu Düften, hatte aber für die damalige Zeit im Gegensatz zu seinen Kollegen schon mehrere Rasierwässer, wo den meisten eines und ein Leben lang dasselbe völlig genügte. Männer und Düfte- was ist das denn? Immerhin ein kleines Dorf, da ist Stall und Schweißgeruch immer noch DAS wahre Zeichen für Männlichkeit…. – daher eckte ich später erst so richtig an, als ich mit meinem Duftsplin anfing – Meine Mutter hatte immer gerne mal einen anderen Duft an ihrem Manne, sodass sie sich das Geld absparte von ihren gelegentlichen Aushilfsarbeiten bei den Bauern. Sie hat irgendwo über das magische Russisch Leder in einer Zeitschrift gelesen und es war sicherlich ein schwieriges Unterfangen ohne Auto in die nächste Stadt, fast 25 km entfernt, zu gelangen, wo sie den Duft auch erwerben konnte.
Eine Zeit ohne Auto, ohne Internet und andere Bestellmöglichkeit, mit kargen Möglichkeiten für den Einkauf drumherum, können sich sicherlich die Wenigsten von euch noch vorstellen.
Und so kam zu Vaters Geburtstag Russisch Leder in unser bescheidenes Haus. Ich sehe noch die erstaunten Augen meines Vaters darüber, hatte doch auch er wohl schon davon gehört. Nun wartete alles auf das „Auch mal davon ein Wenig auf der Haut haben zu dürfen“ – NIX! - das ist, wie hieß es schon zu seiner Großmutter Zeiten: “Das ist nur für gut!“ Und das waren eben besondere Tage.
Am ersten Sonntag danach kam mein Vater die Treppe herunter und etwas später habe ich diesen unvergesslichen Duft überall im Haus, wo Vater gegangen war, wahrgenommen. Wie eine unsichtbare Spur zog er sich zum Wohnzimmer. Wir sprechen hier von einem Rasierwasser, heutzutage nur noch als After-Shave in aller Munde, kein EdT. Die Augen der Mutter strahlten, sie ließ gar nicht los vom Vater um den Duft zu „atmen“. Auch er schien restlos begeistert. Für mich war es ein Erlebnis, welches Wochen später eine Steigerung der besonderen Art haben sollte. Vater rief mich zu sich am Sonntagmorgen ins Bad, wo wir ihn nie stören durften. Na, mein Sohn, eine Rasur gefällig? Ich war so um die 10 Jahre, natürlich Bartfrei, aber wie das wirkte auf mich. Der Vater seifte mich mit seinem Rasierschaum ein und hat mit der stumpfen Seite des Rasiermessers mich „rasiert“. Zum Schluss der schönste Moment für mich: er machte mit seinem Zeigefinger, den er zuvor an Russisch Leder benässt hatte, mir jeweils etwas davon an die Ohrläppchen und einen Tupfer auf meine Nase. Ich war so stolz! Wie ich wohl geduftet habe……
Ja, lang, lang ist es her. Mein Vater musste früh „gehen“…. Die charakteristische weiße flache Flasche, heute wohl Flakon bezeichnet, habe ich aufgehoben. Ebenso die auch von ihm geliebte ebenfalls weiße aber runde Flasche von Tabac, der unwiederbringliche Flakon von Irisch Moss, wiederfüllbar und mit Balgenzerstäuber!
Irgendwann die vergangenen Jahre habe ich gewagt, mit großer Skepsis, ein Flascherl als Vintage zu erwerben, für viel Geld, wie ich es empfinde. Für mein Dafürhalten gekippt.
Nun habe ich also die neue von Farina gekauft. Auch als AS. Was für ein Unterschied zu früher. Schon der Flakon in seiner völlig durchsichtigen Machart wie ein Marmeladenglas, macht nichts her. Muss heute alles was einmal gut oder schön war reformiert werden? Tabac oder Old Spice haben doch auch die alte Erscheinung beibehalten! Zumal doch dies Vintage so „in“ ist, oder irre ich jetzt? Völlig enttäuscht aber bin ich vom Duft. Nichts hat er von der der einstigen Raumfüllenden Aura. Des Öfteren habe ich die vergangenen Wochen immer wieder Russisch Leder aufgelegt nach der Rasur. Weder meine Frau, noch meine Bekannten haben positiv darauf reagiert. Nichts! Enttäuschung pur.
Sind es denn nur die Kindheitserinnerungen, die mich daran so haben hängen lassen? Diese Aura, das ganze erwartete „Hoi! Toll“ ist nicht gekommen. Kein Vater, der im Badspiegel hinter mir „erschien“ und sagte: Aber mein Sohn, heute diesen Duft benutzt, der ist doch nur für gut….
Nein, Vater, der Zauber ist weg. Ich steh völlig enttäuscht vor den Scherben einer (erhofften und gewünschten) Erinnerung, die so nie wiederkommen wird.
---- Schade, Russisch Leder ist gegangen wie meine Kindheit….
Und die neue Version? Ich habe es verkauft ohne einen Moment zu zögern…
Man muss erkennen, wenn etwas endgültig vorbei ist.
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