Barfly Scotch & Soda 2010

Also dann, soll es wohl "Barfly" sein. Für meinen ersten Kommentar hab ich einen zwar gefälligen, aber dennoch nicht sonderlich leicht zu beschreibenen Duft gewählt. Naja, mal schauen, was draus wird...
"Barfly"... das bedeutet zu Deutsch soviel wie "Säufer" oder "Kneipenhocker". Man würde also vielleicht einen rauchigen, ledrigen, zumindest aber sehr männlich herben und kantigen Duft erwarten. Aber weit gefehlt. Sprüht man das Parfum aus dem schönen, schweren Glasflacon, dessen makellose Eleganz einzig durch den Plastikverschluss getrübt wird auf sein Handgelenk, so nimmt man im ersten Moment fast ausschließlich spritzig-frische Zitrone wahr, als würde sie einem direkt in die Nase springen und sämtliche Richzellen verätzen wollen. Nach bereits einer halben Minute hat sich unser kleiner gelber Freund aber wieder beruhigt und es treten deutlich erkennbar Pfeffer und Kardamom hinzu und geben dem Ganzen zusammen mit dem bereits wahrnehmbaren Zedernholz so etwas wie eine Kontur. Wer eine ausführliche Liste der Duftkomponenten sucht, wird im Übrigen auf der Seite von Scotch&Soda (einem unverschämt teuren, aber doch schicken Modelable) fündig. Nach einiger Zeit, etwa 20 Minuten, gesellen sich die Hölzer und der Lavendel hinzu und der Duft beginnt sich zu "setzen", allerdings ohne dass die Bestandteile der Kopfnote gänzlich verschwinden, die Zitrusfrüchte bleiben allgegenwärtig. Auch der zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund getretene Pfeffer feiert an dieser Stelle nochmal ein kleines Comeback, bevor nach ca. 1 1/2 Stunden die Vanille das Ruder übernimmt und den Tester bzw. Träger des Parfums zusammen mit dem Moschus als zweitem Steuermann in ruhigere Gewässer navigiert. Diese leicht süßliche, balsamische Flaute (bitte nicht negativ interpretieren!) hält sich noch etwas über 3 Stunden, bevor das olfaktorische Schiff untergeht.
"Barfly" ist meinem Empfinden nach eher ein Männerduft als unisex. Man wird mit ihm vielleicht nicht an jeder Ecke Komplimente erhaschen können, dazu ist die Sillage schlicht zu gering, dafür kann man ihn zu jeder Gelegenheit, ob Sommer oder Winter aufsprühen und sich sicher sein, nicht falsch zu liegen. Mit 39€ für 50ml ist der Duft zwar nicht ganz günstig, dies dürfte aber zu großen Teilen dem Markennamen geschuldet sein.
Alles in Allem könnte man also vermuten, es handle sich um einen typischen Durchschnittsduft mit recht linearem Verlauf. Und das stimmt sogar. Doch dieses altbewähre Konzept wird mit "Barfly" so gut umgesetzt, dass das Parfum schon wieder deutlich unter den Standarddüften hervorsticht. Ich kann den Duft nur empfehlen, Verwendung wird man für ihn mit Sicherheit finden.