03.09.2017 - 15:13 Uhr
Meggi
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Meggi
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25
Sich einfach verlieren
Aus dem Röhrchen riecht es vor allem nach mild-würzigem Nadelbaum. Gleich nach dem Auftragen duftet es ähnlich, nur mit deutlicher wächsernem Untergrund. Ätherische Öle kitzeln die Nase. Außerdem bilde ich mir irgendwas Sanft-Fruchtiges ein, bloß einen Hauch. Ständig pendele ich diesbezüglich gedanklich hin und her zwischen sehr reifer Mandarine und stark gesüßter, also jeglicher Spitze beraubter Heißer Zitrone. Doch Luce di Segantini ist kein Zitrusduft, es bleibt bei einer Andeutung. Nach einer halben Stunde fabuliere ich einen Moment lang gar Dunkel-Schokoladiges hinein.
Auf Schafgarbe wäre ich niemalsnicht von allein gekommen. Ich erinnere mich lediglich nebulös an Schafgarbensaft aus dem Reformhaus. Ewig her, hatte meine Mutter mal gekauft. Bitteres Zeug, wenn ich mich recht entsinne. Joah, passt, da ist definitiv was Bitteres direkt auf der Haut. Alles Weitere wäre Spekulation.
Mittags ist der Duft harzig-wächsern und süß-cremig gleichermaßen. Auf der Herstellerseite heißt es, die Zistrose zeige süße wie auch erdige Aspekte. Letztere würden erklären, warum ich vorne spontan an Patchouliähnliches (als sozusagen Schokoladen-Quelle) gedacht hatte. Mittlerweile finde ich den Duft eher süß, und würde den Eindruck duftig-karamellig-vanillig nennen. Aber dennoch ist er keineswegs ein Gourmand. Und wieder mehr staubig-harzig-hauchfruchtig, dabei reich an Details und Nuancen, geht es durch den Abend.
Völlig auf dem Schlauch stehe ich hinsichtlich der genannten Blüten. Nicht einmal in Kenntnis der Angaben gelingt mir eine Identifikation, die ich sicher vom Herum-Phantasieren abgrenzen kann. Mit knapper Not mag ich einen unstinkigen Jasmin bestätigen.
Ohnehin bringt (da bin ich ganz bei der werten Turandot) ein Aufdröseln von Noten mich nicht voran. Luce di Segantini ist ein charakterlich ziemlich stiller Stimmungsduft, in dem es sich einfach verlieren lässt. Ich mag ihn gerne riechen, es bleibt jedoch leider ein Gedanke an Duftkerzen-Öl oder Raumduft nicht aus. Trotzdem: Ja, er leuchtet in innerer Ruhe, als wisse er, dass Dunkelheit die Abwesenheit von Licht ist – und nicht umgekehrt.
Meine im Parfüm-Bereich bisher nächsten Erlebnisse hatte ich mit den Düften von Annette Neuffer, nicht zuletzt wegen des wachsig-harzigen Untergrunds liegt ein Vergleich nahe. Die Neuffer-Kreationen sehe ich in ihrer breiteren und, pointiert gesagt, „parfümigeren“ Aufstellung allerdings per saldo eine Nasenlänge vorn. Wobei Frau Segantini mit ihrem „Luce“ erklärtermaßen eben einzig eine Stimmung einfangen wollte. Insofern wäre es spannend, ob weitere Düfte folgen, die möglicherweise anderer Art sind.
Ungeachtet meiner kleinen Vorbehalte geht es mir wie immer mit derlei: Obwohl die schiere Anzahl der zur Verfügung stehenden Gerüche geringer ist, wenn komplett auf Chemie verzichtet wird - der Nuancen-Reichtum natürlicher Zutaten macht das für mich zumeist mehr als wett. Stets berühren solche Mixturen mich und oft scheinen mir konventionelle Parfüms daneben geradezu bestürzend flach und reizarm. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich bei Natur-Düften bedenkenlos etwa die obige Schokoladen-Assoziation wage.
Ich bedanke mich bei Derailroaded, dass ich dieses Schätzchen testen durfte.
PS: Die Entstehungsgeschichte und auch die Presseberichte dazu zu lesen, macht übrigens Spaß. Ich vermute, es handelt sich zur Abwechslung nicht um ein reines Marketing-Märchen. Ich zumindest habe etwas über einen mir bis dato unbekannten Künstler erfahren.
Auf Schafgarbe wäre ich niemalsnicht von allein gekommen. Ich erinnere mich lediglich nebulös an Schafgarbensaft aus dem Reformhaus. Ewig her, hatte meine Mutter mal gekauft. Bitteres Zeug, wenn ich mich recht entsinne. Joah, passt, da ist definitiv was Bitteres direkt auf der Haut. Alles Weitere wäre Spekulation.
Mittags ist der Duft harzig-wächsern und süß-cremig gleichermaßen. Auf der Herstellerseite heißt es, die Zistrose zeige süße wie auch erdige Aspekte. Letztere würden erklären, warum ich vorne spontan an Patchouliähnliches (als sozusagen Schokoladen-Quelle) gedacht hatte. Mittlerweile finde ich den Duft eher süß, und würde den Eindruck duftig-karamellig-vanillig nennen. Aber dennoch ist er keineswegs ein Gourmand. Und wieder mehr staubig-harzig-hauchfruchtig, dabei reich an Details und Nuancen, geht es durch den Abend.
Völlig auf dem Schlauch stehe ich hinsichtlich der genannten Blüten. Nicht einmal in Kenntnis der Angaben gelingt mir eine Identifikation, die ich sicher vom Herum-Phantasieren abgrenzen kann. Mit knapper Not mag ich einen unstinkigen Jasmin bestätigen.
Ohnehin bringt (da bin ich ganz bei der werten Turandot) ein Aufdröseln von Noten mich nicht voran. Luce di Segantini ist ein charakterlich ziemlich stiller Stimmungsduft, in dem es sich einfach verlieren lässt. Ich mag ihn gerne riechen, es bleibt jedoch leider ein Gedanke an Duftkerzen-Öl oder Raumduft nicht aus. Trotzdem: Ja, er leuchtet in innerer Ruhe, als wisse er, dass Dunkelheit die Abwesenheit von Licht ist – und nicht umgekehrt.
Meine im Parfüm-Bereich bisher nächsten Erlebnisse hatte ich mit den Düften von Annette Neuffer, nicht zuletzt wegen des wachsig-harzigen Untergrunds liegt ein Vergleich nahe. Die Neuffer-Kreationen sehe ich in ihrer breiteren und, pointiert gesagt, „parfümigeren“ Aufstellung allerdings per saldo eine Nasenlänge vorn. Wobei Frau Segantini mit ihrem „Luce“ erklärtermaßen eben einzig eine Stimmung einfangen wollte. Insofern wäre es spannend, ob weitere Düfte folgen, die möglicherweise anderer Art sind.
Ungeachtet meiner kleinen Vorbehalte geht es mir wie immer mit derlei: Obwohl die schiere Anzahl der zur Verfügung stehenden Gerüche geringer ist, wenn komplett auf Chemie verzichtet wird - der Nuancen-Reichtum natürlicher Zutaten macht das für mich zumeist mehr als wett. Stets berühren solche Mixturen mich und oft scheinen mir konventionelle Parfüms daneben geradezu bestürzend flach und reizarm. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich bei Natur-Düften bedenkenlos etwa die obige Schokoladen-Assoziation wage.
Ich bedanke mich bei Derailroaded, dass ich dieses Schätzchen testen durfte.
PS: Die Entstehungsgeschichte und auch die Presseberichte dazu zu lesen, macht übrigens Spaß. Ich vermute, es handelt sich zur Abwechslung nicht um ein reines Marketing-Märchen. Ich zumindest habe etwas über einen mir bis dato unbekannten Künstler erfahren.
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