RichardHorn
25.04.2022 - 04:03 Uhr
5
10Duft 9Haltbarkeit 9Sillage

Katastrophale Bewertung - wahr oder nicht?

Tempel hat hier ja eine phänomenal schlechte Bewertung. Daher wollte ich diesen Duft als Anlass dafür nehmen, mich nochmals näher damit zu beschäftigen und dessen Mysterium zu ergründen, sollte er ein solches überhaupt besitzen...

Gleich vorweg: Terenzi gehört aus meiner Sicht zu einem der besten Oud-Düfte; er ist eine ungewöhnliche, tolle Blumen-Oud-Kombination. Und ja, auch wenn mir die zahlreichen negativen Assoziationen über „Stallgeruch“ und „Käsenote“ durchaus bewusst sind: Ich meine, dass Oud dann so in einem Parfüm riecht wie hier, wenn es zurückhaltend eingesetzt ist. Tempel ist daher aus meiner Sicht ein faszinierender, in keinem Falle alltäglicher Duft.

Wie den Duft beschreiben? Er ist angenehm süß und vereint zwei Gegensätze. Auf der einen Seite die zwei angegebenen Oud-Sorten, das kambodschanische und das indische Oud. Dazu sehr viel Maiglöckchen mit einem intensiv-blumigen und süßlichen Charakter sowie Ambra. Durch die gekonnte Zusammenstellung wirkt der Duft kontrovers, andererseits auch einmalig; und, was mich selbst überrascht hat, riecht Tempel in meiner Nase unerklärlicherweise fruchtig. Liegt es wirklich an der Magnolie oder der Narzisse? Ineinander verwoben also oudig-blumig-fruchtig-süßlich – ein Genuss!

Er ist für Frauen aufgrund der blumigen Komponenten geeignet, für Männer wegen der Oud-Sorten; jedoch eher für mittleres oder älteres Publikum. Er ist ganz bestimmt ein Brecher, d.h. die Haltbarkeit, die Projektion und Sillage sind enorm. Natürlich kann man Tempel auch im Büro tragen, wenn es dezent eingesetzt ist – eine Empfehlung als Business-Duft würde mir aber schwer fallen. Auch für den Sport würde ich ihn eher nicht empfehlen; aber dafür für jedes gesellschaftliche Ereignis, bei dem man auffallen und mit einer ungewöhnlichen Duft-DNA punkten oder auffallen möchte.

Wie auch immer man zu Tempel stehen mag, ob man ihn mag oder ablehnt: Dieses Parfüm aus dem Hause Terenzi ist für mich ein Paradebeispiel, was ein Nischenduft sein "kann". Tempel deutet sicherlich handwerkliche Kunst an, die Inhaltsstoffe scheinen hochwertig und zudem ungewöhnlich miteinander „orchestriert“ zu sein; und durch die Zusammenstellung wurde ein Duft kreiert, über den es sich lohnt, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Und dies ist ja wohl für die meisten Duftliebhaber etwas, was wir uns erhoffen und wünschen.
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