Oud Stars

Alexandria Orientale 2018

DerDefcon
24.01.2023 - 15:16 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Sukzessiv gesteigert ...

hat sich die Alexandria-Reihe, wenn auch nicht ganz der numerischen Reihenfolge entsprechend. "Alexandria I" kenne ich - wie wohl so viele - überhaupt nicht. Der Duft scheint auch eher ein Mythos zu sein. "Alexandria II" war mir zu schwülstig. Lavendel und irgendwas anderes sorgen für eine ziemlich süß-penetrante Klebrigkeit. Andere rochen Haarspray, wiederum andere eine Art Scheuerlappen. Naja ... wie auch immer.
"Alexandria III" kam luftiger und vor allem zu Beginn unfassbar anstrengend blumig daher. Ich mag florale Düfte, aber der Rose-Maiglöckchen-Verbund muss erstmal überstanden werden, erinnert dieser doch stark an Omas liebste Rosenseife. Allgemein bleibt jene Note, die Rose, über den gesamten Duftverlauf recht dominant, lässt jedoch Lavendel und Zimt glücklicherweise irgendwann den Vortritt.
Letztere, gemeint sind Lavendel und Zimt, wissen sich in "Alexandria Orientale" deutlich stärker zu behaupten. Und das ist gut so! Ich bin mit Lavendel förmlich aufgewachsen, trug mein Vater schließlich seit 1995, meinem Geburtsjahr, nahezu durchgehend DEN Duft aus dem Hause Jean Paul Gautier. Natürlich meine ich "Le Male", ein orientalisch angehauchter, stark auf Lavendel setzender, süßer und nach wie vor moderner Fougère-Duft, ähnlich wie auch "Alexandria Orientale". Selbstverständlich sind das keine Duftzwillinge und sie riechen auch keineswegs ähnlich, aber die Duftidee als solche ist meiner Nase nach gar nicht mal unähnlich. Beide Düfte setzen den Lavendel prominent in Szene und lassen ihn, wenn auch mithilfe verschiedener Duftnoten, leicht frisch daherkommen. Bei "Le-Male" ist es insbesondere die Minze, während es bei dem Meisterwerk aus dem Hause Xerjoff wohl der Apfel im Zusammenspiel mit dem Weihrauch sein dürfte. Der Orientale kommt für mich entsprechend deutlich luftiger daher als die anderen beiden Alexandria-Versionen. Kuhstall nehme ich übrigens nur kurz im Auftakt wahr. Ich schätze, das liegt am Leder. Um einen 'Kuhstallduft' handelt es sich meiner Ansicht nach daher überhaupt nicht. Da roch ich schon ganz andere Sachen, beispielsweise den "Kemi" von Kemi, wobei auch dieser sich nach einer Weile legt und ein mehr oder weniger harmloser und sozialverträglicher Oud-Kandidat ist. Aber ich schweife ab ...

"Alexandria Orientale" bleibt über den gesamte Duftverlauf relativ luftig, wird von leicht staubigem Zimt - eine meiner Lieblingsduftnoten - begleitet, während die Rose sich sehr stark zurückhält, aber bei genauerem Riechen zu vernehmen ist. Eine angenehme Süße schwingt ebenfalls mit. Hier tippe ich auf Amber und Vanille - wohlgemerkt sehr vorsichtig dosiert und zurückhaltend. Zu keiner Zeit wird es zähflüssig oder klebrig-harzig. Stattdessen finden wir eine dezente Holzigkeit vor, die dem Lavendel und Zimt geschuldet sein dürfte. Einen durchschlagskräftigen, die Nasenschleimhäute penetrierenden Oud-Hammer bekommt man hier also nicht. Viel mehr darf man sich mit einem geringfügig luftigen Lavendelduft vergnügen, der durch Zimt und eine minimale Apfelsüße ziemlich alltagstauglich daherkommt. Mit der Dosierung sollte man dennoch vorsichtig sein. Ich roch ihn zwar nach einigen Stunden nicht mehr sonderlich stark, doch als ich nach wenigen Tagen meinen Schal zur Hand nahm, kam mir der Duft deutlich entgegen. Dabei sprühte ich lediglich viermal aus dem Plastikzerstäuber, aus welchem bekanntermaßen keine Unmengen entweichen.

Ich mache es kurz! Sollte man sich bei Xerjoff dazu entschließen, diesen Duft als 15ml-Flakon zu verkaufen, zieht der bei mir ein.

PS: Mein "Lumière Noire Homme" als Rose-Zimt-Meisterwerk kann auch nicht von diesem Xerjoff verdrängt werden. Das wollte ich nur mal angemerkt haben ;)
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