Oud Stars

Fars 2012

Zwalpay
21.05.2023 - 12:31 Uhr
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Liebe aus Tradition ?

Ist das hier wieder ein Duft, den man entweder nur über alles lieben oder abgrundtief hassen kann? Ich glaube nicht. Diesen Duft muss man, finde ich, richtig verstehen. Zumindest bin ich davon überzeugt, dass eine gewisse Kategorie von Parfumos sich die Zeit nehmen sollte, noch einmal über diesen Duft nachzudenken.

Bei meinem ersten Test hatte ich, wie viele hier auf Parfumo scheinbar auch, die Assoziation mit alten Menschen. Mich persönlich erinnert der Duft direkt an die Opas und Onkel aus der Moschee. Das liegt womöglich daran, dass ähnliche Duftkompositionen an vielen Orten in der Türkei oder bei der Pilgerfahrt nach Mekka an fast jeder Ecke verkauft werden. Ich war natürlich auch erstmal abgeschreckt. Wer will denn so riechen wie ein Opa?
Ich habe dann sehr lange darüber nachgedacht, ob der Duft einfach ein Opaduft ist oder ob es nur die Assoziation ist, die den Duft in meinen Augen kaputt gemacht, also ob der Fars o.ä. quasi der One Million oder Dior Sauvage für Opas ist.

Der Duft an sich mit seinem Zusammelspiel aus Oud - Rosengeranie - Lavendel ist nämlich anfürsich betrachtet ein Meisterwerk. Auch wenn das Oud doch eine sehr zarte Nebenrolle einnimmt, ist es trotzdem da und dürfte eigentlich nichtmal die Einsteiger überfordern.

Die Frage war selbstverständlich schnell beantwortet. Natürlich lag es an der Assoziation. Jeder verbindet gewisse Duftnoten mit gewisen Gefühlen und Erinnerungen. Eigentlich wäre es sogar überflüssig, diese Frage überhaupt hier aufzuwerfen, wenn Sie mich nicht zum nächsten Punkt geleitet hätte.

Ist diese Assoziation denn etwas schlechtes? Ist es schlecht, an unsere Großväter oder Onkel erinnert zu werden? Spielt die Assoziation mal richtig im Kopf durch und springt nicht sofort bei der ersten Visualisierung eines alten Menschen ab. Einmal darüber hinaus gedacht, sehe ich zum Beispiel viel mehr. Ich sehe, wie ich als kleiner Junge in die Moschee komme und alle mich ansehen und glücklich sind, ihren Enkel oder Neffen zu sehen und ihn umarmen zu können und Zeit mit ihm zu verbringen. Ich sehe einen Sommermorgen im Garten meiner Großeltern mit einer Picknickdecke auf dem Rasen und einem Frühstück auf dieser. Den Geruch von schwarzem Tee und Simit während die Sonne scheint und es noch nicht zu heiß ist. Das Treffen am Ramadan mit meinen Brüdern, meinen Cousins, meinen Tanten, meinen Onkeln und meinen Großeltern in der Mitte und in mir nur die Realisierung, dass jene Großeltern diese ganze Familie erschaffen haben.
Es ist die Generation, die alles dafür gegeben hat, dass ihre Kinder und Enkel ein besseres Leben leben können. Vor dieser Assoziation bzw. vor diesem Geruch könnte ich mich niemals ekeln. Ganz im Gegenteil. Ich würde und werde jetzt auch mit Stolz diesen Duft tragen.
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