Gardénia Passion 1989

Ripieno
14.02.2011 - 08:54 Uhr
12
Sehr hilfreiche Rezension
2.5
Haltbarkeit
7
Duft

Baßtuba und Posaunen

"Light-Ohnmacht" ist eine voll ins Schwarze treffende Wortschöpfung. Kompliment an Lav! Wobei für mich die Betonung mehr auf Ohnmacht liegt, denn das Methylanthranilat, das vermutlich den Hauptverantwortlichen für den mit einer Baßtuba verstärkten Posaunenchor von Tuberose und Orangenblüte stellt, schiebt sich mit seiner Schwere und Süßlichkeit doch arg in den Vordergrund. Lauter können auch die Posaunen von Jericho kaum gewesen sein.

Das Thema "Gardenie" würde ich mir deutlich grüner und frischer und tatsächlich auch leichter wünschen. Gardenia-Concrète hat zwar einen süßen Unterton, der an Tuberose erinnert, aber das Grün frischer Blätter ist stark akzentuiert. Es macht sich bemerkbar, daß Goutal synthetische Blümchen verarbeitet hat, und es scheint sich zu bewahrheiten, daß eine gelungene Gardenia-Nachbildung seltener zu finden ist als überzeugende Veilchen- oder Maiglöckchen-Imitate.

Immerhin ist die gestellte Aufgabe mit weitem Abstand besser gelöst als bei der Samt-Gardenie (Velvet Gardenia) von Tom Ford, deren fäkale Note ich als ekelerregend empfinde. Und trotz aller Kritik ist zu vermerken, daß Goutal hier eine originelle und exotische Vereinigung zweier Duftfamilien gelungen ist, nämlich der grün-floralen und der süß-floralen, daß das Ergebnis Niveau hat und der Duft zu recht seine Liebhaberinnen findet.

Nachtrag

Tania Sanchez geht in ihrer Kritik noch einen Schritt weiter: Gardénia Passion sei gar keine Gardenie. In Wirklichkeit hätten wir hier eine Tuberose, die versucht, sich hinter einem dünnen Schleier aus grünem Blattwerk zu verbergen - wie ein ungebetener Gast in rotem Satin, der sich zum Essen hereinschleicht und glaubt, sich hinter einer Farnpflanze verstecken zu können. Ich fürchte, ich muß mich ihr anschließen.
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