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Sehr hilfreiche Rezension
Choosing a Book by its Cover (1) – Idiem Lux “Rooted”
Am Anfang war der Flakon. Wie so oft bei mir. Flakons sind eine meiner großen Leidenschaften im Bereich der Parfümerie, und die Datenbank von Parfumo ist eine hervorragende Quelle, um ausgefallene oder auch künstlerische Flakons ausfindig zu machen. Der von „Rooted“ ist mir auch hier begegnet und wirkte auf Anhieb interessant: handwerklich gefertigt und so in jedem Exemplar einzigartig, dabei gar nicht extravagant, sondern eher schlicht, aber sehr geschmackvoll. Die ganze Serie folgt hier einem einheitlichen Schema: einfache, quaderförmige Glasflakons werden zunächst mit einer körnigen, pastösen Masse überzogen, es wirkt, als seien hier Sand und vielleicht noch andere Materialien eingearbeitet, die Oberfläche wirkt rau, etwas unregelmäßig, teilweise gespachtelt, teilweise handmodelliert. Und diese organisch wirkende Außenhaut wird dann farblich bearbeitet, man mag schon sagen, patiniert. In den Farbtönen an den jeweiligen Duft angepasst und doch jedes Mal etwas individuell variierend. Der Flakon von „Rooted“ wirkt beinahe wie lange gerostetes Eisen: unregelmäßig zwischen rotbraun, schwarz und gold. Damit kontrastiert ein unbearbeiteter, generisch glatt-schwarzer Deckel.
Nach dem Bild des Flakons kam der Duft. Unverhofft. Per Post. Vielen Dank an BeJot! So kam ich in den Genuss, die ganze erste Serie zu testen, von der mir der vorliegende am besten gefällt. Die Gründerin von Idiem Lux (in ihren Instagram-Auftritten nennt sie sich nur beim Vornamen – Ineta – oder mit einem Internetpseudonym: @perfumographer) gestaltet diese Flakons selbst. Die Düfte dagegen lässt sie in kleinen Chargen von namhaften Nischenparfümeuren aus ihrem Bekanntenkreis kreieren, jedoch in enger Zusammenarbeit und indem sie eigene Vorstellungen einfließen lässt. Ineta erklärt, dass sie Idiem Lux nicht so sehr als Parfum-Label versteht, sondern als experimentelles Kunstprojekt. Ein guter Duft male Bilder in die Luft, sichtbar nur für die Seele. Und ein passender Flakon macht sie materiell begreifbar, gibt ihnen ein Gesicht.
Der neueste, inzwischen fünfte Duft der Marke, „Café au Jasmin“ wurde von Ricardo Ramos geschaffen, der Nase des spanischen Labels Perfumes de Autor. Wer hinter „Rooted“ steckt, dazu geben die mitunter mühsam aus verstreuten Hinweisen auf verschiedenen Instagram-Seiten zu rekonstruierenden Angaben wenig Aufschluss. Aber in jedem Fall war auch hier durchaus ein Könner am Werk.
Der Duft ist markant, kräftig und dunkel, dabei aber sehr schön austariert und niemals zu schwer, sondern von einem warmen Strahlen. Es gibt diese Düfte, die dunkel sind, dabei aber wie von innen leuchten. Ich dachte, so etwas vermag Ambergris. Aber das scheint hier nicht beteiligt zu sein. Von einigen Oud-Ölen kenne ich den Effekt auch. Vielleicht steckt das dahinter. Erdige und holzige Noten, kräftig, herb, fast bitter, strenges Oud, Patchouli und Moos gibt es hier. Konturiert von einer starken animalischen Komponente: Castoreum und Hyraceum. Birkenteer steuert rauchige Akzente bei. Irgendwo im Mittelbereich wird eine Würzigkeit stärker, die vielleicht von Thymian und Wacholder stammt. Der Amber darunter ist laut Liste synthetisch und copyrighted. Stören tut mich das nicht, besonders prominent ist er hier aber auch nicht. Von Gojibeeren und Erdbeerblatt, die als Kopfnoten gelistet sind, habe ich im ersten Test nicht viel auszumacht. Nur im mittleren Verlauf habe ich irgendwann einen Anflug von Fruchtigkeit wahrgenommen, kaum merklich. Beim zweiten Test meine ich diese Note tatsächlich von Anfang an wahrzunehmen. Vielleicht ist es die Erwartungshaltung; vielleicht ist der Duft wie so viele andere ein Gestaltwandler. Das wäre eher noch ein weiterer Pluspunkt. Insgesamt nehme ich den Duft nicht ganz so rau-erdig-holzig wahr, wie er auf den Seiten von Idiem Lux beschrieben wird. Stärker im Vordergrund stehen für mich das beschriebene Strahlen und die Animalik. Insgesamt ein sehr schöner Duft, der seinem Namen durchaus gerecht wird, vermag er mich doch hervorragend zu erden.
Vielen Dank auch noch einmal an @ElAtterine und @BeJot für den angeregten Austausch über den Duft beim Online-Simultantesten!
Nach dem Bild des Flakons kam der Duft. Unverhofft. Per Post. Vielen Dank an BeJot! So kam ich in den Genuss, die ganze erste Serie zu testen, von der mir der vorliegende am besten gefällt. Die Gründerin von Idiem Lux (in ihren Instagram-Auftritten nennt sie sich nur beim Vornamen – Ineta – oder mit einem Internetpseudonym: @perfumographer) gestaltet diese Flakons selbst. Die Düfte dagegen lässt sie in kleinen Chargen von namhaften Nischenparfümeuren aus ihrem Bekanntenkreis kreieren, jedoch in enger Zusammenarbeit und indem sie eigene Vorstellungen einfließen lässt. Ineta erklärt, dass sie Idiem Lux nicht so sehr als Parfum-Label versteht, sondern als experimentelles Kunstprojekt. Ein guter Duft male Bilder in die Luft, sichtbar nur für die Seele. Und ein passender Flakon macht sie materiell begreifbar, gibt ihnen ein Gesicht.
Der neueste, inzwischen fünfte Duft der Marke, „Café au Jasmin“ wurde von Ricardo Ramos geschaffen, der Nase des spanischen Labels Perfumes de Autor. Wer hinter „Rooted“ steckt, dazu geben die mitunter mühsam aus verstreuten Hinweisen auf verschiedenen Instagram-Seiten zu rekonstruierenden Angaben wenig Aufschluss. Aber in jedem Fall war auch hier durchaus ein Könner am Werk.
Der Duft ist markant, kräftig und dunkel, dabei aber sehr schön austariert und niemals zu schwer, sondern von einem warmen Strahlen. Es gibt diese Düfte, die dunkel sind, dabei aber wie von innen leuchten. Ich dachte, so etwas vermag Ambergris. Aber das scheint hier nicht beteiligt zu sein. Von einigen Oud-Ölen kenne ich den Effekt auch. Vielleicht steckt das dahinter. Erdige und holzige Noten, kräftig, herb, fast bitter, strenges Oud, Patchouli und Moos gibt es hier. Konturiert von einer starken animalischen Komponente: Castoreum und Hyraceum. Birkenteer steuert rauchige Akzente bei. Irgendwo im Mittelbereich wird eine Würzigkeit stärker, die vielleicht von Thymian und Wacholder stammt. Der Amber darunter ist laut Liste synthetisch und copyrighted. Stören tut mich das nicht, besonders prominent ist er hier aber auch nicht. Von Gojibeeren und Erdbeerblatt, die als Kopfnoten gelistet sind, habe ich im ersten Test nicht viel auszumacht. Nur im mittleren Verlauf habe ich irgendwann einen Anflug von Fruchtigkeit wahrgenommen, kaum merklich. Beim zweiten Test meine ich diese Note tatsächlich von Anfang an wahrzunehmen. Vielleicht ist es die Erwartungshaltung; vielleicht ist der Duft wie so viele andere ein Gestaltwandler. Das wäre eher noch ein weiterer Pluspunkt. Insgesamt nehme ich den Duft nicht ganz so rau-erdig-holzig wahr, wie er auf den Seiten von Idiem Lux beschrieben wird. Stärker im Vordergrund stehen für mich das beschriebene Strahlen und die Animalik. Insgesamt ein sehr schöner Duft, der seinem Namen durchaus gerecht wird, vermag er mich doch hervorragend zu erden.
Vielen Dank auch noch einmal an @ElAtterine und @BeJot für den angeregten Austausch über den Duft beim Online-Simultantesten!
13 Antworten


Und mit einem Schmunzeln sehe ich dich wieder auf dem Bildschirm: geschlossene Augen , die Hand unter der Nase, mehr ein- als ausatmend. Und dann tauchen Wortfetzen, Assoziationen und Gefühle auf, mit denen wir uns gegenseitig bereichern.
Einzigartige Erlebnisse, diese gemeinsamen Tests!
@ElAtterine @BeJot
Vielen lieben Dank für die ausgiebige Recherche! Sehr gerne gelesen!
Rau-erdig-holzig liest sich für mich wunderbar ☺️