17.09.2022 - 15:54 Uhr

Floyd
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Floyd
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48
Der Mond über der Latrine
Fliederfarben flackert das Licht der Latrine durch die zertrümmerten Scheiben auf die zertrampelte Wiese, die paar Meter Natur von der eisernen Tür bis zum Beton der Straße. Die weißen Kacheln wurden jüngst gewaschen, man hat Blumenduftsteine noch hinterlassen in der schrundigen Bodenrinne. In den Fugen klebt noch der kalte Rauch, silbergrau glänzt feuchte Asche noch in dem blinden Metall, das dort hängt wie ein Spiegel.
Eine Straßenlaterne schimmert davor in den Pfützen, auf der schlammigen Erde, den verirrten Wurzeln eines moosbewachsenen Kirschbaums. Seine sauren Früchte ließ man achtlos liegen, sie wurden von zahllosen Schuhen zertreten und verwaschen vom städtischen Regen. Am Ende der Straße steht ein altes Münster, etwas Weihrauch schweift durch seine Harzglasfenster, streut roten Pollum wie Schlafsandkörner in das Mondlicht über der Latrine.
**
Das 2020 gegründete Label Woudacieux aus Paris hat sich ganz der Entwicklung einzigartiger Nischendüfte in kleinen Auflagen verschrieben. Alle Kreationen bestehen aus neuen und ungewöhnlichen Kombinationen fernab vom Mainstream. Man verwendet seltene und hochwertige, vegane Rohstoffe - 80% natürliche Absolues und ätherische Öle sowie 20% synthetische Stoffe, welche die animalischen Noten abbilden.
"Lilachypre Encens" startet mit einem eigenwilligen Akkord aus zitrisch-blumigem Flieder, kalt-rauchigem Choya Ral, metallisch-saurer Schwarzkirsche und feucht-wurzelig-erdigen Noten (Vetiver, Nussgras, Erde). Das erzeugt den kühlen Eindruck von blumigem Toilettenstein auf sanftem Zitrusreiniger, Zigarettenasche, leicht rostigem Metall, gärenden Früchten und nasser Erde. Nur ganz langsam schleichen sich Moosflechten und feine Fäden balsamischen Weihrauchs in die Szenerie vor der frisch gereinigten großstädtischen Bedürfnisanstalt. Erst nach einigen Stunden wandelt sich die feuchte Erde zunehmend in rötlich körnige, würzig-trockene Pollumharze.
"Lilachypre Encens" ist ein moderater bis stiller evokativer Duftfilm, ein gut siebenstündiges künstlerisches Autorenkino, kein gefälliger Hollywoodfilm und schon gar kein Alltagsparfüm.
(Mit Dank an Chizza)
Eine Straßenlaterne schimmert davor in den Pfützen, auf der schlammigen Erde, den verirrten Wurzeln eines moosbewachsenen Kirschbaums. Seine sauren Früchte ließ man achtlos liegen, sie wurden von zahllosen Schuhen zertreten und verwaschen vom städtischen Regen. Am Ende der Straße steht ein altes Münster, etwas Weihrauch schweift durch seine Harzglasfenster, streut roten Pollum wie Schlafsandkörner in das Mondlicht über der Latrine.
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Das 2020 gegründete Label Woudacieux aus Paris hat sich ganz der Entwicklung einzigartiger Nischendüfte in kleinen Auflagen verschrieben. Alle Kreationen bestehen aus neuen und ungewöhnlichen Kombinationen fernab vom Mainstream. Man verwendet seltene und hochwertige, vegane Rohstoffe - 80% natürliche Absolues und ätherische Öle sowie 20% synthetische Stoffe, welche die animalischen Noten abbilden.
"Lilachypre Encens" startet mit einem eigenwilligen Akkord aus zitrisch-blumigem Flieder, kalt-rauchigem Choya Ral, metallisch-saurer Schwarzkirsche und feucht-wurzelig-erdigen Noten (Vetiver, Nussgras, Erde). Das erzeugt den kühlen Eindruck von blumigem Toilettenstein auf sanftem Zitrusreiniger, Zigarettenasche, leicht rostigem Metall, gärenden Früchten und nasser Erde. Nur ganz langsam schleichen sich Moosflechten und feine Fäden balsamischen Weihrauchs in die Szenerie vor der frisch gereinigten großstädtischen Bedürfnisanstalt. Erst nach einigen Stunden wandelt sich die feuchte Erde zunehmend in rötlich körnige, würzig-trockene Pollumharze.
"Lilachypre Encens" ist ein moderater bis stiller evokativer Duftfilm, ein gut siebenstündiges künstlerisches Autorenkino, kein gefälliger Hollywoodfilm und schon gar kein Alltagsparfüm.
(Mit Dank an Chizza)
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