Creed Virgin Island Water und andere...

Creed Virgin Island Water und andere... 8

Hallo Parfumos,

in diesem Beitrag möchte ich gerne etwas über Reformulierungen und veränderte Düfte schreiben. Hier im Speziellen über Virgin Island Water.

Als ich diesen Duft über den Souk erworben hatte, war ich hin und weg. Ich hatte mich sofort in ihn verliebt.

Ein toller Sommer- und Urlaubsduft, mit Limette und Kokosnuss; eine Pina Cola an der Strandbar unter Palmen schlürfen und auf das Meer schauen.

Da die Creed-Düfte keine Schnäppchen sind und die Probe aufgebraucht war, entschloss ich mich,
über den Souk noch ein weiteres Fläschchen von einem anderen Mitglied zu besorgen und mir danach eine Flasche zu kaufen.

Doch dann der Schock! Dieser Duft roch fast nur nach Limette und die Kokonuss war gerade noch so zu erahnen.

Was war geschehen? Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass es bei Creed wohl Reformulierungen gab und dass die Chargen dort sehr unterschiedlich sein können (siehe auch Aventus).

Es hing also von Charge und Herstellungsjahr ab.

Damit gab ich mich nicht zufrieden und recherchierte weiter...

Licht ins dunkle brachte dann die Liste der Inhaltstoffe, die sich wohl auch im Rahmen gesetzlicher Vorgaben geändert hatte.

Wenn man nun einmal die Inhaltsstoffe eines Flakons von 2018 mit einem von 2023 vergleicht, fällt sofort auf, dass die alte Komposition folgende Bestandteile enthält, welche die neue nicht mehr enthält:

ethylhexyl methoxycinnamate - UV-Schutz --> endokriner Disruptor, persistent, bioakkumulativ und toxisch für die Umwelt, Grenzwert für den Gebrauch

butylphenyl methylpropional (Lilial) - blumiger Geruch und Duftverstärker --> allergieauslösend, reproduktionstoxisch, schädlich für Wasserorganismen

butylmethoxydibenzoylmethane - UV-Schutz --> steht im Verdacht, persistent, bioakkumulativ und toxisch für die Umwelt zu sein

hexyl salicylate - Duftstoff --> potenzieller endokriner Disruptor, allergieauslösend, sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung

Da diese Inhaltsstoffe nun weggefallen sind, wird jedem sofort klar, dass das Parfum auch anders riechen muss.

Und da Limettenöl im Gegensatz zu Kokosöl nicht ranzig werden kann, weil es hauptsächlich ein Ätherisches Öl ist und dieses selbst als Konservierungsstoff wirken kann, während fast alle bisherigen Konservierungsstoffe weggelassen werden (mussten), wurde dieser Anteil wohl hochgeschraubt.

Daher auch der Grünstich der neueren Chargen im Vergleich zu den älteren und der dominierende Geruch nach Limette.

Diese Änderungen zeigen, warum wohl auch viele andere Parfums in den letzten Jahren ihren Geruch verändert haben oder die Haltbarkeit verkürzt wurde.

Es ist dann nicht immer nur das Streben der Duft-Hersteller nach Gewinnmaximierung, sondern einfach die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben oder eine erhöhte Produktsicherheit. Denn eines kann ich aus Erfahrung sagen, die Industrielobby ist sehr stark und wenn Stoffe auf dem Prüfstand stehen oder wie oben eingestuft, reglementiert oder verboten werden, dann sollten bei jedem die Alarmglocken angehen.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich bei Virgin Island Water den alten Duft unbedingt zurück haben möchte.

Doch möchte ich auch die alten Inhaltsstoffe zurück? Nein!

Daher sind auch die alten Chargen, die häufig noch angeboten werden, für mich keine Option mehr. Denn solche Stoffe sollte man sich weder auf die Haut sprühen noch sollte man sie einatmen.

Danke fürs Lesen und viele Grüße.

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Interessant, habe mich damit auch schon beschäftigt und trage seitdem den Duft fast nur noch auf Kleidung auf und versuche kurz nach dem Sprühen nicht einzuatmen.

Grundsätzlich finden Gespräche zu den Risiken unseres Hobbies hier so gut wie gar nicht statt. In Zeiten in denen die Krebsraten steigen, die Fruchtbarkeit abnimmt und der Testosteronspiegel bei Männern immer weiter sinkt, ist ein kritischer Austausch aus meiner Sicht notwendig. Sicherlich sind viele Ursachen dafür zu finden, aber im Bereich Kosmetik sind sicherlich welche zu finden.

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Danke für deine Nachricht. Ich kann dir da nur Recht geben. Wir sind einer Vielzahl an Chemikalien ausgesetzt, die sich auch in unserem Körper befinden, während sich gleichzeitig gesundheitliche Tendenzen in der Bevölkerung abzeichnen. Da kann man ruhig manches hinterfragen und zumindest für sich selbst Dinge optimieren.

Ich selbst habe Chemie studiert und liebe meinen Beruf. Es wird einem aber auch klar, was nicht so toll läuft und wo die Schattenseiten sind. 

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Hi joe69,

Sehr spannend, danke fürs einordnen.

ich Glaube aber auch das gerade die Parfümindustrie bzw. Der Gesetzgeber hier sehr regulierungswütig ist.

Fast jeder Stoff ist potentiell krebserregend, wie immer macht die Dosis das Gift. Es ist gut, wenn bedenkliche Inhaltsstoffe entfernt werden aber oftmals sind diese auch nur bei X-Facher Überschreitung eines Grenzwertes bedenklich . Und dann teilweise aber auch nur bei Mikrolebewesen.

eine gesunde Skepsis ist natürlich super, aber gerade bei der Gefährlichkeit wird mMn manchmal etwas zu stark reguliert, auch in Hinblick auf Allergene.

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Hi H24fan,

ja, bei manchen Dingen gibt es in Deutschland und Europa in der Tat eine Regulierungswut. Man denke auch nur an den Krümmungsradius von Gemüse und der Wattzahl von Staubsaugern, während die richtigen Probleme nicht gelöst werden.

Was die Verwendung von Stoffen bzw. Chemikalien angeht, würde ich das etwas differenzierter betrachten. Natürlich kann man sich sich auch über manches streiten. Z.B. möchte man Cobalt-Stäube als krebserregend einstufen, weil diese bei Versuchen mit Nagetieren eindeutig sind, während Nachweise beim Menschen fehlen. Aber so etwas ist immer ein bißchen schwierig zu bewerten.

Meiner Meinung nach ist es aber immer besser, etwas vorsichtiger und kritischer zu sein, als umgekehrt. Man denke nur an Asbest, Formaldehyd, Lindan, Contergan, verschiedene Pestizide, Lösungsmittel und FCKW. Was hat man das Zeug früher in rauhen Mengen überall rausgehauen und für alles verwendet, als gäbe es keinen Morgen. Und alles war natürlich super und unbedenklich. Und heute, Jahrzehnte später, kämpfen wir immer noch mit den schweren Folgen und werden dies auch weiterhin tun.

Und bei zwei Dingen muss ich widersprechen: 1) Karzinogenität wird ausschließlich an Säugetieren und deren Zellen getestet und 2) "Fast jeder Stoff ist potentiell krebserregend". Klar hat der alte Paracelsus recht, wenn er sagt, dass die Dosis das Gift macht. Das kann man wunderbar bei simplen Dingen wie der aufgenommen Trinkwassermenge oder einem verschluckten Salzstreuer sehen, aber bei krebserregenden Sachen ist das etwas komplexer. Werden krebserregende Stoffe identifiziert, dürfen diese in Kosmetika oder Lebensmittel i.d.R. auch nicht mehr verwendet werden. Bei giftigen Stoffen gibt es für deren Umgang Grenzwerte, bei krebserregenden Stoffen nicht. Dort greift das risikobezogene Maßnahmenkonzept mit Akzeptanz- und Toleranzkonzentration. Geht man also davon aus, dass durch den Stoff nicht mehr an Krebs erkranken, als das statistisch gesehen eh der Fall ist, bewegt man sich im Akzeptanzbereich (aktuell: 4 von 100000 Menschen, obwohl schon länger 4 von 10000 vorgesehen ist). Dies kann bis zum Toleranzbereich (4 von 1000) geduldet werden. Ein darüber liegendes Risiko darf nicht geduldet werden.

Das ist vergleichbar mit radioaktiver Strahlung oder Röntgenstrahlung. Diese ist per se als krebserregend einzustufen und man kann nur sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Dosis noch nicht zu einer Krebserkrankung führt. Im Prinzip kann jede Bestrahlung diejenige sein, die zu einer veränderten/beschädigten DNS führt, aus welcher entarteten Zellen entstehen, die vom Immunsystem nicht mehr beseitigt werden können.

Dazu folgende Veranschaulichung. Man geht nachts mit verbundenen Augen und Ohren über eine Landstraße. Wenn man Glück hat, erwischt einen kein Auto. Die Menge an Strahlung oder eines krebserregenden Stoffes ist hierbei die Anzahl der vorbeifahrenden Autos. Man sieht also, dass selbst eine kleine Menge das Ereignis X sein kann. Es gibt hier also keinen sichereren Grenzwert wie bei giftigen Stoffen, bis zu dem nichts passiert, sondern ein permanentes statistisches Risiko, welches sich mit der Expositionsmenge- und Dauer erhöht.

Übrigens habe ich Kollegen, die in Gremien und Kommisionen mitarbeiten, die Grenzwerte festlegen. Das läuft dann etwa so: Wissenschaft und Forschung haben herausgefunden, dass Stoff X jene gefährlichen Eigenschaften hat. Einen Wert von a halten sie gerade noch für sicher. Aktuelle gilt Wert b. Verbraucherschützer und Arbeitnehmervertreter wollen a oder gar einen Wert darunter. Lobbyisten und Arbeitgebervertreter sagen aber, dass das nicht geht, weil sonst zu hohe Kosten entstehen, Anlagen stillgelegt werden müssen und oder Mitarbeiter entlassen werden müssen. Also einigt man sich auf einen Wert zwischen a und b. Man hat den geltenden Wert dann zwar abgesenkt, ist aber nicht der wissenschaftlichen Empfehlung gefolgt. Ist der Stoff dann sicher?

Hmm... Allergene sind immer so eine Sache. Es ist immer gut für den, der keine Allergie hat. Wink Ansonsten sind sensibilisierende und allergieauslösende Stoffe ziemliche fiese Gesellen, deren Opfer man nicht sein möchte. Und auch bei deren Beschränkung hat man sich oft etwas gedacht.

Ein anderes Thema ist dann schon eher, wenn ich eine Allergenliste aushängen muss, weil ich einen Kuchen zur Finanzierung des Schulfestes gebacken habe oder es als Steuerhinterziehung gilt, wenn ich die Einnahmen aus dem Kuchenverkauf nicht dem Finanzamt melde. Aber das ist wirklich ein anderes Thema... Wink

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Ihr seid alle noch recht neu hier. Wenn ihr das Forum durchsucht, werdet ihr feststellen, dass es dieses Thema hier schon ganz oft gab.

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@Joe69 

So interessant deine Ausführungen sind… leider ist es in der Realität offenbar noch viel komplexer als du es darstellst.

Ein Beispiel: In Taiwan wurde in den 80er Jahren radioaktiver Baustahl für einen Gebäudekomplex verwendet und es wurden ca. 10.000 Menschen über Jahre verstrahlt. Das ganze ist - auch wegen der Schadensersatzforderungen - sehr genau untersucht und die Gesundheit der Betroffenen streng überwacht und dokumentiert worden.

Interessanterweise ist die Krebsrate nicht wie erwartet um etwa 30 Prozent gestiegen, sondern - ganz im Gegenteil - die betroffenen Bewohner scheinen ein geringeres Krebsrisiko zu haben, als der Rest der Bevölkerung.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p...

Das ist kein Plädoyer für Giftstoffe in Nahrung oder Kosmetikartikeln, sondern einfach nur Hinweis darauf, dass es möglicherweise keine einfachen Antworten gibt.

Abseits davon finde ich die Doppelmoral bemerkenswert, mit der die EU einerseits Gelder in gentechnisch veränderte Lebensmittel oder Medikamente steckt, sich aber bei Duftstoffen rührend um unsere Gesundheit sorgt. Da dürfen zumindest mal Zweifel an der Unabhängigkeit aufkommen. 😉

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@Cardea

Danke für deine Ausführungen. 🙂

Klar, die Realität ist immer komplexer, als es irgendwelche menschengemachten Modelle zu erklären versuchen. Es gibt ja auch jede Menge paranormale Phänome, die nicht erklärt werden können. Aber darum geht es auch überhaupt nicht. Es geht darum, dass es sinnvoll ist, die Verbrauchsgüter für unseren Alltag so sicher wie möglich zu machen.

Der Fall aus Taiwan ist sehr interessant, auch wenn die Schlüsse daraus mittlerweile widerlegt sind, weil die Vergleichsgruppe nicht adäquat berücksichtigt wurde. Unabhängig davon, ist mir bekannt, dass es Fälle und Diskussionen darüber gibt, dass ein geringes Maß an Strahlung einem positiven Effekt haben kann. Solange es dazu aber nicht genügend Daten und valide Modelle gibt, gehe ich doch lieber auf Nummer sicher, oder? Von daher hat das für mich nichts mit einfachen Antworten, sondern mit dem Stand von Wissenschaft und Technik zu tun. Und aus den Erfahrungen der Vergangenheit lege ich da bei der Sicherheit lieber noch eine Schippe drauf. Wer das anders sieht, kann sich gerne mit Sonnencreme und Sonnenbrille vor radioaktiver Strahlung schützen, wie das damals bei den US Atombombentest empfohlen wurde. Ich für meinen Teil wäre da etwas kritischer.

Wissen entwickelt sich stetig weiter. Und eventuell werden noch geltende Modelle in Zukunft auch wieder abgelöst werden. Das ist normal und richtig und der Lauf der Dinge. Fortschritt eben. 

Was die EU angeht, da ist vieles Politik und Lobbyismus. Darüber zu diskutieren ist müßig. Das hatte ich oben auch schon erwähnt. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Stoffe, um die es oben geht, nicht nur für die Parfumindustrie genutzt werden. Von daher würde ich das auch nicht allzu persönlich nehmen. 😉

Schon interessant, wo eine Reformulierung von Virgin Island Water so hinführen kann. 😄

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PNewman

. In Zeiten in denen die Krebsraten steigen, die Fruchtbarkeit abnimmt und der Testosteronspiegel bei Männern immer weiter sinkt, ist ein kritischer Austausch aus meiner Sicht notwendig.

Der sinkt seid Ende der Steinzeit. Das hat weder was mit "Giften" zu tun, noch ist das was schlechtes. Ansonsten stimme ich dir zu, dass wir aufmerksamer konsumieren sollten 

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