Aramis924

Aramis924

Rezensionen
6 - 7 von 7
Eine Art Nachruf
Suggestion muss ich um das Jahr 1980 als etwa 16-Jähriger kennengelernt haben, und zwar zunächst in Form eines ... Deostifts.
Damals war ich, da endlich mit der ersten richtig festen Freundin liiert, in einer gefühlten Notlage: Ein potentes, zuverlässiges Deodorant musste dringend her, das auch in kritischen Situationen dem damals noch recht verbreiteten hohen Synthetik-Anteil der Textilien in Kombination mit Teenager-spezifischen Herausforderungen gewachsen war. Meine Wahl fiel nach einigen nicht ganz zufriedenstellenden Tests mit Produkten aus dem Bac-, Fa- und 8x4-Sortiment auf eben diesen Stift von Mäuer & Wirtz. In der kleinen "Drogerie Kurze" vorne in der Straße war der mir zufällig in die Hände gefallen, wohl ohne dass mir so recht bewusst geworden war, dass ich zu einem Produkt für Damen gegriffen hatte. Weil dieser Stift seinen Zweck gut erfüllte, aber noch viel mehr weil ich diesen Duft so unglaublich toll fand, wurde er in dieser Form zu meinem ersten Signature Scent - obwohl mir dieser Begriff damals nicht auch nur ansatzweise geläufig gewesen wäre.
Mein Durchsatz lag damals bei mindestens 2 Stiften pro Monat, was signifikante Löcher in meinem Taschengeldbudget hinterließ. Aber was sollte ich machen: Ich liebte diesen Duft an mir, und meine Freundin tat es wohl auch.
Irgendwann war ich einmal so leichtsinnig, meinen Vater mit der Beschaffung von Nachschub zu beauftragen. Als er mir den Deostift übergab, war eine gewisse Irritation spürbar, weil ihn die Verkäuferin in der Drogerie über meinen intensiven Konsum und über die "richtige" Zielgruppe des Produkts belehrt hatte. Vor Scham wäre ich gerne im Boden versunken. Begriffe wie "unisex" oder "metrosexuell" benutzte in dieser Zeit noch niemand.
Es mag ein paar Tage gedauert haben, aber dann habe ich mich entschieden, "meinem" Duft weiter die Treue zu halten. Seitdem trage ich ganz bewusst die Düfte, die mir(!) gefallen - ohne Rücksicht auf irgendwelche vorgefertigten Einordnungen.
Suggestion, den ich mir jetzt aus sentimentalen Gründen als Cologne-Mini beschafft habe, riecht für mich fast ohne lagerungsbedingte Einbußen noch wie damals: Frisch, sauber, angenehm dezent blümelig, elegant und zugleich jugendlich-positiv. Und irgendwie dabei auch cool und erhaben. Dass ich überhaupt nichts "Oma-mäßiges" mit diesem Duft assoziiere, liegt sicherlich an der oben beschriebenen Prägung. Ich bin froh drum.
6 Antworten
Alttestamentarische Überlieferung?
Das ist schon cool und ein echtes Statement, wenn man seine Kreation schlicht a. C. - also "ante de Christo" - nennt.
Ich hatte ein schweres sakrales Kaliber erwartet ... und wurde positiv überrascht: Der Weihrauch und das ganze andere Räucherwerk drumherum kommen freundlich, frisch und zugänglich daher. Die Eröffnung ist zudem leicht floral unterlegt, obwohl ich die gelistete Rose nicht explizit herausrieche. Jedenfalls handelt es sich keineswegs um einen typisch orientalischen Rose-Oud-Vertreter.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine weiche, harzige Sandelholznote, die fließend in die Basis überleitet ... und die mich dann im Ergebnis zu einem recht spontanen Kauf überzeugen konnte. Nur teilweise mag das auch an der traumhaften Atmosphäre des Ladengeschäftes liegen - mit angeschlossenem kleinen Parfum-Museum in einem wünderschönen Patio unterhalb der Alhambra in Granada.
Jedenfalls repräsentiert a. C. all das: Unbeschwertes mediterranes Leben und eine verspielte Melange der Kulturen und der Düfte aus Orient und Okzident.
Wohl dem Umstand geschuldet, dass man auf einen sehr hohen Anteil natürlicher Ausgangsstoffe großen Wert legt, ist die Sillage recht moderat. Aber so geht es mir oft mit den ganz besonderen Düften: Sie machen sich rar, lassen sich nicht richtig fassen. Und genau deswegen wird man ihrer auch nicht so schnell überdrüssig.
5 Antworten
6 - 7 von 7