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vor 8 Jahren - 22.10.2016
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Die Passion zum guten Duft.

Meine Passion zum guten Duft wurde bereits in meiner Kindheit geweckt und ab meinem 14 Lebensjahr kaufte ich in einem traditionellen Parfumgeschäft die neuesten Kreationen so oft es meine Finanzen zuließen.

Natürlich gab es damals, Ende der 60iger, Anfang der Siebziger Jahre, auch für mich die Klassiker wie z.B. Marbert, Kouros, Aramis, Brut, JHL, Lagerfeld, Jovan und viele mehr. Gleichzeitig lernte ich aber auch extreme Düfte wie Patchouli, Oud und Moschus kennnen. Im Laufe der Jahre wurden die Düfte teurer, manchmal exotischer oder sogar exzentrisch, je nach dem, welche Lebensphase gerade anstand oder in welchem Land ich mich gerade aufhielt.

Meine Idee eigene Düfte zu kreieren entstand vor vielen Jahren, als ich meinem Bedürfnis, Düfte von Clive Christian, Roja, Amouage, Xerjoff, Creed um nur einige zu nennen, aus finanziellen Gründen noch nicht gerecht werden konnte. Andererseits konnte ich die wohlklingenden Duftbeschreibungen geradezu verschlingen und mir diese edlen Düfte vorstellen.

So habe ich angefangen, reine ätherische Öle zu kaufen und erste Versuche gestartet, meine Vorstellung von edlen Düften umzusetzen. Meine Nr. 1 ein orientalisches Parfum ist sehr zimtlastig, hin und wieder nutze ich es allerdings heute noch, weil es mir ein gutes Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Wohlgefühl schenkt. Nicht wenige Versuche sind in der Anfangszeit schief gegangen und so habe ich begonnen, mich einzulesen, zu informieren, zu testen und zu analysieren. Die Anzahl der gekauften ätherischen Öle, Absolues, Ingredienzien aus der ganzen welt wurde grösser und umfangreicher. Die Erkenntnis über den richtigen Alkohol als Duftträger, die wichtigen und unverzichtbaren synthetischen Zusätze für Haltbarkeit und Abrundung halfen dabei, zunehmend Düfte zu planen, die Duftpyramide zu notieren bevor der erste Tropfen einer Mischung ins Reagenzglas kam.

Als ich zum ersten Mal angesprochen wurde, was trägst den Du für einen tollen Duft, wo kann ich den kaufen, wurde meine Idee zur Duftmanufaktur geboren. Das ist jetzt viele Jahre her und ich kann sagen, das in dieser Zeit dutzende wunderbare Düfte entstanden sind und mich viele hundert Ansätze und Mischungen auf diesem Weg begleitet haben.

Heute entsteht ein neuer Duft ausschließlich im Kopf, in meiner Vorstellung zu einem Duftverlauf über Kopf, Herz und Basisnote. Ich stelle mir die Gelegenheit und den Umstand vor, wann, wo und von wem der Duft getragen wird. Dann schreibe ich alle Ingredentien mit den von mir vorgestellten Gewichtsangaben auf und bei nächster Gelegenheit werden genau diese und in genau dieser Menge für einen ersten Ansatz zusammen gefügt, ohne Abänderung und ohne während des Ansatzes daran zu riechen. Sobald alles zusammengefügt ist, teste ich einmal und entscheide, ob die ein oder andere Note ein wenig mehr Aufmerksamkeit benötigt. Das spannendste ist dann die Reifezeit im Kühlschrank für mindestens 3 Wochen bis zum nächsten Testen und insgesamt ca. 3 Monate vergehen bis zur tatsächlichen Beurteilung.

Zur eigenen Standortbestimmung habe ich natürlich die grossen Namen getestet, im Harrods London, im KaDeWe Berlin, in Rom, in NY, Frisco und wo auch immer ich Gelegenheit dazu hatte. Ich war bei Floris, eine wahrlich traditionelle Parfumwerkstatt und an vielen anderen Lokationen. Selbstverständlich habe ich auch teure Düfte gekauft, nachdem ich z. B. meine eigene Idee zu einer gelesenen Duftbeschreibung umgesetzt habe. Nennen Sie es arrogant oder dumm, aber die gekauften stehen in meinem Lager, sie halten nur in wenigen Fällen was sie mir versprochen haben. Bitte nicht falsch verstehen, es sind außergewöhnlich gute Kompositionen dabei, wahre Parfümeurskunst, aber nur selten die Bestätigung meiner Vorstellung die beim Lesen einer Duftbeschreibung entstanden ist. Und Ja, es gibt Ausnahmen vor denen ich mich verbeuge, wann immer ich diese doch einmal auflege. Wahrscheinlich liegt es daran, das ich überwiegend mit reinen, natürlichen und hochwertigen Zutaten arbeite und nur dort wo es erforderlich ist, oder aus Gründen der Beschaffung unumgänglich; synthetische Ingredentien verwende. Das meine Kreationen daher oft sehr kräftig und eigenständig sind, liegt in der Natur der Sache. Der Anteil an Riechstoffen in meinen fertigen Kreationen liegt regelmässig bei 30%, den so verdünne ich die ätherischen Öle, sobald sie geliefert werden, um leichter in Gramm oder Milligramm dosieren zu können. Ausserdem bilde ich mir ein, das sich die Öle so schneller miteinander verbinden und frühzeitig das Endergebnis erahnen lassen. Für Freunde meiner Düfte stelle ich natürlich auch Parfums ausschließlich auf Ölbasis her, sofern dies gewünscht wird. Letztlich ist es natürlich meine eigene Art über Düfte nachzudenken, mich in diese hineinzuversetzen und sodann umzusetzen. Es sind und bleiben Nischendüfte die nicht jedermanns Liebling sein müssen und auch nicht sein können.

Wahrscheinlich kann man das nur in einer kleinen Duftmanufaktur umsetzen, andererseits hatte ich bei den Preisen die von und für grosse Namen verlangt werden erwartet, das nur die besten und teuersten Grundstoffe zum Einsatz kommen. Heute weiss ich, dass der überwiegende Teil der Kosten für Marketing, Verpackung und Präsentation gerechnet wird.... und leider nicht für den Duft. Meine Parfums kann und will ich gar nicht in Flacons abfüllen, deren Herstellung teurer und aufwändiger ist als die Abfüllung. Meine Düfte müssen den Dufttest, das Wohlfühlen, das immer wieder riechen wollen befriedigen und nicht der Verpackung huldigen.

Seit geraumer Zeit lese ich in diesem Forum und hoffe nun darauf, Kontakte zu anderen "Parfumjunkies" zu bekommen um mich auszutauschen, vielleicht auch einmal in meiner "Duftmanufaktur" mit Einigen zu treffen und gemeinsam die Lust am Duft zu zelebrieren. Die Duftbeschreibung, den Duftverlauf und das Lebensgefühl zu einem Duft zu texten kann gemeinsam ebenfalls viel Freude bereiten.

Wenn Sie an guten, echten, ja vielleicht süchtig machenden Düften interessiert sind, dann begleiten Sie mich doch einmal bei einer Kreation im Entstehungsprozess.

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