Notenheft

Angesichts der Bewertungen, die die höchsten in dieser Serie bei Yves Rocher sind, war ich sehr gespannt, als der Flacon eintraf. Gesprüht- und zurückgezuckt. Das Bouquet ist sehr voll, anders kann man es nicht sagen. Nach Verfliegen der Kopfnote bleibt vor allem ein kratziger Harzgeruch zurück. Mag sein, dass dieser für trainierte Nasen einen Wohlgeruch darstellt. Ich erlebe ihn als männlich (wieso soll das ein Unisex- oder gar Damenparfüm sein ??) und irgendwie abgestanden, wie altes Holz. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich. Auf keinen Fall empfehlenswert für tagsüber, vielleicht für abends, für eine verräucherte Bar. Leider kann ich meinen nagelneuen 30 ml Flakon nicht auf Parfumo anbieten für die Doch-Liebhaber (nicht freigeschalten), aber auf ebay. Viel Glück!

Der Name Chanel No.5 bedeutete für mich und viele andere auch das Synonym für edles Parfüm. Das legte natürlich die Messlatte hoch, als ich nach der Wende die Parfümboutique stürmte. Leider zu hoch. Ich lüftete den Stöpsel am Flakon und - prallte zurück. Leider nicht vor Begeisterung. Die Wolke Aldehyde, die mir entgegen schlug, nahm mir den Atem. Es wurde auch nicht besser, als ich Stunden später an der Probe an meinem Handgelenk schnupperte. Ältlich roch es. Seinerzeit machte ich mich keine weiteren Gedanken darüber, dachte, der Duft sei halt für ältere Damen, woher sollte ich wissen, was diesen gefällt. 25 Jahre später das gleiche Spiel! Ich war froh, als die Kopfnote verflog. Die Basis- und Herznoten wirken auf mich beliebig zusammengestellt (was sie seinerzeit nicht wurden, bitte keine Debatte). Ich weiß, dass ich jetzt womöglich eine Menge Menschen gegen mich aufbringe, aber wahr ist für mich: der Duft riecht für mich noch immer komplett künstlich und asexuell. Eleganz hat er allerdings. Die Komposition hat für mich etwa abweisendes, wie ein Stoppschild, und unfrisches, wie ein Chemieraum. Als Frauenduft finde ich den Duft irgendwie merkwürdig. Da inspirieren mich andere Kompositionen deutlich mehr.