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vor 4 Monaten - 27.01.2024
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Seemann deine Heimat ist das Meer

Jetzt ist es offiziell, ich bin ein schnöder Hochstapler, ein nicht-Erkenner wahrer Parfumkunst.

Das ganze begann kurz gesagt damit das ich eine Abfüllung von Clive Christian No 1,  in einer Art "Jugend forscht" Eifer und gefühlt für den Preis einer Milchkuh,  erworben hatte. Und seit einer Stunde auf dem Sofa kampierend an mir herumrüsselte im Bestreben das Genie hinter der Sache zu erkennen.

Der Vielbesungene riecht nach Kölnisch Wasser, Seife und Haarspray. Ich war etwas erstaunt das der Duft des britischen Hochadels Drei-Wetter-Taft und Pitalon Rasierwasser sein soll. Da musste mehr dahinter stecken.

Das Haarspray aus den 80/90 ern um genau zu sein. Als Großmütter noch anständige Ondulationen in Form eines gestärkten Lockenhelms hatten. In dieser Zeit roch jedes anständige Parfum so.

1992 in einer Drogerie für 50 Mark wäre der völlig okay gewesen. Je länger ich daran inhaliere desto mehr bilde ich mir ein das der Preis in der handwerklichen Vollkommenheit begründet liegt. Aber das würde ich wohl auch von drei-Wetter-Taft denken würde es so teuer sein und ich nach einem Grund suchen es gut zu finden. 

So läuft es wahrscheinlich mit vielen Düften. Der neue xy kommt auf den Markt. Hype Hype, Wallung Wallung und du willst nicht der einzige sein der nicht versteht wieso. In der Folge finden ihn fast alle toll, er wird super bewertet und gilt fortan als Blume der Parfümkunst. Und spätestens ab einem bestimmten Preis würde ohnehin keiner mehr zugeben sich getäuscht zu haben.  

Genau so erging es mir mit dem Ashore von Amouage. Weit über dreihundert Euro verpufft für einen Duft von dem ich zehn Minuten später nicht mehr wusste welche hormonelle Krise mich zum Kauf bewogen hatte. Ich hasse Jasmin, und der Ashore ist fast pur Jasmin. Also tue ich was ein echter Mann in so einem Fall tun muss: Ich trage ihn regelmäßig, ignoriere heldenhaft die indolische Jasminhölle und tue so als fände ich ihn toll.

Nicht auszudenken ich hätte in diesem Zustand Clive Christian no 1 für das doppelte erstanden. Wahrscheinlich würde ich mit einer Trommel durch die Gegend laufen und absolut jedem erklären wie exklusiv und  künstlerisch wertvoll er ist,  ganz abgesehen von den exquisiten Inhaltsstoffen. 

Meine Clive Christian Bestrebungen habe ich jetzt offiziell beendet. Zum einen weil die Probe  fast leer ist und zum anderen weil ich langsam Nasenmuskelkater bekomme und es trotzdem nicht besser wird. Da entwickelt sich nix mehr. 

Vielleicht ist er tatsächlich eigentlich unfassbar toll und ich erkenne die geniale Idee und perfekte Handwerkskunst dahinter nicht. Damit kann ich mittlerweile leben.

Die Probe des neuen Gaultier "Le Dings Le Irgendwas mit Garten" hat mich übrigens sofort begeistert. Vielleicht bin ich doch eher der Typ für mittelmäßige Designer mit Faible für adrette Matrosen.

Und irgendwie gefällt mir der Gedanke.

Aktualisiert am 28.01.2024 - 04:13 Uhr
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