Die Salzig-Maritimen

Neben den zitrischen gehört meine Nase momentan Düften, die mich ans Meer zaubern. Damit meine ich nicht die rein aquatischen Wasserbomben, sondern eher herbe Meeresbrisen, die einem das Haar zerzausen und die Gischt ins Gesicht wehen. Raue Felsenküste statt weißer Sandstrand, wilder Atlantik statt ruhiges Mittelmeer, Salzkruste auf der Haut statt Sonnencreme.

 

Los ging's mit Sel de Vetiver der anderen Kompanie, das ich eigentlich für meinen Mann zum Testen bestellt habe. Schnell war aber klar, dass das mein Duft wird. Diese spröde, trockene Salzigkeit - so etwas hatte ich noch nie gerochen.

Auf der Suche nach Ähnlichem habe ich mich zunächst an den naheliegenden Kandidaten orientiert: Heeley's Sel Marin verspricht ebenfalls Meer und Salz, kommt aber um einiges braver daher. Ergänzt wird der eher klassische maritime Auftakt durch einen Hauch kräuteriger Frische, der das Ganze trotz der konventionellen Interpretation des Meeresthemas interessant und eigen macht. Der Duft hält lange, wird aber zunehmend weicher, was in diesem Fall kein Nachteil sein muss.

Kräftig startet hingegen Acqua di Sale (Profumum Roma). Hier habe ich mich schon öfter in der Dosierung verschätzt, was bei der sagenhaften Haltbarkeit doppelt problematisch ist. Was dem Heeley die Kräuter sind, ist hier eine zuätzliche Süße, die beinah vanillig anmutet. Gepaart mit dem doch recht heftigen Algenaroma ist das durchaus gewagt. In der richtigen (sprich: sparsamen!) Dosis aber wunderbar authentisch. Das Salz nehme ich hier nicht so ausgeprägt wahr, wie der Name vermuten lässt.

Ähnlich algig aber nicht so spannend ist für mich Sandflowers von Montale. Er soll Aria di Mare von Il Profumo recht ähnlich sein. Mir ist die penetrante Seetangnote too much, Salz vermisse ich, aber es heißt schließlich auch nicht Salt -flowers.

Nicht mehr im engeren Sinn maritim waren die nächsten Testkandidaten: AOD und Ael Mat von Lostmarc'h. "AOD" startet leicht zitrisch und driftet dann für meinen Geschmack zu sehr in die Sonnenmilch/Sandstrand Abteilung ab. Die bretonische Küste stelle ich mir anders vor, auch nicht so lieblich wie "Ael Mat", der definitiv ein feiner Wohlfühlduft ist, aber nichts mit rauem Meeresklima zu tun hat.

Nicht das Meer, sondern salzigen Regen verspricht Il Profumo mit Pioggia Salata. Auch hier wird eher eine sanfte Richtung eingeschlagen, die durchaus an Regen in einer lauen Sommernacht erinnert. Deutlich treten die aquatischen Noten vor die salzigen, ja sogar florale Aromen sind dabei. Trotzdem auch gut für die Herren der Schöpfung tragbar;)

Apropos: Mein liebster Herr trägt neuerdings mit Wonne Bois Naufragé und erfreut sich mit mir an der köstlichen Mischung aus Feige, Holz und etwas Balsamischen, das ich nicht so recht identifizieren kann (Ambra?). Nur das Meer können wir beide hier nicht erschnuppern. Mit etwas gutem Willen riecht das (Treib-)Holz wie von der Sonne gewärmt und getrocknet. Macht aber nix, trotzdem grandios!

Mein Gegenstück dazu ist übrigens Cote d'Amour von L'Artisan. Statt Feige gibt es hier eine unsüße Kokosnuss und insgesamt ist der Duft maritimer. Aber ich meine doch, dass es gewisse Ähnlichkeiten gibt (siehe auch meinen Kommentar).

 

Zum Schluss vielleicht noch die Außenseiter: salzig, aber nicht maritim ist mein Dauerbrenner Eau de Merveilles von Hermès. Damit fühle ich mich immer gut angezogen. Feminin aber seriös, elegant und speziell, aber auch alltagstauglich.

Außerdem erinnert mich Préparation Parfumée von Andrée Putman ans Meer, obwohl der Duft nichts Aquatisches im engeren Sinn an sich hat. Hier lässt sich vielmehr die klare Frische eines windigen, kühlen Tags an der See erahnen, ohne dabei algig oder salzig zu sein. Vielleicht eine Lösung für die, die gerne mit der nase ans Meer wollen, diese speziell maritimen Noten aber nicht mögen.

 

Zu testen wären in dieser Reihe sicher noch Fleur de Sel von Miller Harris, da muss ich noch ein pröbchen auftreiben. Außerdem vielleicht Corallium von Carthusia und Maestrale von Profumi de Pantelleria meine ich in dem Zusammenhang auch schon gelesen zu haben.

Zum Glück kommt der Sommer ja erst noch...

 

 

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