Winchester

Winchester

Rezensionen
Winchester vor 8 Jahren 5
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Irgendwo dazwischen, aber genau richtig
Die Suche nach einem guten Duft, der noch nicht von der breiten Masse abgetragen ist, stellt sich als zunehmend schwierig heraus. Genau genommen habe ich die aktive Suche quasi aufgegeben und überlasse es dem Zufall, ob mir etwas vor die Füße fällt. Nun ja, ich glaube eigentlich nicht an Zufälle, schon gar nicht, wenn mir beim Durch-die-Regale-Streifen tatsächlich ein Flakon vor die Füße fällt. (Für die Stabilität des Flakons gäbe es gleich mal 10 Sterne, leider steht diese Kategorie hier nicht zur Bewertung.)

Auf den Stabilitätstest folgt der Geruchstest. Beim Aufsprühen riecht man im ersten Moment nur Alkohol und Zitrone. Nach ein paar Sekunden macht der Alkohol aber der Bergamotte Platz, die zusammen mit der Zitrone schon nach wenigen Minuten in den Hintergrund gedrängt wird und zwar von - ähm - naja, von der Herznote eben. Ihre Bestandteile zu differenzieren, ist mir nicht möglich, wobei das meiner Ansicht nach für den Duft spricht. Etwas harzige Wärme nehme ich wahr, nachdem mich meine Internetrecherche gelehrt hat, dass es sich bei Gurjunbalsam um einen Harzsaft handelt. Zeder, Kaschmir und Vetiver spielen schon nach einer halben Stunde in die eng verwobenen Teile der Herznote hinein, versuchen aber nicht zu trennen, sondern ergänzen die Komposition sehr gut. Die Basis macht "Red" deutlich schwerer und herber, als der frische Auftakt in den ersten Minuten hätte erwarten lassen.

Camp Davids "Red" verfügt über eine ausreichend lange Haltbarkeit. Am Morgen aufgesprüht, hat man den ganzen Tag etwas davon und abends ist der Duft noch immer gut wahrnehmbar. Die Sillage ist vor allem in den ersten zwei Stunden nicht zu verachten. Dann geht sie etwas zurück, wirklich hautnah wird "Red" aber erst nach etwa 8h.

War diese Begegnung wirklich Zufall? Nein. Schicksal aber auch nicht. Eher irgendetwas dazwischen. Genauso verhält es sich mit der Einordnung zwischen Mainstream- und Nischenduft. Weder noch, sondern irgendwo dazwischen. Das einzig Sichere ist, dass mir der Duft gefällt und ich ihn immer wieder gerne trage, sowohl in der Freizeit, als auch in der Arbeit oder abends. In meinem Umfeld findet er ebenfalls Anklang und hat schon mehrfach für Komplimente gesorgt.
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Winchester vor 8 Jahren 15 2
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Rauchige Vanille mit Pfeffer im Ar***
Es gibt ja Menschen, die mögen kein Vanilleeis. Ich zum Beispiel. Zu wenig würzig, zu rund, zu süß, zu wenig Ecken und Kanten - Vanilleeis schmeckt für mich stets, als würde etwas fehlen. Bisher habe ich mich nicht weiter damit befasst, wie man es würzen müsste, damit es auch meinen Geschmack trifft, aber selbst wenn, so hätte ich bestimmt nicht zum Pfefferstreuer gegriffen. Ein Fehler? Ja! Also das Nicht-zum-Pfefferstreuer-Greifen.

Beim Aufsprühen steigt einem als erstes der scharfe Pfeffer in die Nase. "Hatschi." - "Gesundheit," antwortet der Weihrauch und nebelt die Geruchsrezeptoren ein, damit sie sich wieder beruhigen und auf die Ankunft der Grapefruit vorbereiten können. Wer tatsächlich auf ihr Kommen wartet, wird aber herbe enttäuscht werden. Da tritt aber auch schon die sanfte Vanille in Erscheinung, unmittelbar gefolgt von Sandelholz, die sogleich beide vom Weihrauch empfangen und ummantelt werden. Der Pfeffer stichelt weiterhin, verliert aber nach und nach ein wenig an Kraft.
Der Duft macht dann keine größeren Entwicklungen mehr durch. Schließlich sind ja alle Gäste da. (Mal abgesehen von der Grapefruit, die einfach ohne Absage fernbleibt. *tsss*) Die Vanille rückt nach einiger Zeit etwas mehr in den Hintergrund und es bleibt eine sanfte, unaufdringliche Süße und eine holzige Wärme mit interessanter pfeffriger Würze.

Die dezente Sillage und recht gute Haltbarkeit machen "This is him!" (who needs schon correctes Grammatik?) zu einem sehr brauchbaren Alltags-, Freizeit- und dezenten Ausgehduft.
Zweimal schnuppern zahlt sich hier übrigens aus. Ich habe auch einen zweiten Anlauf gebraucht, sobald man aber das anfängliche "Hatschi" überwunden hat, macht die pfeffrige Vanille durchaus was her.
2 Antworten