Was steckt wirklich drin? Clean Beauty und die Parfum-Wahrheit
Ich liebe Düfte, aber ich bekomme davon immer wieder Kopfschmerzen, manchmal Hautausschläge oder sogar Husten, weil ich Asthma habe. Deshalb hab ich über Jahre versucht, auf sanftere Alternativen umzusteigen wie natürliche Düfte, Bio-Parfums oder manchmal sogar ganz ohne Parfum. Ich hab einiges aus der Drogerie oder Apotheke probiert. Aber ehrlich gesagt, die meisten davon waren für mich einfach nichts Besonderes. Kein Duft hat mich wirklich umgehauen. Und das größte Problem, sie haben kaum gehalten und hatten keine interessanten Duftrichtungen.
Ist "Natürlich" gleich "gesund"?
Ätherische Öle gelten zwar als „natürlich“, können aber stark sensibilisierend wirken. In Studien (SCCS/1459/11, ECHA 2022) wurden etwa Citral, Limonene oder Eugenol als potenziell allergen eingestuft, auch wenn sie aus Pflanzen stammen.
Sind weniger Inhalstoffe besser?
Ich begann, bewusst auf die Inhaltsstoffe zu achten. Ich probierte Body Sprays und Produkte mit einfachen Formulierungen, möglichst wenig Duftstoffen und reduzierten INCI-Listen. Damals dachte ich, je weniger Inhaltsstoffe, desto besser. Doch trotz der reduzierten Rezepturen hatte ich immer wieder allergische Symptome. Aber irgendwann bin ich auf das Konzept der „Clean Beauty“ gestoßen.
Ist „Clean Beauty“ die Lösung?
Ich habe einige Marken entdeckt, die sich selbst als „clean“ oder „non-toxic“
bezeichnen, und war total begeistert. Ich habe sehr viele gekauft, weil ich zum ersten Mal Düfte tragen konnte, die lange gehalten haben, wunderbar Duftrichtungen hatten und anscheinend nicht toxisch waren.
Doch je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr wurde mir klar. Nicht alles, was sich „clean“ nennt, ist auch wirklich clean. Offenbar darf sich jede Marke einfach selbst so bezeichnen, ohne dass es dafür klare Richtlinien gibt. Ich habe angefangen, richtig zu recherchieren und bin dabei auf mehrere wissenschaftliche Studien gestoßen. Und ehrlich, da ist mir einiges klar geworden.
Was steckt hinter dem Begriff „Parfum“?
Die wichtigste Erkenntnis war für mich der Begriff „Parfum“. Der steht nämlich auf extrem vielen Produkten, nicht nur auf Parfums selbst, sondern auch auf Shampoos, Deos, Cremen und sogar Sonnencremes.
Mehrere Quellen bestätigen mittlerweile die problematischen Aspekte vieler Duftstoffe, darunter die EU-Kommission, die ECHA und zivilgesellschaftliche Organisationen wie Scentspiracy. Laut der EU-Kosmetikverordnung müssen Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge ihres Mengenanteils deklariert werden. Duftmischungen wie Parfums oder Aromen bilden dabei aber eine Ausnahme, sie dürfen gemäß EU-Verordnung als "Parfum" oder "Aroma" deklariert werden, ohne die Einzelsubstanzen offenlegen zu müssen, selbst wenn sie potenziell sensibilisierende oder hormonwirksame Stoffe enthalten. Der Grund dafür ist, dass Duftformulierungen als betriebsinterne Geschäftsgeheimnisse gelten (European Commission, 2023).
Dabei kann ein einzelnes Parfüm aus bis zu 100 unterschiedlichen chemischen Substanzen bestehen. In der Kosmetikindustrie kommen insgesamt mehr als 2.500 verschiedene Duftstoffe zum Einsatz, darunter viele, die allergische, asthmatische, hormonwirksame oder umweltschädliche Effekte auslösen können (Scentspiracy, 2019; ECHA, 2022). In der Europäischen Union gibt es jedoch nur für 26 spezifische Duftstoffe eine Deklarationspflicht, die auch nur gilt, wenn festgelegte Konzentrationsgrenzen überschritten werden (Scentspiracy, 2019).
Was bedeutet „clean“ also wirklich?
Für mich bedeutet es vor allem Transparenz. Eine „clean“ formulierte Marke legt offen, welche Duftstoffe enthalten sind, und versteckt sich nicht hinter dem Begriff „Parfum“. Selbst wenn ein Produkt nicht zu 100 % reizfrei ist, habe ich als Konsumentin zumindest die Möglichkeit, die Inhaltsstoffe nachzuvollziehen und selbst zu entscheiden, ob ich sie vertrage. Das ist besonders für Menschen mit sensibler Haut, Allergien oder Asthma wichtig. Es bedeutet nicht automatisch „perfekt“, aber es bedeutet Offenheit. Und das ist ein Anfang.
Wie damit umgehen?
- Man muss nicht auf alles verzichten, aber man kann bewusst reduzieren. Die Expert:innen empfehlen, die Exposition von Duftstoffen insgesamt zu verringern. Wenn ich also nicht ganz auf Parfüm verzichten möchte, kann ich versuchen, in anderen Produkten wie Bodylotion, Deodorant oder Shampoo duftfreie Varianten zu verwenden. Das reduziert die Gesamtbelastung.
- Es ist wichtig, darauf zu achten, ob eine Marke ihre Duftstoffe offenlegt. Wenn ich weiß, welche Inhaltsstoffe enthalten sind, kann ich besser entscheiden, ob ich das Produkt vertrage oder haben möchte.
- Es gibt inzwischen mehrere Apps, mit denen man bedenkliche Inhaltsstoffe, darunter auch potenziell hormonwirksame Substanzen, schnell erkennen kann. Ich persönlich verwende seit Jahren die App „Codecheck”.
- Wenn du unsicher bist, kannst du auch einfach die vollständige INCI-Liste an ChatGPT schicken und um eine wissenschaftlich fundierte Inhaltsstoff-Analyse bitten, etwa zu Allergierisiken, hormonaktiven Stoffen oder Clean-Beauty-Kriterien.
- Ich habe auch einen GPT entwickelt, der dabei hilft, die Inhaltsstoffe von Parfums oder Kosmetikprodukten zu verstehen. Gerne ausprobieren: https://chatgpt.com/g/g-6872b927cd188191bf0f0497e22cffe3-was-steckt-drin
Quellen
CHEM Trust & EEB. (2022). What’s That Smell?
Women’s Voices for the Earth. (2019). Scentspiracy Report
ECHA. (2022). Substances of concern in cosmetics
EU-Kosmetikverordnung (1223/2009)
meine Dermatologin hatte mir nämlich Duftstoffe verboten, woraufhin ich erwiderte: ,,Auch die natürlichen Attare?'' sie hat mich ausgelacht und gefragt, ob ich denn mit Rosenöl hergestellte Düfte hätte... es hat dann eine Weile gedauert, bis ich ernüchternd feststellen musste, wie teuer natürliche Rohstoffe sind und selbst in meinen geliebeten Xerjoffs wahrscheinlich nur ein paar Tropfen natürlicher Saft enthalten sind.
danke für deinen tollen Beitrag. Hoffen wir mal in Zukunft auf mehr Transparenz
Nach einigen Hormonumstellungen vertrage ich leider auch nicht mehr alles – bei manchen Düften, z. B. von Lattafa, reagiert mein Körper inzwischen sehr heftig, mein Hals schwillt sogar an... 😣
Und ja, du hast völlig recht: "Natürlich" bedeutet nicht automatisch "harmlos". Als Aromatherapietante kann ich das nur bestätigen. Es gibt ätherische Öle, die hoch allergen sind oder sogar reizend wirken können. Man sollte sich wirklich gut informieren, bevor man etwas Neues ausprobiert – gerade wenn das Immunsystem sensibler geworden ist.
Oh wow, das klingt wirklich heftig! Das mit dem angeschwollenen Hals ist ja schlimm. 😣 Ich habe auch schlechte Erfahrungen mit arabischen Düften gemacht. Ich habe mich von Tiktok-Influencern beeinflussen lassen und welche getestet. Ich hatte den ganzen Tag starken Husten und Probleme beim Atmen.
Anscheinend enthalten manche dieser Düfte Stoffe, die in der EU entweder nicht zugelassen oder strenger reguliert sind.
und ja, es ist schade um die ätherischen Öle.
Du hast recht. Man muss sich gut informieren und, wenn möglich, auch einen Patch-Test machen ♥️
https://chatgpt.com/g/g-6872b927cd188191bf0f0497e22cffe3-was-steckt-drin