Echt Kölnisch Wasser 1792 Eau de Cologne

Tofuwachtel
08.07.2021 - 11:47 Uhr
66
Top Rezension
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft

Gemeinsamkeiten

Lotti und Irmi. Schwestern. Aufgewachsen in Schlesien. Lotti wurde Schneiderin und Putzmacherin. Irmi übernahm den elterlichen Blumenstand auf dem Markt.

Nachdem sie monatelang getreckt waren und sie und die Pferde einfach zu erschöpft waren, um noch weiterzuziehen, wurde ihnen in einem kleinen norddeutschen Ort ein Zimmer bei einer Kriegswitwe zugewiesen. Willkommen, waren sie dort nicht.

Das änderte sich erst, nachdem Lotti anfing Kleidung aus alten Uniformen, Bettlaken und Wolldecken zu nähen. So langsam machte sie sich in dem Ort damit einen Namen. Zumal sie auch jede Art von Änderungen übernahm. Es dauerte nicht lange, da hatte Irmi auf dem Schwarzmarkt eine alte Nähmaschine für Lotti eingetauscht. Ihre Ohrringe hatte sie dafür gegeben.

Überhaupt hätten die Schwestern unterschiedlicher nicht sein können.

Lotti war immer elegant gekleidet. Kostüm, gern in einem Gelbton, passender Hut, Handschuhe. Auch im Sommer. Irmi liebte ihre alte Hose und die verwaschen grüne Joppe, die sie anfangs noch bei der Feldarbeit, die sie bei einem Bauern angenommen hatte, getragen hatte. Die eine grazil und klein, die andere groß und gestanden.

Nur zwei Dinge, die hatten beide gemein. Ihre fast wasserblauen Augen und die Vorliebe für 4711.

Nachdem Lotti eine kleine Schneiderei eröffnet hatte und auch wieder Hüte fertigte, bezogen die beiden ein winziges Häuschen.

Den Duft, wenn man eintrat, den vergesse ich nie. Überall in den kleinen Zimmern standen Schälchen, in den kleine Wattebausche lagen. Die wurden regelmäßig mit dem Cologne getränkt.

Diese herb frische, ein ganz klein wenig zart bittere Note nach Orange und Zitrone, diese fein krautige Würze, der leichte Hauch von Lavendel, umfing einen Sommer wie Winter.

Und auch die beiden dufteten immer danach. Lotti gab immer ein paar Spritzer auf ihr Taschentuch und betupfte sich dann die Stirn und den Hals. Irmi war da weniger kompliziert. Da wurde die Flasche genommen und dann gab´s ein paar reelle Spritzer ins Dekolleté. Und wenn dann nur noch ein weicher Nachhall auf der Haut lag, wurde gleich nachgelegt.

Wenn ich sie als Kind besuchte, wurde mir der Schokoladenmund damit abgewischt, bei Abschürfungen wurde damit die Wunde gereinigt und ich glaube, die beiden haben das auch als Mundwasserzusatz gebraucht. Auf jeden Fall wurde in das Schälchen mit dem Bügelwasser immer ein guter Schuss davon hineingetan.

Das ist lange her, aber wenn ich heute den Duft rieche, mich damit im Sommer so richtig erfrische, dann ist das ein unglaublich schönes Gefühl. Und dann sind da irgendwo auch Lotti und Irmi.
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