Fate Woman 2013 Eau de Parfum

Chris185
08.07.2013 - 17:45 Uhr
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Der zweite Streich

Dorothée Piot lieferte bereits mit Memoir Woman eine eindrucksvolle Amouage-Kreation ab, mit Fate Woman folgt ein weiteres Parfüm für das Dufthaus aus dem Oman. Sie bewegt sich wieder im gleichen Genre, da auch Fate Woman laut Werbetext der Firmenwebsite einen „oriental chypre“ darstellt. So bestehen bereits zwei Gemeinsamkeiten mit dem meiner Ansicht nach grandiosen Memoir. Meine Erwartungen bezüglich Fate waren somit hoch und ich musste diese Neuerscheinung schnellstmöglich testen.
Hinsichtlich des Dufts weist Fate zwar überhaupt keine Übereinstimmungen mit Memoir auf - im Gegensatz zum eher schwachen Interlude-Duo aus dem letzten Jahr handelt es sich aber um eine sehr gelungene Kreation.

Fate Woman startet mit einer strahlenden Bergamotte, welche durch die begleitenden Gewürze unheimlich kraftvoll und satt wirkt. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Süße, so dass ich schon fast eine saftige Orange vor Augen habe. In einem englischen Review habe ich vom Vergleich der Anfangsphase mit Limonade gelesen – dieser spiegelt treffend den prickelnden, süß-würzigen Charakter wider. Doch der anfänglich üppige, raumgreifende Eindruck täuscht. Schon nach kurzer Zeit wird Fate sanfter und zurückhaltender. Eine zarte Blumigkeit tritt allmählich hervor, doch keine einzige Blume kristallisiert sich deutlich aus diesem Blütenmeer heraus. Während die Blumen nur Beiwerk sind und den Dufteindruck nie dominieren, wird der Verlauf ab der Herznote immer stärker von seinem sinnlich-warmen, orientalischen Grundgerüst geprägt. Chypre-Merkmale offenbaren sich mir bei Fate nicht. In der Basis nehme ich hauptsächlich einen cremig-harzigen Akkord wahr, unglaublich edel, unsüß und ohne jegliche animalischen Facetten. Das Labdanum scheint hier wohl die Hauptrolle zu spielen, der sonst für Amouage so typische Weihrauch hält sich zurück. Wie auch bei Beloved verschmilzt die Fülle an übrigen Noten zu einem harmonischen Gesamtkonzept, so dass das Identifizieren weiterer Noten, zumindest für mich, unmöglich ist.
Bei Fate Woman handelt es sich um einen sehr zugänglichen, unkomplizierten Duft, der wohl kaum auf Missfallen stoßen wird. Fate Man ist dagegen ein anderes Kaliber: trocken, bittersüß und eher sperrig, wenn auch nicht ganz so gewöhnungsbedürftig wie Interlude Man. Die Damenvariante gefällt mir deutlich besser und ist, wie bereits Epic, Lyric oder Memoir Woman, problemlos von beiden Geschlechtern tragbar.
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