The Library Collection

Opus XIII - Silver Oud 2021

Hrabanus
07.06.2023 - 16:25 Uhr
7
Preis
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft

Faszinierender Holzhammer für interessante Menschen

Da muss man schon wissen, was man sich antut! Aber der schwarze Flakon agiert schon irgendwie als Warnung. Opus XIII - Silver Oud kam jedoch als Probe zu mir und so war ich einfach nur neugierig, was Cécile Zarokian sich da ausgedacht hat. Oud mag ich an sich ganz gern, muss es aber nicht in jeder Kombination haben.

Einmal aufgesprüht musste ich nach dem ersten Riechen doch einmal tief Luft holen: Stechende Würze, ein bisschen wie Schwedenbitter, wo man nicht genau weiß, ob das jetzt nicht doch irgendwie lecker ist. Heftiger Rauch, wie ein etwas frischerer Single Malt von der Whisky-Insel Islay. Aber das ist nur der Auftakt, denn gleich wird es richtig holzig. Bald schon schiebt sich das Oud in den Vordergrund, aber trocken, irgendwie schlank und sehr griffig. Da ist nichts in liebliche Noten eingebettet, keine Blumen, keine Gräser, nicht einmal Weihrauch weicht die strengen Holznoten auf. Patchouli ist da, ja, aber wirkt in dieser Komposition ganz eigenartig.

Was ist diese trockene Schwedenbitter-Würzigkeit, die hier so bestimmend ist? Vielleicht ist es das Cypriol (auch in Verbindung mit Patchouli), das hier das Holz weniger kontrastiert als ihm streng zur Seite steht. Riecht das gut? Jedenfalls richtig, richtig interessant!

Nach ca. 20 Minuten dann mehrere Holznoten, jetzt geht es in die Richtung Möbelpolitur, nur nicht mehr so scharf. Süß wird für mich da noch nichts, erst Stunden später tritt eine leicht vanillige Note hervor, die den Duft aber nie aufweicht.
Nachdem sich die Holznoten etwas setzen, verleiht Castoreum dem Duft eine laaange, nicht elegante, aber aufregende Charakteristik. Hier erhält das Oud seinen zähmenden Mantel, der selbst aber nicht weniger aufdringlich ist. Es finden sich da ein paar hellere Elemente, die ich schwer auseinanderhalten kann, die aber den dünkleren Holznoten schön entgegen stehen. Vielleicht heißt der Duft deshalb "Silver Oud", auch wenn ich da nichts Metallisches erkennen kann, aber doch was Glänzendes.
Fast 24 Stunden später rieche ich ihn am Handgelenk immer noch. Puh, was war das für eine Vorstellung!

Mit Opus XIII - Silver Oud ist es wie mit einer Achterbahnfahrt. Teils ist man überfordert, Spaß macht es zwischendrin zwar schon, das Adrenalin wirkt auch noch eine Zeit nach, irgendwie hat man sich gefürchtet, dass was passiert... Und gerade als man froh ist, dass es vorbei ist, schleicht der Wunsch daher, es nochmal zu machen.

ich würde mir Opus XIII - Silver Oud wohl nicht kaufen, weil mir das Parfum einfach zu steil, zu außergewöhnlich ist. Oder es ist so: Ich fühle mich selbst nicht interessant genug dafür :-)
Andererseits ist es einer der faszinierendsten und spannendsten Düfte, die ich in letzter Zeit gerochen habe. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn Hautchemie und Typ richtig zusammenspielen, diese Amouage-Kreation richtig geil an einem Mann (oder einer Frau?) riechen kann. Für einen Blind Buy ist das Ding sowieso zu teuer, aber wenn man die Möglichkeit hat, es mal aufzusprühen und ein paar Stunden zu verfolgen, würde ich dazu sicherlich raten!
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