Royal Oud von Arabian Oud

Royal Oud

nussbaum1991
15.10.2025 - 04:51 Uhr
10Duft 9Haltbarkeit 8Sillage 10Flakon 8Preis

Die Rose-Oud Krone ist vergeben, lang lebe der König

Im Orient, am Golf und im fernen Osten sind sie seit Jahrhunderten so etwas wie der Referenzstandard der Parfümeurskunst, das "Grundmodell" wenn man so will. Jeder in der westlichen Welt der sich mit dem Thema Düfte beschäftigt kennt sie, sie sind sogar im Mainstream solide angekommen und es gibt sie inzwischen wie Sand am Meer. Jedes westliche Dufthaus hat mindestens einen in mindestens einer Kollektion, oft viele in vielen Kollektionen.

Die Rede ist natürlich von der klassischen Trifecta:

Rose, Oud und (manchmal vergessen) Moschus.

Insbesondere die Verwendung von Oud in seiner natürlichen oder synthetischen Variante hat in den letzten Jahren in Europa und den USA einen absoluten Boom erlebt - und die Kombi "Rose-Oud" dementsprechend mit. Mich überzeugt die Umsetzung oft nur bedingt.

Ich habe sehr lange gesucht nach einem Parfum welches das Thema in einer Art und Weise umsetzt die mich begeistert, mich in ihren Bann zieht, das mystische in Rose-Oud-Moschus perfekt umsetzt. Ich habe mich durch viele Parfüms probiert, dabei viele Düfte gefunden die mir sehr gefallen - aber der perfekten Rose-Oud Duft war lange nicht dabei. Woran das lag? Hier mein persönlicher Erklärungsversuch, ohne Anspruch auf objektive Richtigkeit:

1. Zu viel des guten: Die meisten der westliche "Rose-Oud" Vertreter sind alles andere als puristisch. Überladene Duft-Pyramiden, oft unter Verwendung von billigem oder synthetischen Oud macht "Nischendüfte" ganz nach dem Motto zu viele Köche verderben den Brei zu ziemlich undefinierbar generisch langweiligen Vertretern dieser Gattung. Was irgendwie zwanghaft besonders sein will verliert seine Identität im Chaos. Sozusagen die "Berlin Kreuzberg"-ifizierung der Rose-Oud Gattung. Diese Vertreter sind selten schlecht, hauen aber auch selten vom Hocker. Irgendwie ist viel drin, aber irgendwie "fehlt irgendwas". Selten ist das Besondere wirklich besonders. Äußerst überzeugende Ausnahmen wie der Nefs gibt es zwar, mit klassischem Rose-Oud hat das jedoch trotzdem nicht viel zu tun. Mir fehlt Purismus/Minimalismus.
2. Die fehlende Animalik/Intensität: In einer Kombination aus Moschus und Oud würde man eigentlich Animalik und Intensität, eine gewisse "Skankyness", erwarten, die allerdings gut ausbalanciert werden muss um tragbar zu bleiben. Letzteres ist insbesondere für den Verkauf an westliche und unerfahrene Nasen wichtig, die hier etwas empfindlicher sind. Düfte aus orientalischen / arabischen Dufthäusern machen das traditionsbedingt sehr gut. Vermutlich um "Ladenhüter" zu vermeiden gehen westliche Dufthäuser aus meiner Sicht jedoch allzu häufig den Weg des geringsten Widerstands: Der Balanceakt der Animalik ist zu heikel, zu gefährlich, zu schwierig, also wird diese kurzerhand aus dem Duftprofil verbannt, mit dem Ergebnis dass die Düfte für jemanden der echte Rose-Oud sucht (nicht-)stink langweilig sind. Zwar machen Düfte wie der Oud Republic vor dass auch die komplett domestizierte, zahme Variante der Trifecta ein tolles Parfüm werden kann. Zu Häufig jedoch bringt fehlende Animalik schwache Rosen Wässerschen hervor die man sich eher als Backzutat in den Keksteig geben oder in einer Handseife verarbeiten als am Körper auftragen würde.
3. Zu viel Animalik oder mangelnde Balance: Animalik in Düften ist Geschmackssache und Geschmäcker sind unterschiedlich. Parfüms aus dem arabischen Kulturraum orientieren sich natürlich auch am Geschmack der potentiellen Käufer und so kommt es nicht selten vor dass für eine westliche Nase der ein oder andere Rose-Oud aus dem Orient kaum zu ertragen animalisch "mufft". Aus meiner Sicht ist der Begriff "Kuhstall"-Oud jedoch allzu häufig aus dem Koffer gezogen um Düfte die nicht überzeugen in eine gewisse Schublade zu schieben - polarisierende Statements ziehen im Internet halt mehr Aufmerksamkeit. Dabei ist lange nicht jede Animalik gleich "Kuhstall" und nicht jeder Kuhstall ist unerträglich intensiv und untragbar. Letzteres scheinen westliche Dufthäuser in meiner Wahrnehmung manchmal zu vergessen wenn mal wieder ein Rose-Oud auf den Markt gebracht wird dessen Zielsetzung es wohl gewesen sein muss möglichst intensiv und untragbar zu stinken, sozusagen bewusst über das Ziel hinaus geschossen um eine gewisse "Edgyness" zu treffen. Ich persönlich (auf die Gefahr hin jetzt gekreuzigt zu werden) zähle den The Night in diese Kategorie. Auch das "zu viel" hat seine Liebhaber, denn das alles ist natürlich Geschmacksache und das ist auch gut so. Allerdings möchte ich persönlich als jemand der Parfüms nicht bloß sammeln sondern auch und vor allem im Alltag oder zu besonderen Anlässen tragen möchte auch für meine Umgebung halbwegs aushaltbar riechen. Natürlich soll sich jeder individuell ausleben dürfen, zur Wahrheit gehört aber auch dass man manchmal unter Menschen muss und die meisten Menschen nicht bewusst "wegriechen " können. Auch in der Kategorie "viel" Animalik gibt es natürlich Vertreter die das Rose-Oud Thema hervorragend mit ausreichend-orientalischer Animalik und Würze in einer tragbaren Variante unterfüttern, wie den Alexandria Imperiale.

Gesucht war also die Trifecta Rose-Oud-Moschus die gleichzeitig die magischen drei Attribute Purismus, Animalik und Balance einhält.

Als ich das erste mal den Royal Oud in einer Probe unter die Nase bekam konnte ich kaum fassen was ich da roch.

Die Overtüre, nur wenige Minuten: Der Duft eröffnet mit einem Paukenschlag, einem lauten Knall aus Oud welches kurz mit angedeuteter scharfer Animalik aufhorchen lässt, den Gedanken "oh nein, jetzt kommts..." anzündet, jedoch binnen Sekunden Platz macht für eine äußerst dunkle, aber gleichzeitig fast fruchtige Rose von der man kaum glauben kann dass sie so in einem Parfüm verarbeitet werden kann.

Die Oper, erster Akt, 1-2 Stunden: Dann sitzt man nun da, völlig verwirrt ob des animalischen aber sofort verhallten Kampfschreis der da kurz begrüßt hatte, aber die Rose, diese unglaublich saftige Rose die zu keinem Zeitpunkt trocken wirkt, nimmt einen an die Hand und bittet zum Tanz mit geschlossenen Auge durch einen traumhaft schön duftenden Rosengarten. Das Oud schaut zu diesem Zeitpunkt zu und mischt sich selten ein.

Zweiter Akt, ein paar Stunden: Der Tanzpartner wechselt, die Rose begibt sich zwar noch nicht auf den Zuschauersitz, lässt jedoch den leicht animalischen, pudrigen Moschus die Führung übernehmen. Ich habe schon manchmal gehört das (synthetischer) Moschus als eigenständige Duftnote langweilig und nur für die "Tiefe" verwendet wird - hier ist der Gegenbeweis. Ja, man muss auch den leicht feminin anmutenden, pudrigen Moschus mögen der oft in reinen Damenparfums zu treffen ist. Der ist hier aber so schön umgesetzt und in das Gesamtthema eingebettet dass das auch für Männer völlig tragbar bleibt. Das Oud wird lauter, die Animalik blitzt manchmal um die Ecke, bleibt jedoch auf der Schwelle zum erahnbaren und das macht sie so mysteriös und verführerisch.

Das Finale: Das Oud verliert die Geduld und übernimmt. Bis er nicht mehr wahrnehmbar ist (10 Stunden+) bleibt Royal Oud ein leicht animalisch pudrig-rosiger Oud Duft der elegant holzigen Art.

Es ist wichtig zu wissen dass das hier kein artistisches Kunstwerk ist, sondern absolut auch im Alltag tragbar, gefällig, ohne dabei jedoch langweilig oder "lasch" zu sein. Perfekte Balance.

Die Suche hat deshalb ein Ende. Der König ist gekrönt. Lang lebe der König.
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