Acteur 1989 Eau de Toilette

Strehliwood
01.08.2016 - 16:15 Uhr
24
Top Rezension
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Im Namen der Moos-Rose

„An die Rose“

Ewig trägt im Mutterschoße,
Süße Königin der Flur!
Dich und mich die stille, große,
Allbelebende Natur;

Röschen! unser Schmuck veraltet,
Sturm entblättern dich und mich,
Doch der ewge Kern entfaltet
Bald zu neuer Blüte sich.

(Hölderlin)

Diese, meine erste Rezension, ist sozusagen die Fortsetzung meines Blogbeitrages „Im Namen der Rose“. Der Acteur, dieses zweifellos olfaktorische Meisterwerk, begleitet mich nun schon fast 25 Jahre - somit hatte ich genügend Zeit, mich mit ihm in den unterschiedlichsten Lebenssituationen auseinanderzusetzen (kein 3maliger Handgelenkstest). Manchmal ist er mein Fallschirm und manchmal mein kraftvolles Triebwerk, mit ihm kann ich träumen und kreativ sein, er ist zu jeder Zeit der perfekte und ausdauernde Begleiter. Von 10 möglichen Punkten ist er eine glatte 11.

Auch wenn es mir noch immer schwer fällt, Düfte gedanklich in die einzelnen Bestandteile zu zerlegen (Wer kann das schon wirklich und reimt sich nicht irgendwas aus der Duftpyramide zusammen?), die markanten Hauptthemen des Duftes sind Rose und Moos, verfeinert mit würzigen und holzigen Nuancen.
Nun ist es gerade im Umgang mit der Rose nicht so einfach einen männlichen Duft zu erzeugen, ohne die Rose zu dominant in den Vordergrund zu stellen. Der Acteur hält für uns gewissermaßen eine indirekte, in weiches Moos gebettete Rose bereit.
Zweifellos ist ein gewisses Selbstbewusstsein nötig, um als Mann überhaupt einen Rosenduft zu tragen, aber genau das macht uns der Acteur mit seiner modifizierten Rose leicht. Gerade so, als würde er das Thema Rose ins maskuline übersetzen, lädt er geradezu dazu ein: "Trag mich und lass Dich auf mich ein – und Du verführst, wen immer Du willst." Für Manche bleibt er ein Rätsel - der Träger bleibt der Magier.

Was würde ich darum geben, etwas über die Motivation des Parfümeurs Maurice Maurin zu erfahren, der den Duft 1989 erschuf. Ist es gar eine Ode an alte Rosensorten, etwa die Moos-Rose? Die wohl schönste aller Moos-Rosen-Züchtungen gelang dem französische Züchter Vibert im Jahr 1825. In Wikipedia lässt zur Gruppe der Moos-Rosen nachlesen: „Petersilienkrause, grüne Blattauswüchse und die Öldrüsen lassen Kelch und Blütenstiele wie bemoost aussehen. Diese Bemoosung, vor allem der sich öffnenden Knospe, macht für Liebhaber den ganz besondere Reiz dieser Alten Rose aus. Das sich klebrig anfühlende Harz duftet sehr würzig, wenn man Blätter und Stiele zwischen den Fingern zerreibt. In früheren Zeiten oft in traditionellen Bauerngärten, findet man sie heute etwas seltener in den Gärten. Von der einstigen Beliebtheit der Moos-Rosen zeugen noch gemalte Abbildungen auf altem Porzellan.“ Ich liebe diese herrlichen Rosen mit den dicken und dichten Blütenständen. Manchmal sieht man sie noch in Gärten. Auf meinen häufigen Reisen nach Bayern und Österreich begegnet sie mir oft auf historischen Bauernmöbeln, Gemälden und Porzellan.

Ohhh-ich schwiff ab ;)

Zurück zum Duft – Meiner Meinung nach erfordert der Acteur vom Träger Hingabe, er will verstanden werden. Der, der sich auf ihn einlässt und ihn annimmt, wird zum Acteur.
Die Sillage ist überdurchschnittlich, ebenso die Haltbarkeit. Zugegebenermaßen braucht er zu Beginn ein wenig Zeit, bis er seine volle Stärke ausspielt und sich die Bestandteile in perfekter Harmonie vereinen. Dann wird er weicher und runder, ohne zu keiner Zeit seinen Charakter zu verlieren. Der Duft hält bei mir gut 8 Stunden durch.

Für mich noch immer unbegreiflich, wurde der Duft schon vor Jahren eingestellt. Auf Ebay findet sich ab und an noch ein (meist hoffnungslos überteuerter) Flakon, von Miniaturen ist abzuraten. Ich habe meine Fühler ganz weit ausgestreckt, und sollte bald großzügigen Nachschub erhalten. Mal sehen, ob er qualitativ noch unbeschadet ist. Vielleicht reicht es ja für ein Sharing :).

Der Acteur verbeugt sich – und ich spende ihm stehende Ovationen. Ihr dürft gern einstimmen ;)
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