The Scent of Peace for Him 2013

Sarungal
25.07.2015 - 15:02 Uhr
18
Top Rezension
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
2
Duft

Der Odem des Friedens - eine Tirade

Dieser Duft ist ein perfektes Beispiel für unterdurchschnittlichsten Mainstream, für den ein nachgerade durchgeknallt überhöhter Nischenpreis aufgerufen wird. Anders ausgedrückt: „The scent of peace for him“ ist ein Witz – ein grottenschlechter dazu.

Aventus-Klone gibt es einige. In Bonds stahlblauem Flakon allerdings schwappt eine der unglücklichsten Kopien des Creeds: zu süß, ohne innere Balance, synthetisch in der Anmutung und anstrengend obendrein, weil seine Aromen mit der Dezenz eines Marktschreiers nach Aufmerksamkeit plärren, ohne auch nur einen Hauch von Charme, gar Witz ins Treffen führen zu können.

Eine gefährliche Falle stellt „The scent of peace“ mit seiner Kopfnote, auf die auch ich beinahe hereingefallen wäre; allein dem abstrusen Preis ist es zu danken, dass ich mir dann doch nur eine kleine Abfüllung bestellte. Was für ein Glück, denn bereits die Eröffnung nervt rasch mit einer letztlich unzureichenden Fruchtsimulation. Dennoch ist dieses Plastik-Obst vermutlich noch der angenehmste Teil des Dufts. Für kurze Zeit nämlich scheint die Chance auf eine interessante, bewusst ins Synthetische abstrahierte Dufterzählung zu bestehen – der geneigte Tester hofft auf einen Aventus-Verwandten im Comme-des-Garcons-Gewand.

Dann kracht eine gleichermaßen künstlich anmutende, furchtbar klebrige Süße ins Plastik-Obst – und verursacht einen ziemlich üblen olfaktorischen Unfall. Damit ist der erträgliche Teil des Duftverlaufs nach wenigen Minuten beendet; der Rest ist schmerzhaft dilettantisch zusammengebraut. Gegen die pappsüße Hauptnote, die nun den Charakter bestimmt, sind alle anderen Aromen völlig hilflos. Vetiver? Nicht mal mit der Nasenlupe aufzutreiben. Moos? Bestenfalls kandiert und damit olfaktorisch denunziert. Mittendrin klemmt nach wie vor der Aventus-Klon – eine groteske Verunstaltung des Originals, aber noch immer als Versuch der Kopie erkennbar.

„The scent of peace for him“ ist allerdings auch ohne diese plagiatorische Tendenz eine echte Nasenprüfung – gleichgültig, ob ich nun Patchouli, Amber oder irgendeine süßstoffliche Substanz dafür verantwortlich machen möchte. Es sind am Ende vermutlich nicht die Einzelteile, die das Drama befördern, sondern die entgleiste Gesamtkomposition: zu viel Dekoration, zu wenig Dufterlebnis – ein überzuckerter Fruchtsalat aus der Dose, ein einfarbiges Süßemonster.

Anders ausgedrückt: nichts Ungewöhnliches für einen sich dem Zeitgeist anbiedernden Designerduft von Abercrombie & Fitch oder Boss. ‚Weil „Süß“ ja noch immer das neue „Maskulin“ ist, können wir das ja mal mit Aventus versuchen’, mögen sie sich also auch in New York gedacht haben. Aber bitte, Herrschaften: bei dem Preis dürft Ihr die Aromen nicht so lieblos zusammenkleben. Süße kann eine wunderbare Färbung sein, wenn sie dezent eingesetzt wird; in diesem Bond allerdings ist die Zuckerung nichts als das Pattex, das die anderen Aromen brückenfrei aneinander pappt.

Der größte Witz ist der Name des Dufts: Friedvoll ist nichts an dieser aufdringlichen Komposition, die ihre nervtötende Süße mit der Wucht eines Artilleriegeschützes verschießt.

Fazit: Ein leider halt- und auch im Umkreis wahrnehmbares Zuckerwasser ohne jeden Charme – absurd teuer oberndrein.
Empfehlung: Vermeiden – unbedingt!
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