Bvlgari Man In Black 2014

Klausenmann
13.07.2016 - 13:28 Uhr
10
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Hormone im Dampfdrucktopf

(Dieser Kommentar bezieht sich auf die „Bulgari Man In Black All Blacks Limited Edition“, ist jedoch auch hier nicht fehl am Platz. Geht es doch um seine Wirkung, und die hat er!)

Über den Duft an sich ist schon mannigfaltig viel geschrieben worden…
Manche Düfte jedoch erwecken Bilder. Und nur ganz selten kreiert ein Parfum sogar Bilder der Sinnlichkeit. So wie in diesem Fall.

Zumindest bei mir!

So schließe ich die Augen und lasse mich treiben…

Ein heißer Sommertag.
Typisches Feierabendgedränge im Zug. Ich bekam nur noch einen Platz im Fahrradwagen.
Die Hitze ist fast unerträglich…

Nächster Halt: Baden-Baden.

…zum Glück steigen hier viele aus. Noch eine Station weiter, dann ist auch für mich die Fahrt für heute zu Ende.

Die Sommerhitze entweicht nicht aus der noch offenstehenden Waggontüre, lässt keine Kühle eintreten.
Stattdessen steigt ein Mann herein, blickt sich um und setzt sich dann direkt mir gegenüber.
Die Sonne scheint auf sein Gesicht.
Der Zug nimmt nur wenige Augenblicke später seine Reisegeschwindigkeit wieder auf.

Der Mann mir gegenüber zieht seine Brille ab und greift in seine Hosentasche.
Mit einem Taschentuch wischt er sich die Schweißperlen von der Stirn.
Sein dunkler und herrlich dichter Vollbart glänzt rötlich in der Sonne, wirkt wie Samt.
Ein schwarzes kleines Päckchen fällt ihm dabei aus der Hosentasche, als er das Taschentuch herauszieht. So stützt er sich mit der linken Hand auf seinen kräftigen Oberschenkel, während er mit der anderen Hand nach dem Päckchen greift.
Dessen goldener Schriftzug ist mir wohlbekannt.
Er mustert es, steckt sich die Brille in die linke Brusttasche und lächelt verschmitzt.

Ob er spürt wie ich ihn beobachte?

Ich versuche zwar meine Blicke nicht direkt auf ihn zu lenken, doch sie gänzlich von ihm abzuwenden gelingt mir nicht.
Die Zeit scheint sich zu dehnen.

Geht es nur mir so?

Er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Möglich aber ist es auch nur diese schier unerträgliche Wärme im Abteil, die ihn so zentriert wirken lässt. Im besten Mannesalter, wohl Ende 40, steht ihm diese Ruhe allerdings wohltuend gut.

Was macht er denn nun?

Seine rechte Hand wandert an den obersten Knopf seines dunkelblauen Hemdes. Langsam und lautlos öffnen seine Finger den Knopf. Die Hand wandert ein paar Zentimeter nach unten zum nächsten Hemdverschluss. Auch dieser Knopf trennt die beiden Stoffhälften voneinander. Dann abermals.
Vorsichtig beugt er sich ein Stück vornüber, entreißt dem Päckchen mit einem Ruck den kleinen Testflakon, öffnet dann mit der linken Hand enorm weit sein Hemd, um sogleich mit der rechten Hand den Sprühkopf zu drücken, woraufhin sich ein Sprühstrahl auf die dichte Haarpracht seiner breiten Brust legt, in der flutenden Sonne ebenfalls rötlich glänzend.

War es mir bis vor wenigen Augenblicken schon heiß genug, so beginnt nun auch mein Herz zu rasen. Es nimmt Fahrt auf, gleichsam der Zugmaschine, welche die Waggons über die Gleise zieht.

Jetzt blickt der Mann auf, lächelt mir direkt ins Gesicht und lehnt sich dann genüsslich zurück und schließt seine Augen.

Sein Hemd weht mir dabei den Duft entgegen, der auf seinem üppigen Brustfell liegt.
Wundervoll – beides!

Ein süßlicher Duft. Sehr würzig und kraftvoll.
Tabak und Rum sind sofort im Raum. Deren Kraft erreicht meine Sinne.
Eine holzige Süße breitet sich aus, wohlig warm und besänftigend. Doch da ist noch eine andere Komponente. Eine, die mir bisher noch nicht ins Mark drang. Bis heute.

Ob es das Leder ist?

Etwas in mir erschreckt.
Jedoch nicht voller Scham, peinlicher Berührtheit oder gar Reue.
Nein, dieser Schrecken ist lustvoll, begehrlich und heißblütig.
Meine Hormone wallen auf, deren Hitze lähmt angenehm den Verstand.
Wie Hormone im Dampfdrucktopf, brodelnd und kochend.
Jedoch gebremst und durch den engen Raum gezähmt...
So fühlt es sich an. Ihnen hilflos ausgeliefert.
Ein wilder Teil in mir möchte schreien!
Dieser Duft, dieser Mann…
Ihn an die Hand nehmen, ihn festhalten und niemals mehr loslassen.
Seinen Duft atmen, wohin er auch geht.
Jetzt und für immer.
Er ist es…
…der Zug wird langsamer.
Eine Lautsprecherstimme kündigt meinen Bahnhof an und reißt mich jäh aus meinen Träumen.
Der prachtvolle Mann, dieser Bär mir gegenüber hält eine Pfeife in der linken Hand.
Er stopft Tabak hinein. Ob er auch gleich aussteigen wird?

Langsam stehe ich auf, noch einmal scheint sich die Zeit zu dehnen.
Ein letztes Mal wandern meine Blicke über diesen Mann, atme ich scheinbar verdurstend den Duft ein, der ihn umgibt.

Er indes bleibt ruhig, lächelt und zwinkert mir zu.

Hilfe, wo ist denn nur mein Mut?

Ich möchte ihm um den Hals fallen.
Mich an seine breite Brust werfen.
Ihn ansprechen.
Oh, wäre ich doch nur ein kleines Stückchen mutiger…

Stattdessen öffnet sich die Waggontüre. Zischend, wie ein Schwall kalten Wassers. Ich muss fort, raus.
Der Mann und sein Duft aber bleiben zurück.
Ich schaue dem Zug nach, lange.
Mir fällt ein Spruch ein:

„ES GIBT ZWEI DINGE IM LEBEN,
DIE – SOBALD SIE AN UNS VORÜBERGEHEN,
NICHT MEHR WIEDERKEHREN…
DIE ZEIT UND VERPASSTE CHANCEN“.

Am Abend sprühe ich mir diesen Duft auf den Arm.
Noch nie hat ein Parfum so derart an meine Hormone appelliert, sie erweckt.
Dieser Duft kann und tut es. Und das ist wundervoll.

Jetzt und immer wieder!

Selbst in der Hitze des Sommers.
Oder gerade darum…
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