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												 Sehr hilfreiche Rezension
					Der Tag, als Du zu mir kamst …
					… war ein Samstag im Mai, in jenem Jahr. 
Der Tag, an dem ich Dich, mein Allure Eau de Toilette zu mir holte.
Die Luft frisch und klar, die Zikaden erst geschlüpft. Es roch nach Honig und frisch gebrühtem Kaffee, irgendwo in der Ferne der Olivenhaine bellte ein Hund.
Da vor mir lag Dia, die kleine Insel, die ich nie betreten hatte, im Morgennebel. Das Meer war ruhig und hellblau und spiegelglatt und die Nacht war endlich gegangen.
Ich hatte am Meer gesessen und getrauert, um eine Liebe, die ich nicht halten konnte.
Sie war zerbrochen und ich wusste, dass ich nach vorn schauen musste. Eine andere war nun bei Dir und mein kristallenes Herz in tausend Stücke gesprungen …
Meine Insel füllte sich mit lachenden, lärmenden Kindern.
An der Rezeption stapelten sich die Koffer der neu Angekommenen, Menschen mit müden, erwartungsfrohen Augen tranken perlenden Sekt aus Kelchen, die zu einer Pyramide aufgestellt waren.
Ich musste hier raus, für heute. Nichts wie weg von all dem Urlaubsglück, für einen Tag zumindest. Ich brauchte dringend - ein neues Parfum. Etwas, das mich nicht mit jedem Sprühstoß an vergangene Zeiten, an vergangenes Glück und diese zerbrochene Liebe erinnern würde.
Der Bus fuhr die alte Küstenstraße oberhalb der Klippen am Meer entlang, während sich die Einheimischen in jeder Haarnadelkurve bekreuzigten.
Meine Augen starrten in die Ferne, hinüber zu Dia, der schönen Unbekannten. Das Meer war so ruhig, dass man nicht sehen konnte, wo es aufhörte und der Himmel begann.
Endlich ein freier Tag, endlich.
Mein Ziel war die Parfümerie am Morosinibrunnen, im Herzen der Stadt.
Seit heute warst Du zu haben und alles in mir sehnte sich nach Dir.
Die Anzeigen mit dem neuen Chanel-Parfum Allure hatte ich schon längst gesehen, aus Frauenzeitschriften geschnitten und in meinem Tagebuch verewigt.
Ohne Dich zu kennen.
Diane Heidkrüger in Schwarzweiß - wunderschön. Laetitia Casta, Kirsty Hume …
Ich las von Deinen Noten, las, dass Du alle 6 Duftfacetten in einer einzigen Komposition in Dir vereinen solltest und hoffte so sehr, Du würdest mir gefallen.
Den Moment, als ich den kleinen, eckigen Flakon im Laden aus dem Regal hob, vergesse ich nie. Der silberne Verschluss mit dem Chanel-Schriftzug, die Großbuchstaben, die zartgelbe Farbe des Parfüms, der erste Sprühstoß. Ich war sofort neu verliebt.
Du warst anders - und doch so vertraut. Neu und - doch so Chanel. Tröstlich - weil Du mir Zuversicht brachtest. Es gibt ein Danach. Nach dem Davor. Es muss!
Süßer, wärmer als mein geliebtes Cristalle Eau de Parfum.
Und das Wichtigste: Meins!
Spritzig duftend, nach vollreifen Mandarinen und orangefarbenen Früchten und schon - nach Vanille, nach etwas Abstraktem, Nichtgreifbarem. Blumig, rosenzart, voller Blüten. Du sprudeltest nur so über. Pfirsichsaft, fast klar, süß … von jungen Pfirsichen mit rosiger Haut, weißfleischig, aromatisch und fest. Jene, welche beim Öffnen der Frucht ihren Kern freiwillig hergeben. Deine Kopfnote erinnerte mich an überschäumenden Cremant, von dem man nicht zu viel trinken darf, wollte man einen klaren Kopf bewahren. Bereits nach wenigen Augenblicken konnte ich die Duftnoten in der Basis erspüren, warm, geerdet, süß, etwas, das mich halten würde. Hätte ich sie nicht aufgeschrieben gesehen, ich hätte sie gar nicht sofort benennen können. Nur beschreiben.
Ich hätte Dich auch gekauft, ohne Dich zu testen.
„Mein Schatz …“, dachte ich. Sofort schloss ich Dich ins Herz.
*
Und so lief ich dann an ihr vorbei.
Der neue Duft war fremd. Ihr fremd.
Er gehörte nicht mehr zu ihr.
*
Baby, tell me … does she love you
Like the way I love you
Does she stimulate you
Attract and captivate you
Tell me does she miss you
Existing just to kiss you
Like the way I do
~ Melissa Etheridge, 1988, Like the way I do
										
									
				
				
			Der Tag, an dem ich Dich, mein Allure Eau de Toilette zu mir holte.
Die Luft frisch und klar, die Zikaden erst geschlüpft. Es roch nach Honig und frisch gebrühtem Kaffee, irgendwo in der Ferne der Olivenhaine bellte ein Hund.
Da vor mir lag Dia, die kleine Insel, die ich nie betreten hatte, im Morgennebel. Das Meer war ruhig und hellblau und spiegelglatt und die Nacht war endlich gegangen.
Ich hatte am Meer gesessen und getrauert, um eine Liebe, die ich nicht halten konnte.
Sie war zerbrochen und ich wusste, dass ich nach vorn schauen musste. Eine andere war nun bei Dir und mein kristallenes Herz in tausend Stücke gesprungen …
Meine Insel füllte sich mit lachenden, lärmenden Kindern.
An der Rezeption stapelten sich die Koffer der neu Angekommenen, Menschen mit müden, erwartungsfrohen Augen tranken perlenden Sekt aus Kelchen, die zu einer Pyramide aufgestellt waren.
Ich musste hier raus, für heute. Nichts wie weg von all dem Urlaubsglück, für einen Tag zumindest. Ich brauchte dringend - ein neues Parfum. Etwas, das mich nicht mit jedem Sprühstoß an vergangene Zeiten, an vergangenes Glück und diese zerbrochene Liebe erinnern würde.
Der Bus fuhr die alte Küstenstraße oberhalb der Klippen am Meer entlang, während sich die Einheimischen in jeder Haarnadelkurve bekreuzigten.
Meine Augen starrten in die Ferne, hinüber zu Dia, der schönen Unbekannten. Das Meer war so ruhig, dass man nicht sehen konnte, wo es aufhörte und der Himmel begann.
Endlich ein freier Tag, endlich.
Mein Ziel war die Parfümerie am Morosinibrunnen, im Herzen der Stadt.
Seit heute warst Du zu haben und alles in mir sehnte sich nach Dir.
Die Anzeigen mit dem neuen Chanel-Parfum Allure hatte ich schon längst gesehen, aus Frauenzeitschriften geschnitten und in meinem Tagebuch verewigt.
Ohne Dich zu kennen.
Diane Heidkrüger in Schwarzweiß - wunderschön. Laetitia Casta, Kirsty Hume …
Ich las von Deinen Noten, las, dass Du alle 6 Duftfacetten in einer einzigen Komposition in Dir vereinen solltest und hoffte so sehr, Du würdest mir gefallen.
Den Moment, als ich den kleinen, eckigen Flakon im Laden aus dem Regal hob, vergesse ich nie. Der silberne Verschluss mit dem Chanel-Schriftzug, die Großbuchstaben, die zartgelbe Farbe des Parfüms, der erste Sprühstoß. Ich war sofort neu verliebt.
Du warst anders - und doch so vertraut. Neu und - doch so Chanel. Tröstlich - weil Du mir Zuversicht brachtest. Es gibt ein Danach. Nach dem Davor. Es muss!
Süßer, wärmer als mein geliebtes Cristalle Eau de Parfum.
Und das Wichtigste: Meins!
Spritzig duftend, nach vollreifen Mandarinen und orangefarbenen Früchten und schon - nach Vanille, nach etwas Abstraktem, Nichtgreifbarem. Blumig, rosenzart, voller Blüten. Du sprudeltest nur so über. Pfirsichsaft, fast klar, süß … von jungen Pfirsichen mit rosiger Haut, weißfleischig, aromatisch und fest. Jene, welche beim Öffnen der Frucht ihren Kern freiwillig hergeben. Deine Kopfnote erinnerte mich an überschäumenden Cremant, von dem man nicht zu viel trinken darf, wollte man einen klaren Kopf bewahren. Bereits nach wenigen Augenblicken konnte ich die Duftnoten in der Basis erspüren, warm, geerdet, süß, etwas, das mich halten würde. Hätte ich sie nicht aufgeschrieben gesehen, ich hätte sie gar nicht sofort benennen können. Nur beschreiben.
Ich hätte Dich auch gekauft, ohne Dich zu testen.
„Mein Schatz …“, dachte ich. Sofort schloss ich Dich ins Herz.
*
Und so lief ich dann an ihr vorbei.
Der neue Duft war fremd. Ihr fremd.
Er gehörte nicht mehr zu ihr.
*
Baby, tell me … does she love you
Like the way I love you
Does she stimulate you
Attract and captivate you
Tell me does she miss you
Existing just to kiss you
Like the way I do
~ Melissa Etheridge, 1988, Like the way I do
		10 Antworten 
	
	

 
					
Gerne gelesen und nachfühlen können ❤️🍀
Allure wird immer speziell für mich sein ... 🤍
Den Duft liebe ich wie am ersten Tag … und Jahre später kamen das Eau de Parfum, das Allure Sensuelle, das Sommerparfum und das Extrait dazu. Himmlisch.
Und die Liebe - die kam auf wundersame Weise gereift auf andere Art zurück. ❤️🩹
Wenn ich Allure nicht kennen würde, hätte ich es aufgrund Deiner Beschreibung sofort gekauft. Aber wie so oft, empfinde ich den Duft ganz anders. Weißt Du ja. Aber ein Poesie-Pokälchen lass ich trotzdem da.