Coco (Parfum) von Chanel

Coco 1984 Parfum

Orlosy
07.01.2024 - 20:31 Uhr
10
10Duft 10Haltbarkeit 8Sillage

orage de chanel

Tief, dicht und unersättlich; unnachgiebig - für mich absolut unwiderstehlich.
Solche Gewalt bewarb Chanel 1992 ganz treffend mit einem Gewitter über Paris.
So schön Vanessa P. - das Gesicht der Kampagne- darin auch als Kanarienvogel schaukelt und pfeift - ihre Leichtigkeit und jugendliche Schönheit schlagen den eigentlichen Weg gen Coco fehl.
Gabrielles selbstgewählter Name Coco stellt einen vermutlich persönlicheren Zugang zu einem eau de Chanel dar und sollte ohne großes Vermuten wohl auch die Person Chanel nahbarer machen- nachdem die Herrin des Hauses zeitlebens fast all ihre Düfte mit strikter Distanz durchnummerierte.
Nur denke ich, dass die Distanz der Ziffern passender für Madame Chanels stringentes und ehrgeiziges Wesen steht - dass auch der Name Coco in seinem frechen und flotten Charme eigentlich unpassend für die Hausherrin gewählt wurde ... auch, wenn er zweifellos ikonisch wirkt(e).
Vorallem aber passt mir der Name nicht zu einem Parfüm dieser Machart.
Die Macht, die mich an meinem besprühten Handgelenk riechen lässt; der süßsaftige und würzige Sog, der zeitgleich Dickicht und goldenes Leuchten vereint; die barocke Wärme dieses Parfums, die einladend, umarmend und dabei doch nicht ungefährlich nah bleibt - spricht für meinen Geschmack für einen anderen Namen ... wenn auch nicht für eine Nummer.
Besagte Werbung des Parfums fängt den Esprit Cocos dennoch passend ein - in seinem Gesamteindruck aus Verspieltheit und finsterer Eleganz. Das Zucken der Blitze, die den Place Vendôme erhellen, beleuchten auch ein prunkvoll morbides Ambiente: Chanels Wohnung in der 31 Rue Cambon. Ein grotesker, fast geisterhafter Ort- prächtig, staubig, düster. So wie ein Gewitter den Himmel verdunkelnd aufhellt ist auch das Appartement Chanels im Kontrast dargestellt. Düsterer/s Marmor und Textil werden von einer strahlenden Flasche Coco, einer weißen Perserkatze und von Madame Chanel persönlich aufgebrochen, die im weißen Tweed am Fenster lehnend die Wetterlage überblickt.
Mit einem oder zwei Tropfen Coco benetzt verschwimmt sie in der Aufnahme; verschwimmt sie in dieser Szenerie aus Erhabenheit und Einsamkeit.
Schon immer liebte ich Gewitter; liebte es, ihre Gewalt in Sicherheit zu bezeugen und mich so noch geborgener zu fühlen. Man hätte kein passenderes Wetter für Coco wählen können.
5 Antworten
MarieposaMarieposa vor 2 Jahren
1
Du hast mich überzeugt, dass ich Coco als Extrait kennenlernen muss!
InBlossom4meInBlossom4me vor 1 Jahr
1
Unbedingt! Es ist soo wunderschön.
OrlosyOrlosy vor 2 Jahren
2
Das freut mich - es wird Zeit!:)
PollitaPollita vor 2 Jahren
Wunderschöne Rezension. Die Werbung muss ich mal googeln.
OrlosyOrlosy vor 2 Jahren
1
Danke, Pollita!
https://youtu.be/7VZvI0_Qj6U?si=bENVqjX1A1ThIJyo