Absolu Aventus 2023

ScentGuy
12.11.2023 - 08:01 Uhr
12
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Besser als der große (oder kleine) Bruder?

Einen schönen Sonntag liebe Parfumos,

heute möchte ich Euch meinen persönlichen und höchst unprofessionellen Eindruck vom neuen Creed-Release näherbringen.

Seitdem in diesem Jahr bekannt wurde, dass Creed eine neue Version seines Kassenschlagers "OF FU**ING ALL TIME" Aventus herausbringen wird, war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Nicht zuletzt deswegen, da ich vom ersten Sniff ein die hard Aventus-Fan bin. Jedenfalls bis zu den Batches aus 2018... Ihr kennt den Grund... Seitdem bin ich treulose Duftnase zur Konkurrenz von Armaf gewechselt *hust*.

Naja, weiter im Text. Nachdem nun vor einigen Tagen meine Sharing-Abfüllung eingetroffen ist, habe ich das neue Absolu einige Tage testen können. Diese Test-Eindrücke möchte ich nun mit Euch in etwas "professionellerem" Wortlaut teilen.

OPENING:
Absolu Aventus eröffnet mit einer fruchtig, leicht säuerlichen und wirklich sehr schön realistischen Grapefruit, die in den ersten Minuten klar im Vordergrund steht. Die Johannesbeere zähmt mit ihrer beerigen, süßlichen Duftkomponente die Grapefruit etwas und rundet diese schön ab. Der gut dosierte Ingwer kommt hinzu und gibt seine leichte, frische Schärfe als kleinen Kickstart dazu.

VERLAUF:
Nach ca. 15-20 Minuten verdient sich der Absolu seinen großen Namen, da zu diesem Zeitpunkt die originale Aventus-DNA ziemlich klar und deutlich durchkommt und mit den altbekannten Noten glänzt: Ananas, rosa Pfeffer und Patchouli.

Nach einiger Zeit kommen ein sehr fein dosierter und gut abgestimmter Kardamom mit leichten Zimtnoten dazu. Der Kardamom und Zimt bewegen sich aus dem Hintergrund heraus und werden mit der Zeit stärker, ohne zu irgendeiner Zeit zu stark ins Rampenlicht zu treten und ergeben ein stimmiges, fruchtig/süß-würziges Aventus-Gesamtbild. Sehr fein ausbalanciert!

Das fruchtig/süß-würzige Gesamtbild hält gute 5-6 Std. bis zum Drydown durch, wobei die Performance zwar deutlich besser, als die aktuellen Aventus-Batches ist, sich aber immer noch im bekannten Creed-Rahmen bewegt, was ich überhaupt nicht als Kritik meine.

Kleine Erklärung dazu: Creed war schon immer sehr darauf bedacht (jedenfalls glaube ich das), eine eher natürliche und nicht allzu penetrante Dufterfahrung zu schaffen.

Meiner Meinung nach der eigentliche Sinn eines Parfüms - nämlich das Erscheinungsbild seines Trägers zu unterstreichen und nicht zu überdecken. Wie auch beim großen (oder kleinen?) Bruder üblich, hängt die Performance ebenfalls von den Temperaturen ab. Ich habe Aventus immer als sehr performancestark in wärmeren Umgebungen empfunden. Ein verloren geglaubter Aventus kann durchaus im wohl temperierten Restaurant oder einer schwitzigen Bar neu erwachen.

Was allerdings meiner Meinung nach besser gemacht sein könnte: das würzige Gesamtbild stabil und über die volle Dauer klar und deutlich wahrnehmbar aufrecht zu erhalten. Das bekommt das Sauvage Elixir doch um einiges besser hin - wohl auch, da einzelne Noten höher dosiert und dadurch länger und klarer erkennbar sind. Das Absolu "verläuft" etwas mit der Zeit - ob Kritikpunkt oder Gesamtkunstwerk, kann hier jeder selbst für sich entscheiden.

DRYDOWN:
Zum Ende wird es minimal holziger, krautiger, was dem Vetiver, Kaschmirholz und Eichenmoos geschuldet ist. Insgesamt ein ebenfalls stimmiger und durchaus klassischer Abschied.

VERGLEICH VON Elixir und Absolu:
Auf den sehr oft diskutierten Vergleich zum Sauvage Elixir möchte ich ebenfalls noch kurz eingehen.
Den Vergleich zum Elixir, den einige Parfumos und Parfum-Youtuber ziehen, kann ich durchaus verstehen und nachvollziehen, da in beiden Düften ähnliche Duftnoten verarbeitet sind.
Das Sauvage Elixir startet ähnlich wie das Absolu mit fruchtiger Grapefruit, wobei ich beim Elixir direkt den würzigen Kardamom und Muskat wahrnehme. Im Vergleich ist das Absolu etwas softer und "vorsichtiger" abgestimmt, als das Elixir, was hier allerdings in keinster Weise negativ gegenüber dem Elixir zu verstehen ist. Beide Düfte bleiben ihrer ursprünglichen Charakteristik und Idee treu.
Meiner Meinung nach gehen beide Düfte in die gleiche würzige Richtung mit einem sehr großen Gefälligkeitsfaktor und einem gewissen Twist. Wobei das Elixir noch etwas mehr zu verstehen weiß, sich von der Ur-DNA abzuheben.

ALLGEMEINES FAZIT:
Creed hat mit dem Absolu ein wirklich gelungenes Release zum Jahresende und den kälteren Tagen gebracht, bei dem ich wirklich schwach werden könnte, den wirklich hohen Preis für einen ganzen Flakon zu zahlen. Dies werde ich mir aber gut überlegen und wenn überhaupt auf 2024 verschieben. Beim Testen habe ich auch für mich festgestellt, dass ich die ursprüngliche Aventus-DNA im Vergleich mittlerweile doch etwas langweilig finde und der Absolu eine wirklich bereichernde Ergänzung für eine bestehende Sammlung wäre. Noch einmal zurückkommend auf den Vergleich von Elixir und Absolu: im direkten Vergleich hat der Flanker von Dior, aufgrund der stärker ausgeprägten Diversität und stabileren Duftcharakteristik, aber ganz leicht die Nase vorn.

Am Ende zählt jedoch der persönliche Geschmack, was unser Duft-Hobby so schön und spannend macht.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein einigermaßen nachvollziehbares Duft-Bild zeichnen und Euch an diesem kalten Sonntag ein wenig unterhalten. :-)
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