Tabu 1932 Eau de Cologne

Soulmates
09.04.2015 - 15:29 Uhr
19
Top Rezension
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft

Meisterwerk-DNS

Sein gewisses düsteres Etwas macht Tabu so faszinierend schön. Ein dunkler Hauch, etwas Andersartiges, früher oft Gerochenes, fast nicht mehr Erinnertes, schwarze Nelke, böse Vanille, obskure, modrige Tiefe, mineralisch-feucht, extrem spicy, irgend ein vermutlich billiger Moschus, eine Kombination von mehreren Stoffen - aber hier besonders eigenartig schön verbunden - gibt dem Duft seinen unverwechselbaren Charakter: "Ach so - natürlich - DAS ist, das war, also Tabu!?!" - dieses Gefühl beschleicht einen beim Erstkontakt und nur wenige hatten bislang einen ähnlich verblüffenden Effekt: "Opium", "Narcisse Noir", "Vol de Nuit", "Sex Appeal for Men", "Jules", "Exception", "Yatagan", "Derby" und eben "Tabu"; eine Art Meisterwerk-DNS, die sich einbrennt. Früher, vor 25 Jahren, war Tabu an jeder Ecke. Heute verwundert es als 20-Euro-Tipp bis zur Gänsehaut, wie mancher teure Nischenduft es nicht kann. Hier sind zwei Varianten: Ein aktuelles im 88ml-Geigenflakon als Cologne und ein altes, angeätztes 22ml-Plastikfläschlein, eine Art Extrait, das deutlich nach Nitromoschus riecht. Letzteres ist nur geringfügig stärker: Der "Duft für Nutten" - so angeblich der Brief in den 30ern - kommt vehement und leidenschaftlich, haut schnell ab und hinterlässt süße Erinnerung. Objektiv auszumachen sind: Dicht mit Vanille verwobene Zitrusschalennoten in Richtung Orange, eigenwillige Garten- und Gewürznelken, ein sehr rauer, ins Maskuline gehender Geraniumaspekt, und ein dampfiges Orangenblüten-Brett, nebst eines prickelnden, doch leisen Schlussakkords á la Powerhouse mit einer Ahnung von Nag Champa, (der Basisnote von) Zibet, einem übergroßen Musk und bitterem Moos. Dass das alles nicht in einen Chypre- und auch nicht in einen Leder-Kontext eingebunden ist, trägt zur Unterhaltung bei: So geläufig - und doch so besonders. Und jederzeit für Frau und Mann tragbar.
Haltbarkeit und Strahlung waren bei beiden getesteten Tabu nur mittelmäßig. Es eignet sich unglaublich gut als Kopf- und Herznote auf einem arabischen Duftöl oder einem Musk - im konkrten Fall waren es Mukhalat Malaki und (vintage) Jovan-Öl.
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