Tabu 1932 Eau de Cologne

Tabu (Eau de Cologne) von Dana
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8.0 / 10 308 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Dana für Damen, erschienen im Jahr 1932. Der Duft ist orientalisch-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Orientalisch
Würzig
Animalisch
Blumig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GewürzeGewürze BergamotteBergamotte KorianderKoriander NeroliNeroli OrangeOrange
Herznote Herznote
GewürznelkeGewürznelke JasminJasmin orientalische Roseorientalische Rose Ylang-YlangYlang-Ylang KleeKlee NarzisseNarzisse
Basisnote Basisnote
AmberAmber BenzoeBenzoe MoschusMoschus PatchouliPatchouli ZibetZibet EichenmoosEichenmoos SandelholzSandelholz VetiverVetiver ZederZeder

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
9.272 Bewertungen
Eingetragen von Sani, letzte Aktualisierung am 21.02.2024.

Rezensionen

29 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Preis
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Foxear

22 Rezensionen
Foxear
Foxear
Top Rezension 62  
Sinfonie der Vergangenheit
Tabu – „the forbidden perfume“, erschienen 1932. Bitte einmal auf der Zunge zergehen lassen – neunzehnhundertzweiunddreißig – danke! Eine „verbotene Orientale“ mit enormer Wucht.

Gerüchten zu Folge war die Arbeitsanweisung des Herstellers Dana für den Parfumeur Jean Carles in etwa folgendermaßen: „Erschaffe ein Parfum, das auch Dirnen problemlos tragen können.“. Steile These- gleich zu Beginn. Keine Angst, das hier ist kein Verriss, sondern eine Laudatio- jedoch kommt berechtigterweise die Frage auf, ob das Gerücht tatsächlich stimmt, oder sich erst nach Erscheinen des Dufts aufgetan hat- eben, weil „Tabu“ so anrüchig, verführerisch, leidenschaftlich und sinnlich ist.

Beworben seinerzeit mit Slogans wie „Depend on it for ANYTHING!“ und „Tonight CAN become very special“. Nüchtern betrachtet unspektakulär, allerdings sind der Fantasie beim Interpretieren der Worte keine Grenzen gesetzt, was „anything (alles)“ oder „special (besonders)“ heißen kann- im Klartext: vermutlich enden nicht wenige davon in der Horizontalen –schließlich heißt das Parfum „Tabu“ und nicht „Bureau pour femme“.

Als Liebhaber komplexer Düfte, bei denen man schon Schnappatmung beim Ansehen der Duftpyramide bekommt, tut sich mir immer wieder ein Problem auf: Duftnoten dezidiert zu bestimmen und in Folge zu beschreiben. Hier scheint man einen kompletten Gewürzschrank ausgeräumt, anschließend einen Blumenladen überfallen und dann alles Zusammen mit Süßem in einen Mixer geworfen zu haben. Alles Erdenkliche ist drin – Gewürze, Orange, Nelke, Ylang-Ylang, Rose, Amber, Patch, Moschus, Moos…Hört sich schräg an, das Ergebnis freilich ist eine bis ins letzte Detail ausgefeilte harmonische Sinfonie der Sinnlichkeit. Anfangs flüchtig fruchtig mit luftig schwebender Süße, im Verlauf stark würzig und hinten raus lieblich ambriert – so die Kurzfassung. Natürlich ist der Duftverlauf weitaus facettenreicher, als meine stümperhafte Beschreibung vermuten lässt. Wer folglich eine perfekte Aufschlüsselung des Duftverlaufs lesen möchte, wird fündig beim Kommentar von Mantus – definitiv eine Referenz!

„Tabu“ küsst meine Haut und tanzt darauf magisch zur Musik der Leidenschaft. Wirbelnd wie ein weiblicher Derwisch erhöht sie fortwährend das Tempo; zu weilen fast rasend, dass sie meinen Augen zu entgleiten droht – ehe sie sich abrupt besänftigt und einen gemächlicheren Takt folgt. Die fein nuancierte Duftnotenkomposition funktioniert, ich lasse mich davon verzaubern- ohne hinter den Vorhang zu blicken. Indianerehrenwort (und zwei Pfötchen drauf!) – „Tabu“ riecht einfach geil.. äh - umwerfend! Die Bezeichnung Cologne indes muss ein grober Marketingfehler sein- denn „Tabu“ hält problemlos von Karfreitag bis Ostersonntag und hat eine lächerlich opulente Strahlkraft von Golgota bis Galiläa - da rümpfen sogar die zwölf Apostel die Nase.

Für mich ist „Tabu“ ein Novum (Shalimar [in jeglicher Form] durfte ich noch nicht kennenlernen) – wenn man bedenkt, dass ein solch subversives Gebräu – nochmal: neunzehnhundertzweiunddreißig – auf den Markt geschwemmt wurde. Der Duft, der Name, die Werbekampagne - im Zusammenspiel für die damalige Zeit sicherlich ein Risiko – gar ein „Tabu“ (hö hö). Jean Carles schien seiner Zeit weit voraus gewesen zu sein – vielleicht war er mit Emmett Brown befreundet?

Mein Fazit vorweg: Man möge sich nur einmal vorstellen, dass eine selbst geschaffene Kreation noch weit über den eigenen Tod hinaus Menschen begeistert und in den Bann zieht –sogar rührselig macht. Ist das die von vielen erhoffte Unsterblichkeit? Vielleicht. Vor dem Visionär Jean Carles verneige ich mich ob dieser wundervollen Kreation - denn er schuf eine bezaubernde Sinfonie, die ewig Anklang findet.

… Vorstellen tut sie sich als „Tabu“ – fast neun Dekaden alt, und doch glänzt sie wie in ihren besten Jahren mit zarten 20. Sie lässt meine Augen vor Freude strahlen und mein Herz höherschlagen. Ohnmächtig ob ihrer Anmut, verschlägt es mir die Sprache. Unverblümt greift sie meine Hand, befreit mich aus meiner Starre und zeigt mir die schönen Dinge des Lebens. Vögel, die singend im Wind tanzen – den goldenen Schimmer des Mondes, der die Nacht erhellt – Wellen, die Felsen küssen – Berge, die zu den Sternen greifen –die Wärme der Sonne, die ich lange vermisste. (Inspiriert durch den Kultfilm „Harold und Maude“).

Passende Musik: Daniel Deluxe – Purification
Vielen Dank an das in Stein gemeißelte Urgestein Ergoproxy, der mir diese Dame und den Film vorstellte!
41 Antworten
8
Preis
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 61  
Mädelsabend - I'll Be Your Baby Tonight
Jackie, unser aller Coiffeur, war wieder einmal am aufmerksamsten. Man hatte den Fasching vergessen! Diese Nachricht an die wartsab Gruppe Mädelsabend verband er gleichzeitig mit dem Vorschlag, es sei noch nicht zu spät und man möge doch mal den Versuch wagen abzutauchen in das Milieu, das Ambiente der Kurtisanen und Marketenderinnen und dabei sein Lieblingsparfüm, Tabu von Dana, zu würdigen. Natürlich dachte er auch, nicht ganz uneigennützig, an die schönen Möglichkeiten der Verkleidungen und der Mode für diesen Abend. Der Vorschlag wurde einstimmig akzeptiert, auch eingedenk der fabelhaften Erinnerung an den spektakulären letztjährigen Poseidonabend mit aquatischen Düften, Piratenverkleidung und Neptuns Äquatortaufe. Der dazu gehörende Proseccococktail mit Ölsardine war für jede der Getauften eine echte Herausforderung!

Am besagten Abend wurde jede neu ankommende „Konkubine“ von Jackie persönlich begrüßt. Mit ein, zwei geschickten Drehungen stellte er sein scharlachrotes Schankkleid mit aufgesetztem Mieder und weiten Fledermausärmeln jedesmal modelmäßig vor. Mit jedem Schwenk verbreitete er dabei einen markanten, orientalisch Duft nach dem mystischen Morgenland, nach Träumen aus 1001er Nacht, sehr würzig, warm, blumig-süß und exotisch. Dieser Geruch lag mittlerweile über dem gesamten Raum, denn alle Mädels hatten inzwischen einige Spritzer Tabu von ihm erhalten.

Melody Vögele-Schmitz, unsere alt 68erin erschien in einem gebrauchten Batikkleidchen ihrer Sturm und Drang Festival-Phase (und das Kleid passte immer noch, wie beneidenswert). Sie kannte Tabu schon aus dieser Zeit. Nach dem Sprühen wurde aus ihrem miefigen VW-Bus ein orientalisches Kleinod, kraftvoll, nelkig-würzig wie auf fetter Erde, durchwachsen von fruchtigen Blumen und süßlicher Exotik. Man meinte, die rostige Karre bricht nächtens auseinander ob der heftigen Bewegungen, der Tiefe und Schwere des erotisierenden Duftes mit der nun feinharzigen, warm-holzigen, immer noch würzigen und mit dunkler Vanille gespickten weiteren Entwicklung des Geruchs. In dessen Verlauf fanden auch die leichte Animalik von Tabu und Melodys mauzender Kater ihren Platz.

Die Apothekerin Frau Dr. Pille, also unsere Susi, kam in weiten Harems- oder Pluderhosen und wähnte sich nach einigen Gläsern Prosecco direkt im Harem eines Serails, weniger wegen des Sultans sondern wegen der Vorstellung der sie anziehenden, erotischen Damenwelt darin. Modrig-fruchtige Süße und etwas kräuterbittrige Frische explodiert sofort in einer würzig-blumigen Eruption zu einem intensiven, orientalisch-würzig-erdigen Duft von betörender Strahlkraft. Ihr Wunsch der Harem erliege den folgenden sinnlich-erotischen, animalischen Fangarmen des Geruchs von Tabu und in holzig-warmer, dunkel-würziger Tiefe löst sich dann jedwede Zurückhaltung der von Susi ersehnten Damenwelt.

Optikerin Klara Sicht, heute mit Nickelbrille sowie in Latex und Leder gekleidet, gab die perfekte Domina, in die sie gedanklich schon öfter mal geschlüpft war. Und sie wußte um ihre Anziehungskraft und die von Tabu. Ein Spritzer für sie, geheinmisvoll, mysteriös, nicht aufdringlich aber schon anziehend. Zwei Spritzer intensiv exotisch, schon aufregend, aber noch zurückhaltend. Vier Spritzer gut verteilt und der Abend kann kommen, gute 6-7 Stunden lang, würzige Orientalik, verführerisch wie der Duft eines arabischen Basars. Zwei/drei Spritzer an den richtigen Stellen nachgelegt, betörende tiefe Erotik bis zum warm-würzigen Aufwachen und der Gewissheit, der Traum kann erneut beginnen!

Ilse, die ehemalige Chefin des Kiosks mit angeschlossener Poststelle, Näh- und Bügelservice und eine der Ältesten, hatte sich als deutsches Fräuleinwunder „verkleidet“ und stand für die junge, attraktive und begehrenswerte Frau der späten Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, der insbesondere auch der fern der Heimat stehende amerikanischen G.I. gern begegnete.
Sie, Kind einer schlesischen Flüchtlingsfamilie, hatte die erste dieser Begegnungen sehr zeitig und das Ergebnis, ihr Sohn, ist heute ihr Nachfolger und Leiter ihres Kiosks. Die Zeiten damals waren schwer, Ilse mit ihrem Sohn allein, das Leben teuer und kompliziert. Die netten Soldaten brachten viele gute Sachen vorbei, vom Kaffee bis zur Medizin, Dinge, die ihrer beider Überleben sicherten.
Irgendwann ließ ein G.I. auch mal ein Fläschchen Parfüm da. Es war Tabu von Dana. Sie erinnerte sich genau an ihre ersten Einsätze diese Duftes. Mit der kräftigen erdigen Gewürznelke, schwer und warm zugleich, sowie der intensiven, süßen Blütenaura überdeckte Tabu, auch mit einer animalisch frivolen Note, manch üble Gerüche feuchter Ecken in schmuddligen Zimmern. Auch machte es Ilse edler und begehrenswerter, als sie sich oft fühlte und unterstützte der Herren Freigiebigkeit. Wenn sie dann bei Sonnenaufgang in ihrer kleinen Kammer in ihrem etwas klammen Bett neben ihrem Söhnchen aufwachte, fühlte sie sich immer noch eingekuschelt in den langsam verblassenden, nun dunkel-vanilligen und schwül-warmen Geruch, der sie von besseren Zeiten träumen ließ.
Nach gut zwei Jahren schaffte Ilse den Absprung in ein normales Leben, aber sie schaut auch jetzt noch ohne Schahm, Verbitterung, Groll oder Bedauern auf diese Zeit zurück. Heute zum Mädelsabend sah sie ganz fantastisch aus. Ein mit Blumen besetztes Petticoatkleid, Balerinas, Betty Page Frisur und ein pinkes Bandana ließen erahnen, welche Schönheit und Kraft zu diesen Zeiten möglich und oft nötig war.

Nach den Erzählungen von Ilse wurde es etwas ruhiger, die Luft war süß-würzig geschwängert und vanillige Sprenkel blitzten ab und an in den Kleidern auf. Die Prosecco unterstützten Träume und Sehnsüchte wichen der Gewissheit des realen Nachhauseweges und wandelten sich in neu getankten Mut für das alltägliche Leben.

Was wären wir nur ohne unsere Wünsche, Begierden, Vorstellungen? Dankeschön für das Lesen!
49 Antworten
10
Preis
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 52  
Colonialwaren XXIV - Georgs Entdeckung
1772 brach Captain James Cook zu seiner zweiten Entdeckungsreise in die Südsee auf. Als wissenschaftlichen Chefbegleiter verpflichtete er den russlanddeutschen Gelehrten Reinhold Forster, der darauf bestand, seinen 17-jährigen Sohn Georg als Assistenten mitzunehmen. Georg war selbst schon auf dem Weg zum frühreifen Universalgelehrten und hatte bereits im Alter von dreizehn sein erstes Buch veröffentlicht.

Wenn Georg Forster übrigens später nicht ebenso berühmt wie zum Beispiel Alexander von Humboldt geworden ist, mit dem er sich durchaus messen konnte, dann aus zweierlei Gründen: Als die französischen Revolutionstruppen 1792 Mainz eroberten, wo Forster inzwischen an der Universität tätig war, schloss er sich den deutschen Jakobinern an, die die Mainzer Republik ausriefen und hielt der Sache der Revolution - anders als Schiller - bis zum Schluss die Treue. Nach dem Zwischenerfolg der Koalitionstruppen gegen Frankreich als Vaterlandsverräter verfemt, ging er nach Frankreich, und sein Andenken wurde, im Grunde bis heute, in Deutschland unterdrückt. Hinzu kommt, dass er schon 1794, noch immer jung, in Krankheit und Elend starb, verlassen von seiner Frau und betrübt von den sich immer mehr steigernden Schrecken des revolutionären Terrors.

Aber zurück zu der 1772 beginnenden Südseereise: Der junge Georg unternahm sehr sensible, differenzierte ethnologische Beobachtungen der Ureinwohner der Südsee und brachte auch einiges an Sprachmaterial mit nach Europa, darunter den Begriff "tapu", der in einer der polynesischen Sprachen etwas Heiliges, aber zugleich auch etwas Verbotenes bezeichnete.

So kam das Wort "Tabu" nach Europa, das im Alltagssprachgebrauch aber erst 1913 durch Sigmund Freuds Buch "Totem und Tabu" so richtig durchstartete. 150 Jahre nach Forster ging der Sound von Sigmunds Texten durchaus etwas peinlicher in Richtung 'primitve Wilde', was vielleicht Anlass zu kleinen Fragezeichen an die Thesen vom ständigen Fortschritt der Aufklärung und vom emanzipatorischen Gehalt der Psychoanalyse geben könnte. Freud postulierte in seinem Buch Zusammenhänge zwischen völkerkundlichen Befunde (wie den Tabus in der Südsee) mit psychoanalytischen Konzepten (z.B. Zwangsneurose) und führte, wie üblich alles auf Sex und Inzest zurück.

Die Einzelheiten hat schon damals fast keiner richtig verstanden, aber jedenfalls war dem Begriff des Tabus, sowohl erotisch als auch exotisch aufgeladen, damit eine steile Karriere garantiert. Das wird auch noch im Jahr 1932 so gewesen sein, als der spanische Parfümgroßmeister Jean Carles diesen Meilenstein der Duftgeschichte schuf: Sex sells und große weite Welt sells auch.

Verweilen wir noch etwas beim Namen: Ein Tabu ist etwas Verbotenes, und natürlich lockt es immer, das Tabu zu brechen, gegen das Verbot zu verstoßen. Da das im realen Leben meist mit sozialer Ächtung oder sogar Gefängnis verbunden ist, kommt es gerade recht, wenn wir uns nach Entrichtung des allfälligen Kaufentgelts durch das Aufreißen einer Parfümverpackung so fühlen dürfen so fühlen dürfen wie echte Tabubrecher. Vielleicht auch dies ein Grund dafür, warum Namen dieser Art in der Branche recht beliebt sind: 'L'Interdit' von Givenchy heißt ja, wegen des bestimmten Artikels, nicht "verboten", sondern "Verbot, Tabu". Und lustigerweise gibt es auch ein kleines unbekanntes Nischenparfum 'Verboten', Parfumeurin ist keine andere als die von ihrem Eigenlabel "Urban Scents" bekannte Marie LeFebvre. Einen Duft namens 'Schtonk' kenne ich allerdings noch nicht. Kommt vielleicht noch.

Tabu eröffnet von Null auf Hundert in einer Zehntelsekunde mit ganz großen Kino, maximale Prachtentfaltung aus Blumen, Gewürzen und nicht verzeichneten aber gefühlten Aldehyden, über die gitterartig hochkonzentrierte Zitrusextrakte drübergehämmert sind. So entsteht der Eindruck der Verbindung an sich nicht zueinander passender Eindrücke; wir haben hier sozusagen eine duftgewordene contradictio in adiecto: wir haben warme Frische, präzise Wollust, freundliche Aggression, klare und scharfe Üppigkeit. In der ersten Stunde nehme ich Tabu als eine Art chyproides Cologne war; tatsächlich eine Verwandtschaft zum Cologne-Konzept (obwohl dieser Duft wohl nur eine reduzierte, haha, Konzentration des EdTs gleichen Namens sein soll).

Der Duft macht dann einen Reigen von Wandlungen durch: Nach einer Stunde imponiert er bernsteinfarbener, massiver, matter, geerdeter und liköriger, dann fast schwül. Nach drei Stunden riecht man eine glucksende und schnurrende Animalik vor dem Hintergrund überreifer Früchte. Noch später scheinen, messingglänzend und weich noch immer, wieder schärfere und grünere Noten zu dominieren.

Ein einziger Sprüher dieses 'Cologne' überdeckt locker 5 Sprüher jedes beliebigen EdP von Le Labo, und er weist eine Haltbarkeit von mindestens 8 Stunden, eher mehr auf. Der Preis ist ein Witz.

Tabu hat in diesem Forum Hausse, nach 0 Rezensionen 2019 und 1 im Jahr 2020 ist meine heuer schon die sechste, und es ist gerade erst Mai. Das ist nicht verkehrt, den Tabu von Dana (über die hochinteressante Marke ist an anderer Stelle schon viel geschrieben worden) ist eine dufthistorische Wegmarke, die jeder Parfum-Aficionado einmal kennengelernt haben sollte. So wie jeder, der sich für Natur- und Geisteswissenschaften interessiert, sich auch einmal mit Georg Forster befassen sollte.
32 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 48  
Ein Duft wie Donnerhall
Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muß. Wenn ich aber darf wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll und dann kann ich auch wenn ich muß.
Denn schließlich : Die können sollen müssen wollen dürfen.

Dieser Spruch hing eine Weile im Aufenthaltsraum unserer Firma und Ergoproxys Titel war Stichwortgeber, denn mit diesem Duft geht es mir so ähnlich. Darf ich den tragen? Sollte ich den tragen, auch wenn er eigentlich nicht zu mir passt? Kann ich den tragen? Ich finde Tabu nämlich herrlich. Das ist ein Donnerchypre um das böse W-Wort zu umgehen.

Die Kopfnote kommt schon gnadenlos zur Sache. Da gibt es schon kein Kneifen mehr, denn dabei fliegen mir schon goldene Blitze um die Ohren. Das ist betörend, berauschend, einfach wundervoll. Und dabei ist das erst der Auftakt, denn das Blütenfüllhorn überschüttet einen wirklich. Allerdings finde ich Tabu überhaupt nicht süss, obwohl ich in dieser Hinsicht sehr empfindlich bin. Na und die Basis fährt alles auf, was Turandots Herz zum Singen bringt. Dieses Parfum erzählt keine Geschichte, sondern ein Epos, ist tiefgründig, schwingend und wirklich verrucht, aber auf eine subtile, elegante Weise. Warum habe ich den nicht 20 Jahre früher kennengelernt?

Dass die Haltbarkeit keine Wünsche offen lässt, muss wohl nicht extra betont werden. Tabu lässt sich nicht so schnell vertreiben.

Nun frage ich mich, darf ich, soll ich, kann ich überhaupt, oder lass ich lieber die Finger davon, um mich nicht lächerlich zu machen? Der Duft ist für ein Vollweib gemacht, für den ganz großen Auftritt. Aber weder bin ich das eine, noch habe ich Gelegenheit für das andere. Dabei würde ich so gerne können wollen dürfen.
19 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Aura

89 Rezensionen
Aura
Aura
Top Rezension 47  
Ein Mahnmal
Tabu
= etwas Verbotenes, weil es heilig oder unberührbar ist
= etwas, über das man aus Ehrfurcht, Panik oder Ekel schweigt
= etwas, das gegen die guten Sitten, die Gesetze oder die menschliche Ethik verstösst

Unsere Jugendlichen laden ihre selbstgedrehten Sexfilmchen ins Internet, Pädophile werden resozialisiert, die Affären unserer Staatsmänner schreiben Bestseller, andere schreiben Ratgeber für Sex im Alter, ganz Deutschland diskutiert über die im Ballkleid freigelegte Brust von Angela Merkel. Wer Pelz trägt, wird nicht beglückwünscht, aber er muss das halt selber wissen, Burn-outs und Depressionen werden von der Krankenkasse anerkannt, warum darf man eigentlich nicht Neger sagen und die Medien erlauben sich sowieso alles und setzen dem Tabu die Pressefreiheit entgegen - für eine hohe Zuschauer-/Leserquote ist schliesslich kein Mittel tabu.

Uns gehen so langsam die Tabus aus, die sinnvollen ebenso wie die weniger sinnvollen. Und somit die spannenden Möglichkeiten, diese zu brechen. Wie anstrengend, aber auch elektrisierend muss es für die Bahnbrecherinnen der Frauenemanzipation gewesen sein, Hosen zu tragen. Anspruch auf das Wahlrecht zu erheben. Sich zu einer lustvollen, offenen Sexualität zu bekennen.
1932, als Tabu erschien, war die Gesellschaft noch voller Tabus und allein die Namensgebung des Parfüms bewirkte wohl einen leisen, kitzelnden Aufschrei. Durfte man es wagen, dieses Parfüm zu benutzen? Ich stelle mir vor, wie die Damen den Namen in der Parfümerie nur flüsterten. Wie sie den Flakon schamvoll in ihrer Handtasche verstauten, daheim ein Bad nahmen und eine Gänsehaut wegen der eigenen Verruchtheit bekamen, als sie es danach auftrugen. Tabu. Es ist ein Tabu, aber ich trage es.

Tabu weckt auch heute noch in mir, einer durch und durch emanzipierten Frau aus den 70ern, ein mystisches, erotisches und prickelnd verbotenes Gefühl. Es ist schwer und sinnlich, dunkelsamtige Rose, orientalische Gewürze, Nelke und Amber meine ich zu erkennen, es hat auch diesen Hauch „altes Parfüm“, ist aber dennoch weit davon entfernt, Assoziationen an die Grossmutter zu wecken. Es erinnert mich mehr an Sex mit dem Maharadscha von Eschnapur – in schwarz-weiss.

Tabu mahnt mich, nicht alle Tabus zu brechen, sondern den Partner aus dem Bad zu schicken, wenn man aufs Klo muss, ihm nichts vom Nagelpilzbefall vorzujammern und mir das Rauchen zu verklemmen, wenn ich auf der Strasse laufe, sondern ein Minimum an Grandezza zu wahren. Tabu ist kein Duft, den man mal eben auflegt, um die Kinder aus der Kita abzuholen, obwohl auch das heutzutage kein Tabu mehr wäre. Aber man tut sich selbst den grösseren Gefallen, wenn man ihn für ausgewählte Stunden aufspart.
18 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

67 kurze Meinungen zum Parfum
MonsieurTestMonsieurTest vor 3 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die Oma von Lagerfeld Classic & Obsession
rockt noch heute als GANZ heißer Feger.

Sinnlich, schwül, schwer sexy.
So macht Geschichte SPASS!
38 Antworten
PollitaPollita vor 3 Jahren
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Altmodischer, orientalisch-würziger, animalisch angehauchter Kracher. Für Fans von Youth Dew und Opium unbedingt! Meins ist das jedoch nicht
27 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 1 Jahr
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Hoover-Damm ist gebrochen!
Wirtschaftsrezession?
Hier sprudeln Rosen, Narzissen, Ylangs an Honig!
Lady trägt Zibetchen an Puder-Patch.
36 Antworten
FloydFloyd vor 3 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
1932
Sieben Jahre hinter dem Horizont
Wachsen Nelken
Dunkle Blumen der Jugend
Und Moose über Patchoulikör
Lauern Tiere
Im leuchtenden Amber
24 Antworten
BastianBastian vor 3 Jahren
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Wow... ist der Duft Sexy!
Ganz eigene Duft DNA.
Animalik rieche ich nicht!
Von wegen altbacken.
Grandios in seiner Art.
Bricht Tabus!!
Top
26 Antworten
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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
VeroniqueVeronique vor 10 Jahren
Damen-Parfum
Tabu von Dana
Ich habe hier einen Miniflakon eines Vintage Dana. Aus der spanischen Reihe. Der riecht vollkommen anders als der neuere Duft. Ich hätte "Tabu" daraus nicht erkannt.Trockener, würziger, irgendwie dumpfer und ziemlich...
MausebeerMausebeer vor 11 Jahren
Beratung
Dana Tabu - verschiedene Flaschen, gleicher Duft?
Danke euch allen für die Hinweise! Ich krieg demnächst ein Fläschchen EDT mitgebracht :) Bin schon sehr gespannt...

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