03.04.2021 - 00:35 Uhr
Foxear
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Foxear
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61
Sinfonie der Vergangenheit
Tabu – „the forbidden perfume“, erschienen 1932. Bitte einmal auf der Zunge zergehen lassen – neunzehnhundertzweiunddreißig – danke! Eine „verbotene Orientale“ mit enormer Wucht.
Gerüchten zu Folge war die Arbeitsanweisung des Herstellers Dana für den Parfumeur Jean Carles in etwa folgendermaßen: „Erschaffe ein Parfum, das auch Dirnen problemlos tragen können.“. Steile These- gleich zu Beginn. Keine Angst, das hier ist kein Verriss, sondern eine Laudatio- jedoch kommt berechtigterweise die Frage auf, ob das Gerücht tatsächlich stimmt, oder sich erst nach Erscheinen des Dufts aufgetan hat- eben, weil „Tabu“ so anrüchig, verführerisch, leidenschaftlich und sinnlich ist.
Beworben seinerzeit mit Slogans wie „Depend on it for ANYTHING!“ und „Tonight CAN become very special“. Nüchtern betrachtet unspektakulär, allerdings sind der Fantasie beim Interpretieren der Worte keine Grenzen gesetzt, was „anything (alles)“ oder „special (besonders)“ heißen kann- im Klartext: vermutlich enden nicht wenige davon in der Horizontalen –schließlich heißt das Parfum „Tabu“ und nicht „Bureau pour femme“.
Als Liebhaber komplexer Düfte, bei denen man schon Schnappatmung beim Ansehen der Duftpyramide bekommt, tut sich mir immer wieder ein Problem auf: Duftnoten dezidiert zu bestimmen und in Folge zu beschreiben. Hier scheint man einen kompletten Gewürzschrank ausgeräumt, anschließend einen Blumenladen überfallen und dann alles Zusammen mit Süßem in einen Mixer geworfen zu haben. Alles Erdenkliche ist drin – Gewürze, Orange, Nelke, Ylang-Ylang, Rose, Amber, Patch, Moschus, Moos…Hört sich schräg an, das Ergebnis freilich ist eine bis ins letzte Detail ausgefeilte harmonische Sinfonie der Sinnlichkeit. Anfangs flüchtig fruchtig mit luftig schwebender Süße, im Verlauf stark würzig und hinten raus lieblich ambriert – so die Kurzfassung. Natürlich ist der Duftverlauf weitaus facettenreicher, als meine stümperhafte Beschreibung vermuten lässt. Wer folglich eine perfekte Aufschlüsselung des Duftverlaufs lesen möchte, wird fündig beim Kommentar von Mantus – definitiv eine Referenz!
„Tabu“ küsst meine Haut und tanzt darauf magisch zur Musik der Leidenschaft. Wirbelnd wie ein weiblicher Derwisch erhöht sie fortwährend das Tempo; zu weilen fast rasend, dass sie meinen Augen zu entgleiten droht – ehe sie sich abrupt besänftigt und einen gemächlicheren Takt folgt. Die fein nuancierte Duftnotenkomposition funktioniert, ich lasse mich davon verzaubern- ohne hinter den Vorhang zu blicken. Indianerehrenwort (und zwei Pfötchen drauf!) – „Tabu“ riecht einfach geil.. äh - umwerfend! Die Bezeichnung Cologne indes muss ein grober Marketingfehler sein- denn „Tabu“ hält problemlos von Karfreitag bis Ostersonntag und hat eine lächerlich opulente Strahlkraft von Golgota bis Galiläa - da rümpfen sogar die zwölf Apostel die Nase.
Für mich ist „Tabu“ ein Novum (Shalimar [in jeglicher Form] durfte ich noch nicht kennenlernen) – wenn man bedenkt, dass ein solch subversives Gebräu – nochmal: neunzehnhundertzweiunddreißig – auf den Markt geschwemmt wurde. Der Duft, der Name, die Werbekampagne - im Zusammenspiel für die damalige Zeit sicherlich ein Risiko – gar ein „Tabu“ (hö hö). Jean Carles schien seiner Zeit weit voraus gewesen zu sein – vielleicht war er mit Emmett Brown befreundet?
Mein Fazit vorweg: Man möge sich nur einmal vorstellen, dass eine selbst geschaffene Kreation noch weit über den eigenen Tod hinaus Menschen begeistert und in den Bann zieht –sogar rührselig macht. Ist das die von vielen erhoffte Unsterblichkeit? Vielleicht. Vor dem Visionär Jean Carles verneige ich mich ob dieser wundervollen Kreation - denn er schuf eine bezaubernde Sinfonie, die ewig Anklang findet.
… Vorstellen tut sie sich als „Tabu“ – fast neun Dekaden alt, und doch glänzt sie wie in ihren besten Jahren mit zarten 20. Sie lässt meine Augen vor Freude strahlen und mein Herz höherschlagen. Ohnmächtig ob ihrer Anmut, verschlägt es mir die Sprache. Unverblümt greift sie meine Hand, befreit mich aus meiner Starre und zeigt mir die schönen Dinge des Lebens. Vögel, die singend im Wind tanzen – den goldenen Schimmer des Mondes, der die Nacht erhellt – Wellen, die Felsen küssen – Berge, die zu den Sternen greifen –die Wärme der Sonne, die ich lange vermisste. (Inspiriert durch den Kultfilm „Harold und Maude“).
Passende Musik: Daniel Deluxe – Purification
Vielen Dank an das in Stein gemeißelte Urgestein Ergoproxy, der mir diese Dame und den Film vorstellte!
Gerüchten zu Folge war die Arbeitsanweisung des Herstellers Dana für den Parfumeur Jean Carles in etwa folgendermaßen: „Erschaffe ein Parfum, das auch Dirnen problemlos tragen können.“. Steile These- gleich zu Beginn. Keine Angst, das hier ist kein Verriss, sondern eine Laudatio- jedoch kommt berechtigterweise die Frage auf, ob das Gerücht tatsächlich stimmt, oder sich erst nach Erscheinen des Dufts aufgetan hat- eben, weil „Tabu“ so anrüchig, verführerisch, leidenschaftlich und sinnlich ist.
Beworben seinerzeit mit Slogans wie „Depend on it for ANYTHING!“ und „Tonight CAN become very special“. Nüchtern betrachtet unspektakulär, allerdings sind der Fantasie beim Interpretieren der Worte keine Grenzen gesetzt, was „anything (alles)“ oder „special (besonders)“ heißen kann- im Klartext: vermutlich enden nicht wenige davon in der Horizontalen –schließlich heißt das Parfum „Tabu“ und nicht „Bureau pour femme“.
Als Liebhaber komplexer Düfte, bei denen man schon Schnappatmung beim Ansehen der Duftpyramide bekommt, tut sich mir immer wieder ein Problem auf: Duftnoten dezidiert zu bestimmen und in Folge zu beschreiben. Hier scheint man einen kompletten Gewürzschrank ausgeräumt, anschließend einen Blumenladen überfallen und dann alles Zusammen mit Süßem in einen Mixer geworfen zu haben. Alles Erdenkliche ist drin – Gewürze, Orange, Nelke, Ylang-Ylang, Rose, Amber, Patch, Moschus, Moos…Hört sich schräg an, das Ergebnis freilich ist eine bis ins letzte Detail ausgefeilte harmonische Sinfonie der Sinnlichkeit. Anfangs flüchtig fruchtig mit luftig schwebender Süße, im Verlauf stark würzig und hinten raus lieblich ambriert – so die Kurzfassung. Natürlich ist der Duftverlauf weitaus facettenreicher, als meine stümperhafte Beschreibung vermuten lässt. Wer folglich eine perfekte Aufschlüsselung des Duftverlaufs lesen möchte, wird fündig beim Kommentar von Mantus – definitiv eine Referenz!
„Tabu“ küsst meine Haut und tanzt darauf magisch zur Musik der Leidenschaft. Wirbelnd wie ein weiblicher Derwisch erhöht sie fortwährend das Tempo; zu weilen fast rasend, dass sie meinen Augen zu entgleiten droht – ehe sie sich abrupt besänftigt und einen gemächlicheren Takt folgt. Die fein nuancierte Duftnotenkomposition funktioniert, ich lasse mich davon verzaubern- ohne hinter den Vorhang zu blicken. Indianerehrenwort (und zwei Pfötchen drauf!) – „Tabu“ riecht einfach geil.. äh - umwerfend! Die Bezeichnung Cologne indes muss ein grober Marketingfehler sein- denn „Tabu“ hält problemlos von Karfreitag bis Ostersonntag und hat eine lächerlich opulente Strahlkraft von Golgota bis Galiläa - da rümpfen sogar die zwölf Apostel die Nase.
Für mich ist „Tabu“ ein Novum (Shalimar [in jeglicher Form] durfte ich noch nicht kennenlernen) – wenn man bedenkt, dass ein solch subversives Gebräu – nochmal: neunzehnhundertzweiunddreißig – auf den Markt geschwemmt wurde. Der Duft, der Name, die Werbekampagne - im Zusammenspiel für die damalige Zeit sicherlich ein Risiko – gar ein „Tabu“ (hö hö). Jean Carles schien seiner Zeit weit voraus gewesen zu sein – vielleicht war er mit Emmett Brown befreundet?
Mein Fazit vorweg: Man möge sich nur einmal vorstellen, dass eine selbst geschaffene Kreation noch weit über den eigenen Tod hinaus Menschen begeistert und in den Bann zieht –sogar rührselig macht. Ist das die von vielen erhoffte Unsterblichkeit? Vielleicht. Vor dem Visionär Jean Carles verneige ich mich ob dieser wundervollen Kreation - denn er schuf eine bezaubernde Sinfonie, die ewig Anklang findet.
… Vorstellen tut sie sich als „Tabu“ – fast neun Dekaden alt, und doch glänzt sie wie in ihren besten Jahren mit zarten 20. Sie lässt meine Augen vor Freude strahlen und mein Herz höherschlagen. Ohnmächtig ob ihrer Anmut, verschlägt es mir die Sprache. Unverblümt greift sie meine Hand, befreit mich aus meiner Starre und zeigt mir die schönen Dinge des Lebens. Vögel, die singend im Wind tanzen – den goldenen Schimmer des Mondes, der die Nacht erhellt – Wellen, die Felsen küssen – Berge, die zu den Sternen greifen –die Wärme der Sonne, die ich lange vermisste. (Inspiriert durch den Kultfilm „Harold und Maude“).
Passende Musik: Daniel Deluxe – Purification
Vielen Dank an das in Stein gemeißelte Urgestein Ergoproxy, der mir diese Dame und den Film vorstellte!
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