Eau Sauvage 1966 Eau de Toilette

Pebe
20.05.2013 - 11:45 Uhr
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Top Rezension
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Duft

Danke, Monsieur Roudnitska!

Edmond Roudnitska hat Recht: Eau Savage ist nicht nur für die Herren, nein, es eignet sich auch wunderbar als Damenduft. Mit Eau Savage verbindet mich eine lange Geschichte und im Laufe dieser Geschichte war es für mich Rettung und – zu späteren Zeiten – auch Fluch.

Zu Beginn der 1980ger Jahre war die aktuelle Duftwelt nicht meine Welt. Schwere, süße und orientalische Düfte haben damals nicht zu mir gepasst und ich fühle mich auch heute noch unwohl damit. Meine Besuche in der örtlichen Parfumerie waren dementsprechend enttäuschend. Irgendwann habe ich in meiner Verzweiflung meine Suche auf das Herrenregal ausgeweitet. Aber auch da fand sich in dieser Zeit nicht die Lösung meines Problems.

Die kam erst mit einer neuen WG-Mitbewohnerin, die in ihrem Zimmer Eau Savage stehen hatte. Es war ein heißer Sommer und ich habe es probiert. Ja, das könnte zu mir passen! Und dann nochmal und nochmal und nochmal. Je öfter ich bei ihr einen Spritzer entführt habe, umso sicherer wurde ich, dass das der Duft ist, nach dem ich schon so lange gesucht habe. Und nach einer Weile hatte ich dann meine eigene Flasche. Es war das Ende meiner Suche.

Eau Savage ist seither mein Sommerduft. Ich liebe die Zitrusnote zu Beginn. Mit dem Fortschreiten des Tages kommt das Eichenmoos zum Vorschein, und abends kann es sein, dass hier und da noch immer ein Hauch des Dufts zu riechen ist.

Nach einigen Jahren habe ich nach einem weiteren Sommerduft gesucht. Und immer, wenn ich dachte, ich hätte einen Duft gefunden, habe ich auf einen Arm den neuen Kandidaten und auf den anderen Arm meinen alten Freund Eau Savage gesprüht und gewartet. Und geschnüffelt. Und wieder gewartet. Und wieder geschnüffelt. Und am Ende bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass mir Eau Savage besser gefällt als der mögliche neue Duft. Und das war es zu diesem Thema – viele Jahre lang.

Dann habe ich gelegentlich einen neuen Duft gekauft. Habe ihn auch getragen, nur um festzustellen, dass er meinem Eau Savage nicht das Wasser reichen kann. Ich war enttäuscht von den Alternativen und entmutigt von meiner vergeblichen Suche nach einer Ergänzung in meinem Duftrepertoir. So gerne ich mein Eau Savage auch mochte, jenseits der heißen Sommertage war es nun wirklich nicht Büro-tauglich.

Es hat über zwanzig Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, dass es schwer ist, einen anderen, passenden Duft zu finden, wenn die Messlatte einer der Meilensteine der Duftlandschaft ist. Und es hat dazu geführt, dass meine Duftvorlieben nachhaltig von Edmond Roudnitskas Düften wie Eau Savage, Eau Fraiche und – mit Abstrichen – auch Diorella geprägt wurden.

Ich habe noch immer Reste des alten Eau Savages. Die neue, reformulierte Version ist nicht mehr das, was es einmal war. Aber immerhin ist es noch erkennbar. Und es wird weiterhin ein Teil meines Sommers sein.
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