Blue Grass (1989) von Elizabeth Arden

Blue Grass 1989

Version von 1989
Serafina
06.01.2016 - 09:26 Uhr
18
Hilfreiche Rezension
7
Flakon
8.5
Duft

Erinnerungen: an meine Tante Frieda

Wieder mal ein sehr persönlicher Kommentar, den ich einem lieben Menschen aus meiner Vergangenheit widmen möchte.
Nur ganz kurz vorab zum Duft selbst - hier haben ohnehin Angelliese und Blauemaus schon eine großartige und umfassende Beschreibung gegeben! Für mich ist Blue Grass ein ausgesprochen markanter, unverwechselbarer, zeitloser Duft. Blumig ja, aber würzig trifft es nicht so wirklich. Ich meine, Aldehyde zu riechen, obwohl ich ja nur die neuere Version von 1989 haben kann...Ebenso wie "Nonchalance" ist BG für mich ein "blauer Duft", beide haben etwas kühles und zugleich weiches, BG noch deutlicher. Beide gehören für mich zum Jahresbeginn. BG hat etwas tröstliches bei dem Schmuddelwetter. Ich assoziiere es mit Geborgenheit und (menschlicher) Wärme.

Letzteres kommt vermutlich daher, weil ich ihn mit meiner Tante verbinde, obwohl ich ihn im Grunde nur einmal an ihr gerochen habe. Denn sonst bevorzugte sie Lavendeldüfte, gegen die ich lange Zeit eher eine Abneigung hatte, weil ich sie altmodisch und eher maskulin fand. O.k., auch das hat sich durch Parfumo mittlerweile geändert!
Frieda war die 10 Jahre ältere, schöne Schwester meiner Mutter, die lange in deren Schatten stand. Meine Großeltern hatten kein zweites Kind gewollt und meine Mutter lebenslang spüren lassen, dass sie nur die schönere ältere Tochter liebten. Dennoch war das Verhältnis der beiden Schwestern zu meiner Lebenszeit recht entspannt, der Kontakt blieb bis zum Tod von Frieda eng und regelmäßig. In meiner frühen Kindheit durfte ich Ostern oft bei der Tante verbringen, weil meine Eltern sich mit ihrem großen Freundeskreis trafen. Anfang der 70er war es noch weniger üblich, kleine Kinder überallhin mitzunehmen. Ich habe meine Tante überaus geliebt, sie hatte die "Omarolle" für mich, während ich mich mit meiner eher dominanten und engstirnigen Oma weniger verstand. Tante Frieda habe ich immer als warmherzigen und liebevollen Menschen erlebt.
Aber sie hatte kein leichtes Leben. In ihrer Jugend war sie wegen ihrer Schönheit von Verehrern umschwärmt, aber dann kam der Krieg und ihr Verlobter kehrte als vermisst gemeldet nicht zurück. Bis zu ihrem Tod konnte sie ihre große Liebe nicht vergessen! Sie heiratete dann einen wohlhabenden Witwer, dessen Frau im Kindbett gestorben war. Die Ehe hielt zwar lebenslang, war aber nicht glücklich. Zu unterschiedlich waren die Charaktere. Frieda litt unter dem Geiz und der Sammelwut meines Onkels und seinem mangelnden Feingefühl und Sinn für Kunst und Kultur. Das Verhältnis zu ihren Schwiegertöchtern war angespannt. Sie selbst war oft krank, musste mehrere Operationen überstehen. Als mein Onkel Ende der 90er starb, konnte sie ihren Wohlstand nicht mehr genießen: "ich bin eine reiche, kranke, alte Frau!" sagte sie dann...Sie verbrachte dann immer Weihnachten bei meiner Mutter und mir und betonte immer, dass das ihre schönsten Weihnachten in all den Jahren gewesen seien.
Als Tante Frieda 2003 mit knapp 83 starb, war ich sehr getroffen! Meine Tränen bei der Trauerfeier fand eine der Schwiegertöchter als unangemessen: "Sag mal, geht Dir das etwa wirklich SOO nahe???" Noch heute packt mich die Wut auf diese herzlose Person!

Und doch bestätigt mir die Lebensgeschichte von Frieda mal wieder, dass Schönheit und Wohlstand keine Garantie für ein glückliches Leben sind! Natürlich wissen wir das alle, aber man vergisst es doch zu leicht!
Blue Grass hilft mir, die schönen Erinnerungen an die Tante zu bewahren!
1 Antwort
CatwomanCatwoman vor 10 Jahren
Sehr berührend, ich kann das sehr gut nachempfinden, da ich auch so eine wunderbare Tante habe.