Acqua di Gioia 2010 Eau de Parfum

Skyliner
27.09.2010 - 02:40 Uhr
21
Sehr hilfreiche Rezension

Bonjour tristesse

In einem Markt, der Jahr für Jahr mit hunderten von Neuvorstellungen regelrecht überschwwemmt wird, kann auch der größte Duftjunkie nicht mehr mithalten. Alle Düfte zu testen, bleibt definitiv ein utopischer Traum. Allerdings, wenn man von vornherein weiß, dass sich die Qualität der neuen Düfte proportional umgekehrt zur Quantität verhält, dann kann man von vornherein die Spreu vom Weizen trennen, bewusst auswählen und nur die wirklich vielversprechenden Düfte testen. Die vielen, vielen Duftquallen, die an die türkisfarbenen Kassen angeschwemmt werden testet man vielleicht im Vorübergehen und überläßt sie getrost anderen, bereitwilligen, durch die Werbung betäubten Opfer, die sich an deren Tentakeln die Finger verbrennen. Möge es für sie ein heilsamer Schock sein!

So auch erging es mir mit dem letzten Frauenduft von Armani, „Aqua di gioia“, eine Duftprobe, eine Beigabe zu meinem letzten Einkauf. Ein erster Test evozierte bei mir nur ein müdes Achselzucken. Armani sieht das natürlich ganz anders und setzt alles daran, dass sein Wasser der Freude durch einen erheblichen Werberummel omnipräsent bleiben soll. Nun denn, wer einem dermaßen penetrant seinen Duft geradezu aufdrängt, muss damit rechnen dass er früher oder später auf einen Tester trifft, der den Duft dann auch mal kritisch begutachtet.

Der schön gearbeitete Flakon verheißt uns also Lebensfreude. Der Duft beginnt mit einer vagen, undeutlichen aber angenehm fruchtigen Note, die mich ein wenig an Yoghurt mit exotischen Früchten erinnert. Er ist grün, leicht sauer und tendiert in die aquatische Richtung. Müsste ich diesem ersten Eindruck eine Frucht zuordnen, dann käme mir spontan die Passionsfrucht und die Grapefruit in den Sinn.

Rasend schnell taucht „Aqua di gioia“ mit uns in ein grünes mit Jasmin beduftetes Wasser und trifft hier auf die inzwischen üblich gewordene Melone. Das alles kommt eher süßlich daher, ohne dass man -Gott sei Dank- die Befürchtung haben muss in ein diabetisches Zuckerkoma zu fallen. Immerhin ein Pluspunkt angesichts der vielen überzuckerten, klebrigen Massendüfte. Auch wenn man ähnliches schon zu oft gerochen hat, muss man sagen, dass diese ersten Duftbewegungen eher angenehm sind.

Das, in meinen Augen, eigentliche Problem ist die anschließende Entwicklung, denn „Aqua di gioia“ schrumpft zusehends um am Ende kläglich in sich selbst zusammen zu fallen. Wieder so ein typischer Fall der Überbetonung der Kopfnote. Wenn die Fixkosten für einen Duft zu niedrig angesetzt werden, wird halt alles Geld in den Auftakt hineingedonnert. Nach etwa zwei Stunden hat sich der Duft quasi komplett entleert. Was bleibt ist ein dürres, klapperndes aquatisches, hölzernes Jasminskelett. Mich fröstelt und ich klappere meinerseits mit den Zähnen.

Epilog:

Was nicht alles wollte und will uns doch die Werbung in Wort und Bild suggerien? Da kann ich nur kurz und bündig sagen: Bonjour tristesse!
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