Shalimar 1925 Eau de Toilette

Embla
14.03.2021 - 06:53 Uhr
25
Top Rezension
10
Preis
10
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft

leider keine Ode....

Lang hab ich mich nicht getraut, hielt meine Nase für zu ungeübt um so einen Klassiker überhaupt zu erfassen.
Nun war es soweit, ich fühlte mich bereit, habe eine Probe Shalimar EdT ersoukt, mich drauf gefreut und den Testzeitpunkt vorbereitet.
2 Sprüher aufs Handgelenkt, kurz gewartet und dann erwartungsvoll geschnuppert…..
 
Doch…..
Augenblicklich fühle ich mich in das Wohnzimmer meiner Großtante zurückversetzt. Einer mondänen, resoluten Frau, die durch eine, wie sie immer sagte, wohlüberlegte Heirat aus dem kleinen Dorf in die Große Stadt gekommen war. Als Witwe war sie der hektischen Großstadt wieder entflohen und zurück aufs Land gekommen. Sie mochte mich und wollte mich immer unter ihre Fittiche nehmen. Ich war zu schüchtern, vielleicht auch zu eingeschüchtert von ihrer Art, also saß ich da, versank immer tiefer im viel zu weichen Sessel, die Luft roch staubig, süß, nach der Möbelpolitur in dem reichverzierten Buffetschrank neben mir, der Blumenstrauß auf dem Tisch, stand schon zu lange im gleichen Wasser und ich versuchte möglichst flach zu atmen, weil mit jedem Atemzug die Luft dicker zu werden schien. Einerseits wollte ich weg, weg von dem Geruch und weg von ihrem Monolog über ihr Leben, ihre Reisen, wie wichtig gutes Aussehen ist und das richtige Benehmen, ihren Ratschlägen bezüglich der Männerwelt, aber andererseits faszinierte sie mich. Sie war anders als alle Frauen, die ich bis dahin kennen gelernt hatte, nein sogar anders als alle Menschen dich ich kannte – Konventionen waren ihr egal, sie tat was sie wollte, wann sie wollte und wie sie es wollte, sie war aber auch stur, streitsüchtig und die Gefühle anderer waren ihr egal…..

Für meine Nase findet bei diesem Duft ein ständiger Kampf statt: die Bergamotte schreit „hier bin ich, ich bin herb“; Iris, Jasmin und Rose werden sich nicht einig wer jetzt die Schönste, die Strahlenste ist; die balsamischen Noten sind so streng mit Vanille und Tonka, dass die verschüchtert in der Duftpyramide stehen und sich nicht zu entfalten trauen. Anfangs hoffte ich, dass sich die Noten schnell einig werden und dann der herrliche, strahlende Duft hervorkommt auf den ich mich gefreut hatte, aber selbst nach Stunden tobte die Schlacht noch erbittert – meiner Nase nach haben wohl Vanille und Tonka über Nacht gewonnen und stehen müde auf dem Schlachtfeld – aber jedesmal warten bis die Schlacht vorbei ist um dann Vanille zu riechen????

Mir ist bewusst, dass dieser Duft ein Klassiker ist, dass er schon weit vor meiner Geburt geliebt wurde und auch jetzt noch von vielen, sehr vielen Menschen geliebt wird, dass er meisterlich komponiert ist, nur für mich ist es kein tragbarer Duft – dabei hätte ich ihn so mögen wollen….
Trotzdem wird er einen Ehrenplatz bei mir bekommen und ich werde auch immer wieder mal reinschnuppern (vielleicht steckt ein wenig von der Sturheit meiner Großtante auch in mir)
11 Antworten