Maladie d'Amour 2012

Jifat
29.09.2013 - 10:24 Uhr
7.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft

"Et qui n'oubliera plus ce parfum qui volait..." ("...der den vorüberziehenden Duft nie vergessen wird...")

Die Krankheit der Liebe, la maladie d'amour, gehört wahrscheinlich zu den am meisten in Romanen, Gedichten und natürlich Liedern besungenen Tatsachen des Lebens. Sie ist auch der Titel eines bekannten und sehr gefühlvollen französischen Chansons, interpretiert von Michel Sardou und anderen: La Maladie d'Amour.

Franfan20, dem ich die acht Proben der neuen Duftreihe der italienischen Marke Histoires d'Eaux (etwa: Duftwasser-Geschichten) verdanke, hat uns schon von der charmanten Idee hinter diesen Parfüms berichtet (s. Forum): Düfte, die den Gehalt des jeweiligen Chansons widerspiegeln.

Nun muss man wissen, dass die klassischen französischen Chansons keine Trällerliedchen sind, sondern, wie es Kurt Tucholsky einmal formulierte, "Welttheater in drei Minuten", also gehaltvolle, oft anrührende dramatische Geschichten mit Tiefgang und einer Botschaft, nicht zuletzt solche mit gesellschaftspolitischem Anspruch. Man denke nur an Lieder von Edith Piaf, Jacques Brel, Juliette Créco, Georges Moustaki usw.

Und hier ... die Liebe, ein Welttheater für sich (wie wir alle wissen).

„Elle foudroie dans la rue cet inconnu qui passe
Et qui n'oubliera plus ce parfum qui volait.“
(Ungefähr: "Wie ein Blitz trifft sie den Unbekannten auf der Straße
der den vorüberziehenden Duft nie vergessen wird...")

Wie schön, dass uns der Text eine Brücke zu unserem Thema schlägt, dem Parfüm. Wonach duftet die Liebe, die bekanntlich schönste Sache der Welt? Und wonach diese "Krankheit", unter der die Betroffenen schlimmer leiden, als an der Grippe oder gebrochenen Gliedern? Liebe und Leiden, die zwei Seiten derselben Medaille. Am schlimmsten, am schmerzhaftesten ist es aber, so das Chanson, wenn man von dieser Krankheit geheilt ist.

Ich stelle mir vor, dass es für einen Parfümeur eine Herausforderung darstellt, das große Drama der Liebe und der von ihr verursachten Leiden in einer Duftkomposition einzufangen. Ich selbst dächte wohl an zarte, glockenhelle Schmetterlingstöne, kraftvolle Farbexplosionen, wie auch melancholische Elegien.
Wahrscheinlich ist es ungerecht, diesen Maßstab anzulegen, denn Maladie d'Amour ist gar nichts davon. Wie sollte es auch.

Die Zutaten lassen mich an ein Gericht denken, das ich gerne esse, das aber wenig Dramatik enthält: Currygeschnetzeltes in Kokosmilch mit Früchtereis.
Curry, Zimt, Gewürznelke, Banane, Früchte, Kokosmilch... Das duftet alles sehr appetitanregend und ein bisschen exotisch, die Hölzer schaffen noch die weiche Basis. Sehr hübsch, keine Frage. Von den großen Gefühlen allerdings, denen wir Menschen ausgeliefert sind, keine Spur. Der Anspruch war wohl etwas zu hoch.

Ein Manko ist außerdem die extrem schlechte Haltbarkeit. Die würzigen Früchtchen machen sich flugs aus dem Staub... so etwas wie eine Duftentwicklung ist daher gar nicht feststellbar.
So leid es mir tut: Maladie d'Amour hat sein Thema verfehlt, hätte es wahrscheinlich nie erreichen können. Als netter, fruchtig-exotischer Alltagsduft kann er dennoch Freunde/innen finden.

Zusatzbemerkung: Wer Lust hat, die Düfte dieser Reihe ebenfalls kennenzulernen, dem schicke ich sie in Kürze gerne zu.
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