Quasar Jesus del Pozo 1994 Eau de Toilette

Hier nun ein Kommentar zu einem in Vergessenheit geratenen Duft der 90er. Einer, der schon seinerzeit eher in zweiter Reihe stand - im Schatten jener, die den frischen Herrenaquaten vor gut dreißig Jahren erfanden. Manche davon gibt es heute noch, und das olfaktorische Genre der aquatischen Düfte wurde eine stabile Größe in der Welt der Parfums. Jesus de Pozos Quasar hingegen ist - mit seinem ikonischen brachial auf Maskulinität getrimmten Zahnradflakon (so dachte und machte man das in den 90ern) - im Nebel der Zeit verschwunden.

Ich erinnere mich gut, dass ich ihn immer als vergleichsweise sanft, nachgerade abgedimmt empfunden habe - und als Duft trotz der Zahnradsache eben so gar nicht brachial. Stattdessen erleb(t)e ich ein - wertfrei - sanftes Lüftchen in hellblauem Grau - saftige Süße und Calone und eine Art ISO-E-Super-Foreshadowing (das es damals in der Breitenparfumerie ja noch gar nicht gab) - friedlich und freundlich und frei. Und das galt viel für ein Herrenparfum in den 90ern und hat und findet unter den hartgesottenen Nostalgikern noch immer seine Fans.

Fazit: ein Duft aus der Vergangenheit, der See und Himmel thematisiert, ohne olfaktorisch wirklich eindeutig blau zu sein, wenn man das denn so sagen kann. Er hat eine Leichtigkeit und Schwerelosigkeit haarscharf an der Grenze zur Duschgelfrische (eigentlich schon leicht darüber, aber in den 90ern durfte man das noch) und ist in meiner Nase und Erinnerung stets einen Deut mehr weiter Himmel als die blaue See gewesen. Und das sind doch schöne Erinnerungen, die er in uns Generation Xern weckt - die in den 90ern jung waren und hungrig und frei.