Profuma
14.09.2017 - 05:28 Uhr
3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Goldstaub der Feenmutter

Der Flakon steht erhaben im schweren, matten Glasfuss. Im Fläschchen eingelassen sind Goldflocken, die tänzeln und wirbeln, wenn man ihn dreht. Wie eine Schneekugel für Parfum. Es ist kein Zerstäuber, man muss den Flakon eben drehen, damit die Flüssigkeit in das Auffangröhrchen unter dem Zerstäuber kommt, dann kann man sprühen. Dies am Rande für die, die dieses System nicht mögen.
Wer kein Tuberose-Typ ist, sei hier gewarnt, die haut ordentlich rein und könnte zuviel für feine Nasen sein.
So ist denn auch die Eröffnung fulminant. Die Rose kommt hier kaum zu Wort oder bringt allenfalls nur ein Flüstern zustande. Die geballte weisse Flower- Power aus der Herznote mit Jasmin und Tuberose würde auch alles andere niederwalzen. Diese beiden geben den Ton an und der ist ganz schön laut. Auf meiner Haut ist der Duft etwas sanfter als auf Stoff, doch ist er auf beiden Flächen sehr intensiv und könnte bei Überdosierung für Kopfschmerzen sorgen. Wählt man aber die Dosis mit Bedacht, bewirkt er höchstens Kopfdrehen bei jenen, die ihn wahrnehmen und nach seiner Quelle suchen. Ein sehr eleganter, weiblicher Duft, sehr selbstbewusst und warm. Durch Amber mit der Zeit noch etwas weicher, aber immer noch kein hautnaher Duft. Er verstreut seine Macht ungehindert weiter in die Luft, unaufhaltsam, unaufhörlich und unerhört edel. Nobel ist nicht nur der Look sondern auch der Inhalt. Die Sillage ist definitiv heftig, die Haltbarkeit ist überirdisch. So kommt mir auch der Vergleich mit Fabelwesen. Dieser Jivago ist nicht von dieser Welt. Eine Welt in der Nähe, aber nur durch einen Geheimpfad zu erreichen. Nur wenige kennen ihn. Wer die andere Seite betritt, wird von Grün, weiss und Gold übermannt. Blumenduft erfüllt die Luft, so dass nichts anderes wahrzunehmen ist. Man ist augenblicklich geblendet von den Farben und der Helligkeit und der wabernde Hauch benebelt die Sinne. Wenn man es aber schafft, sich etwas zu konzentrieren und seine Augen an die gleissende Szenerie gewöhnen kann, der kann sie sehen. Die kleinen, spitzohrigen Feenwesen, die durch die Luft schweben und ihren Aufgaben nachgehen. Ihre Flügelschläge fächern noch zusätzlich von dem Duft umher und man ist bald schon wieder auf's Neue wie in Trance. Ich sehe gerade noch, wie sich mir die Feenmutter elegant schwebend nähert und mit ihrem Zauberstab ausholt. Sie zieht mit ihm eine Spur aus Goldstaub und der legt sich auf meinem Gesicht nieder. Und nun finde ich mich wieder an meinem Platz und schreibe noch immer an meinem Kommentar. Wow, was für ein Duft, was für ein Erlebnis! Das Feenland betrete ich immer wieder gerne, nicht jeden Tag sondern eher für besondere Anlässe oder wenn ich zusätzliche "Haltung" brauche. Im Frühling, Herbst und Winter ist es sogar noch schöner. Im Sommer kommt mir die Feenmutter aber mit ihrem Zauberstab zu nahe und knockt mich regelmässig aus.
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