Metal Chypré 2017

Wundertuete
10.04.2024 - 06:28 Uhr
1
9
Preis
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Oh wie schön, ein postmodernes Chypre!

Mehr Chypre als Metall. Ein astrales Flimmern im milchig-trüben Nebel, alles nur nicht langweilig. Manchmal bist zu mir zu wenig, manchmal zu viel, und das komischerweise weitgehend unabhängig von der Dosierung. Nur gleichgültig lässt du mich nie. Und manchmal bist du genau richtig. An Tagen wie heute, wenn ich nicht zu viel und nicht zu wenig davon erwischt habe, ist die Kopfnote von der ersten Sekunde an wunderschön, Iris schwirrt und flirrt und irrt herum und hat einen irgendwie fruchtig geratenen Pfeffer in ihrer Begleitung. An dieser Stelle kriege ich am ehesten auch noch eine metallene Anmutung. Und nach drei bis vier Stunden kommt ein herrliches Wildleder dazu. Und das bleibt über Stunden erhalten.

Wie kann ich den verorten? So schwierig! Kein Natur-Duft, keine Synthetik-Bombe, kein Kopfnoten-Blender, ganz im Gegenteil, einer, der toll startet und im Lauf der Stunden immer noch schöner wird. Und der dennoch nicht nonstop Aufmerksamkeit heischt. Ein definitiv unisexes bzw. genderfluides, vordergründig nostalgisches und zugleich post-/hypermodernes Chypre mit unruhigen Molekülen unter der Oberfläche, ein radioaktives Zerfallsprodukt, das im Dunkeln geheimnisvoll bläulich schimmert.

So weit ich das beurteilen kann, hält er bei normaler/moderater/arbeitsplatzverträglicher Dosierung (zwei bis drei Sprüher) auf meiner Haut locker zehn Stunden durch, aber die Sillage ist nicht überbordend. Aufgrund des Ambroxans kann ich mich diesbezüglich aber auch täuschen. Bei hochsommerlicher Hitze wäre der Metal Chypré nicht meine erste Wahl, aber ansonsten scheint er weitgehend immer zu funktionieren, zuhause, bei der Arbeit, insbesondere auch an Tagen, die Konzentration und Fokussiertheit verlangen, wenn ich der Welt freundlich, aber auch etwas distanziert begegne.

Im Lauf meiner parfumistischen Umtriebe sind einige Vorlieben und Spezialinteressen gekommen und gegangen. Aktuell stehen Iris-Düfte bei mir hoch im Kurs, Chypre-Kompositionen interessieren mich immer, und Leder punktet auch oft. Und siehe da: In meiner Sammlung ist dieser hier im Moment der mit Abstand am häufigsten verwendete Iris-Duft.
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