SantZation
18.10.2014 - 08:02 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
9
Duft

Tabak im Schwarzwald

Genau derselbe Kommentar kann auch für Encre noire von Lalique gelesen werden – und zwar aus folgendem Grund:
Ohne irgendwelche Hintergedanken habe ich mir Encre noire und Eau des Baux gleichzeitig angeschafft. Muss wohl eine Art göttliche Eingebung gewesen sein, die aber klar ihren Ursprung in den teuflisch verführerischen Kommentaren der Parfumistas zu den genannten Düften hat. Ein absoluter Blindbuy also, der sich aber gelohnt hat. Ich mag nämlich beide Düfte.

Da ist dieses von Tinte getränkte Holz von Encre noire, mystisch, sanft umweht vom Duft einer Feldwiese im Gegenlicht der untergehenden Sonne. Don’t be afraid of the dark – die Blindheit nach aussen öffnet dir die Sicht nach Innen. Ich mache einen weiteren tiefen Atemzug und taste mich durch die vielversprechende, zunehmende Dunkelheit. Jetzt fehlt nur noch die leuchtend schöne Elfe, die dich verlockend ansäuselt, die triefende Süsse der Poesie. Ich drücke zaghaft den Sprüher von Eau des Baux. Einfach weil mich der Flakon dazu inspiriert. Die schon fast verschwundene Sonne hält ein auf ihrem Weg ins Nichts. Ich höre ein leises Schwirren. Da ist diese Süsse. Die durch den dichten Wald schimmernde Wärme. Die Hoffnung auf ein Ankommen.

Auch ich als Blassnase weiss, dass man eigentlich als Laie Parfums nicht vermischen sollte. Aber für mich verhindert das EdB gerade noch rechtzeitig, dass der Wald im EN abgefackelt wird und das EN sorgt dafür, dass die etwas ungestüme Vanille von EdB brav an der Hand von Väterchen Tabak geht.

Mit Sicht auf einen ewigen Sonnenuntergang, schwelgend in der Unendlichkeit des Universums, sitze ich auf einem gemütlichen Sessel, Rauchringe blasend vor der Holzhütte am Rande der grünen Wiese und geniesse den Duft des Augenblicks.
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