L'Homme Lacoste Intense 2018

Bamb1
09.02.2020 - 14:56 Uhr
4
7
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft

Wenn ich ganz ehrlich bin...

"Zu Unrecht so "schlecht" bewertet. Frischer, zitrischer Duft mit Rhabarber-Pepp. H/S für einen frischen Duft definitiv überdurchschnittlich."

Das - meine Damen und Herren - schrieb ich vor etwa neun Monaten in der Kommentar-Sektion, als ich mir den L'Homme Lacoste Intense zugelegt hatte. Beim deutschen Parfum-Sunnyboy-Youtuber schnitt er ja nicht schlecht ab, also probierte ich ihn aus. Und ich war tatsächlich ziemlich überzeugt von diesem Duft.

Rhabarber? Das hatte ich noch nie gerochen. Gegessen schon - schmeckt nicht, wie ich finde. Aber der Geruch? Was besonderes, unique, geradezu zum Reinlegen. Die Synthetik störte mich nicht. Mir war es wichtig, trotz unzureichender finanzieller Mittel - ich gehe noch zur Schule, nage zwar nicht am Hungertuch, aber locker sitzen die Moneten sicher nicht - besonders zu riechen. Da kamen mir Versache The Dreamer und Banana Republics Vintage Green gerade recht, nachdem ich meine Boss Bottled Phase endlich überwunden hatte, den ich so voller Stolz getragen hatte - einfach nur weil ich nicht nach BrunoBanani, wie die anderen roch. Und der L'Homme Lacoste Intense sollte diesen beiden Gesellschaft leisten.

Zum Anfang des Sommers, in dem ich diesen Duft gerne tragen wollte, trug ich mein Taschengeld also fleißig zu Douglas und orderte. Auf Vorrat hatte diese Dorfparfümerie den Duft nämlich nicht. Viel mehr als Boss Bottled, JPG Le Male und Bleu de Chanel hat der Schuppen nämlich nicht im Sortiment - der LeMale und Bottled für die Kids, der langweilige Chanel für die langweiligen Bänker nebenan.
Zwei Tage später konnte ich mir diesen Duft dann abholen. Das tat ich in einer Schulpause. Zurück im Klassenraum angelangt, probierte ich ihn dann aus, muss ja jetzt schließlich jeder mitbekommen, dass ich der Typ bin, der so geil nach Rhabarber und Mandarine riecht. Ich sprühte also einen, vielleicht auch zwei Sprühstöße in die Luft.

An der Stelle ein Wort zum Zerstäuber: Eindeutige Mittelklasse, man wird zwar von keinem Strahl angepisst, so richtig zerstäubt wird das Wässerchen aber auch nicht. Es kommt also schon vor, dass einem das Zeug den Hals runter läuft. Lustigerweise kommt oft auch einfach nur Luft aus dem Flakon.

Aber zurück in den Klassenraum, in dem ich saß, der nun, nach lediglich zwei Sprühern, gänzlich in Rhabarber und Mandarine gehüllt war. Ja, was soll ich sagen? Power hat das Ding, zumindest am Anfang. Daher erhielt der Krokodil-Duft - vor neun Monaten - auch neun Punkte in der Kategorie Sillage. Die Haltbarkeit passte ich dieser Punktanzahl an. Siben Punkte für Michel Girard. Gern geschehen.

"Riecht halt nach Rhabarber", hört ich dann. "Die hat keine Ahnung", sagte ich mir. Dem Duft, also dem Geruch selbst, gab ich acht von möglichen zehn Punkten. Warum nur acht, wenn ich doch so überzeugt war? Ich fand den schon ziemlich geil, wusste aber auch, dass ich realistisch bleiben muss, um mich nicht lächerlich zu machen. Der Coty-Duft kommt natürlich nicht an ein Tom Ford - Oud Wood, Creed Aventus oder Parfums de Marlys - Layton ran.

Creed Aventus so FC Barcelona, L'Homme Lacoste Intense eher so Kreisliga-Club, nachdem der Stürmer schon drei Bier drinne hat. Dem war ich mir bewusst, mehr als acht Punkte für den Duft selber, also eindeutig nicht drin. Nicht, wenn ich mich hier nicht lächerlich machen möchte.

Der Flakon ist grundsolide - ich schreibe hier übrigens erstmals in Präsens. Abgesehen von der Kappe und dem Zerstäuber, den ich ja bereits angesprochen habe, wirkt das Fläschchen recht hochwertig. Gut in der Hand liegen tut es zwar nicht, aber das matte Navyblue, mit dem glänzendem Logo und der glänzenden Aufschrift macht schon was her. Steht das Licht richtig, wirft das silberne Krokodil sogar eine kleine Lichtreflektion auf die Komode, auf der der Duft einst platziert worden ist. Nachteilig ist dieser Lack nur leider, wenn man denn ungefähr wissen möchte, wie viel Wasser sich denn noch in dem Flakon befindet.

Und jetzt muss ich, Bamb1 (gesprochen Bambi), ganz stark und ehrlich sein. Warum habe ich diesen Duft hier wirklich so gut bewertet?

Weil er so toll riecht? Sicherlich nicht. Ein bisschen Rhabarber und Mandarine, der Rest ist geradezu nichtssagend und undefinierbar.

Weil die Sillage so gut ist? Sicher nicht. Ein bisschen Rhabarber und Mandarine in die Fresse, nach 30 Minuten dann kaum noch wahrnehmbar. Skinn-Scent nach spätestens einer Stunde.

Weil er so lange hält? Sicherlich nicht. Nicht falsch verstehen, aber auch die Haltbarkeit, ist wenn überhaupt, leicht überdurchschnittlich.

Wenn ich mich richtig erinnere war ich von Anfang etwas unsicher, was den Duft angeht. Mir gefiel dieser Rhabarber-Note, auch wenn sie stark synthetisch scheint - keine Frage. Aber es hat schon einen Grund, dass das Fläschen noch nahezu voll ist.

Der Duft ist einfach nicht rund. Genau so holprig, wie ein betrunkener Kreisligist. Synthetik-Keule, die zunächst unglaublich aufdringlich ist, bevor sie dann im Winde verweht. Die Mandarine brennt geradezu in der Nase. Der Rest des Duftes ist, wie gesagt, gar nicht wahrnehmbar. Der Duft entwickelt sich einfach nicht. L'Homme Lacoste Intense ist eine einzige Kopfnote, die man einfach, nachdem man es ein paar Mal probiert hat, nicht mehr tragen möchte.

Aber nachdem man das Gefühl hat, 60 Euronen in den Sand gesetzt zu haben, schein ich es nich geschafft zu haben, ehrlich zu mir selbst und dieser Community zu sein.

Nachdem ich den Duft auf der Komode abgestellt hatte, trug ich ihn vielleicht sieben Male, bevor ich ihn nicht mehr anrührte. Gestern fiel mir auf, dass er bereits ein stolzes Staub-Mäntelchen trug. Ich musste lächeln und entschied mich, diesen Kommentar zu schreiben. Danke fürs Lesen :) (Rechtschreibfehler behebe ich im Laufe der nächsten Woche, hab oft keine Lust, nachdem ich etwas geschrieben habe, nochmal drüber zu lesen.)
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