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Top Rezension
Die Temperatur machts.
Es ist nun schon das zweite Mal, dass ich einen Kommentar lösche, in welchem ich einen Kurkdjian-Kreation näher beschrieb. Beim ersten von mir revidierten Kommentar handelte es sich um jenen, der sich um den beliebten "Grand Soir" drehte. Diesen verriss ich in meinem Ausgangskommentar, probierte ihn einige Zeit später allerdings nochmal aus, bemühte mich um mehr Toleranz und Wohlwollen und schrieb einen neuen Kommentar, der zwar noch immer aufzeigt, dass "Grand Soir" und ich keine Freunde werden, jedoch gleichzeitig den ersten, wohl aus Affekt entstandenen Verriss etwas abmilderte und die Bewertung um 1,5 Punkte nach oben schnellen ließ.
Nun habe ich wieder einen Kurkdjian an der Backe beziehungsweise eher am Hals, mit dem ich in meinem ersten, nun jedoch gelöschten Kommentar hart ins Gericht gegangen bin.
"Amyris Homme" trug ich in letzter Zeit aufgrund hoher Temperaturen und das trotz meiner schriftlich fixierten Feststellung, die Tonkabohne brauche zu lange, um dem Duft Tiefe zu verleihen, wodurch dieser durch Belanglosigkeit zu bestechen wüsste. Auch heute schmückte er wieder meine Haut, ein neuer Alltagstest stand an. Das Thermometer erreichte fast die 30-Grad-Marke und die Luftfeuchtigkeit war mal wieder ein "feuchter" Traum - also genau die richtigen Umstände, um "Amyris Homme" aufzulegen.
Es war gut, "Amyris Homme" hohen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit auszusetzen, denn wenn es etwas ist, was Kurkdjians Kreation benötigt, dann sind es diese beiden sommerlichen Bestandteile, die uns Menschen gelegentlich in den Wahnsinn treiben und das gerade in diesem Jahr. "Amyris Homme" spielt hier all seine Trümpfe aus, von denen ich beim ersten Testen nicht alles mitbekam. Es war damals wohl noch nicht warm genug. Aber das macht nichts. Ich gebe ihm, wie auch "Grand Soir", eine zweite Chance.
Die nun schon häufig genug angeführte Luftfeuchtigkeit hat mich heute besonders träge und schläfrig gemacht. Aus dieser Trägheit hob mich "Amyris Homme" jedoch umgehend heraus, was der lebhaften Mandarine zu verdanken war, die durch Rosmarin würzig unterlegt noch den gesamten Duftverlauf begleiten sollte.
Es folgte daraufhin das Einsetzen von Amyris und Iris. Die Iris verlieh der Komposition einen Saubermanncharakter wie man ihn von diversen anderen Irisdüften kennt. Amyris, deren Duft dem des Sandelholzes ähneln soll, sorgte dafür, dass jene Sauberkeit keinen zu sterilen Verlauf nahm. Auch verhinderte sie die Entwicklung der angenehm pudrigen Iris zu einer stechend-penetranten, da sie mit ihrem dem Sandelholz gleichenden Aroma den Duft cremig untermalte und der nun pudrigen Mandarine mehr Tiefe verlieh. Dass dies so geschah, war auch ganz gut, denn auf Dauer kann eine derart laute Mandarine auch sehr anstrengend werden. Amyris hat die Situation also gerettet.
Nun warte ich auf die Tonkabohne, die ich im ersten, gelöschten Kommentar als eine bummelnde titulierte. Wärme und Luftfeuchtigkeit schienen diese wohl nun besonders angespornt zu haben, sodass sie nach circa einer Stunde in ihrer Gänze einsetzte. Sie ließ den Duft noch etwas süßer werden, jedoch ohne jenes für Tonkabohnen nicht unübliche vanillige Aroma zu versprühen. Es war süß, aber keineswegs vanillig. Beschreiben wir es also als eine cremige Süße, die erst durch die Symbiose von Amyris und Tonkabohne entstand und dank der Iris pudrig unterlegt wurde.
Nun wollen wir aber die Mandarine nicht vergessen. Sie ist, wie bereits erwähnt, nach wie vor präsent, dabei nicht mehr so laut wie im Auftakt, aber auch keinesfalls schüchtern. Konzentriertes, die Mandarine suchendes Riechen ist nicht von Nöten, um jene auszumachen, wodurch der frische Charakter dieser Gesamtkomposition auch im späteren Duftverlauf erhalten blieb.
Ich kann nur wiederholen, dass dieser Duft Wärme und Luftfeuchtigkeit braucht. Ob Letzere so dringend nötig ist, kann ich nicht sicher sagen, aber hohe Temperaturen sollten auf jeden Fall, darüber lässt sich kaum streiten, vorliegen. Sie beschleunigen das Hervortreten der einst bei kühlerem Wetter so trödelnden Tonkabohne und auch die beim ersten Testen kaum zu vernehmende Iris kommt zum Vorschein. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der Duftverlauf sich durch Pudrigkeit, vor allem aber mehr Tiefe kennzeichnete, was ausschlaggebend für eine nun bessere Gesamtbewertung ist. Neben dem mir von jetzt an mehr zusagenden Duftcharakter bestach Kurkdjians Komposition auch durch eine stärkere Sillage. Ein Leisetreter ist das hier nicht und auch wenn es sich um keinen schweren Winterkracher handelt, sollte gerade wegen der schnell für andere Menschen zu penetrant auftretenden Iris vorsichtig dosiert werden. Im Falle des Überdosierens kann das Ganze auch mal sehr stechend und entsprechend negativ auffallen.
Es bleibt festzuhalten, dass es durchaus lohnenswert ist, einen Duft nach ersten Negativerfahrungen nicht gleich abzustempeln und im Regal versauern zu lassen. Ich bin ehrlich und sage, dass der "Amyris Homme" beim ersten Testen nun wahrlich nicht schlecht auffiel. Das wäre zu übertrieben formuliert. Ich empfand ihn lediglich als trist und belanglos und die Nische suchte ich vergebens.
Suchte ich sie auch noch nach dem zweiten, positiv verlaufendem Test?
Ich mache es kurz und sage: JA.
"Amyris Homme" hat mehr Tiefe, mehr Pudrigkeit, mehr Komplexität, doch einzigartig oder besonders hervortretend, gerade gegenüber anderen Frische-"Mainstreamern", war er nicht. Er gefällt mir gut, regt aber die Endorphinausschüttung bei mir nicht übermäßig an und so halte ich fest, dass es sich um einen netten, wirklich gut gemachten Duft handelt, der sich seine 8,0 durchaus verdient, aber auch nur, weil ich den sündhaft hohen Preis bei derartigem Unbesondersein netterweise ausklammere.
Nun habe ich wieder einen Kurkdjian an der Backe beziehungsweise eher am Hals, mit dem ich in meinem ersten, nun jedoch gelöschten Kommentar hart ins Gericht gegangen bin.
"Amyris Homme" trug ich in letzter Zeit aufgrund hoher Temperaturen und das trotz meiner schriftlich fixierten Feststellung, die Tonkabohne brauche zu lange, um dem Duft Tiefe zu verleihen, wodurch dieser durch Belanglosigkeit zu bestechen wüsste. Auch heute schmückte er wieder meine Haut, ein neuer Alltagstest stand an. Das Thermometer erreichte fast die 30-Grad-Marke und die Luftfeuchtigkeit war mal wieder ein "feuchter" Traum - also genau die richtigen Umstände, um "Amyris Homme" aufzulegen.
Es war gut, "Amyris Homme" hohen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit auszusetzen, denn wenn es etwas ist, was Kurkdjians Kreation benötigt, dann sind es diese beiden sommerlichen Bestandteile, die uns Menschen gelegentlich in den Wahnsinn treiben und das gerade in diesem Jahr. "Amyris Homme" spielt hier all seine Trümpfe aus, von denen ich beim ersten Testen nicht alles mitbekam. Es war damals wohl noch nicht warm genug. Aber das macht nichts. Ich gebe ihm, wie auch "Grand Soir", eine zweite Chance.
Die nun schon häufig genug angeführte Luftfeuchtigkeit hat mich heute besonders träge und schläfrig gemacht. Aus dieser Trägheit hob mich "Amyris Homme" jedoch umgehend heraus, was der lebhaften Mandarine zu verdanken war, die durch Rosmarin würzig unterlegt noch den gesamten Duftverlauf begleiten sollte.
Es folgte daraufhin das Einsetzen von Amyris und Iris. Die Iris verlieh der Komposition einen Saubermanncharakter wie man ihn von diversen anderen Irisdüften kennt. Amyris, deren Duft dem des Sandelholzes ähneln soll, sorgte dafür, dass jene Sauberkeit keinen zu sterilen Verlauf nahm. Auch verhinderte sie die Entwicklung der angenehm pudrigen Iris zu einer stechend-penetranten, da sie mit ihrem dem Sandelholz gleichenden Aroma den Duft cremig untermalte und der nun pudrigen Mandarine mehr Tiefe verlieh. Dass dies so geschah, war auch ganz gut, denn auf Dauer kann eine derart laute Mandarine auch sehr anstrengend werden. Amyris hat die Situation also gerettet.
Nun warte ich auf die Tonkabohne, die ich im ersten, gelöschten Kommentar als eine bummelnde titulierte. Wärme und Luftfeuchtigkeit schienen diese wohl nun besonders angespornt zu haben, sodass sie nach circa einer Stunde in ihrer Gänze einsetzte. Sie ließ den Duft noch etwas süßer werden, jedoch ohne jenes für Tonkabohnen nicht unübliche vanillige Aroma zu versprühen. Es war süß, aber keineswegs vanillig. Beschreiben wir es also als eine cremige Süße, die erst durch die Symbiose von Amyris und Tonkabohne entstand und dank der Iris pudrig unterlegt wurde.
Nun wollen wir aber die Mandarine nicht vergessen. Sie ist, wie bereits erwähnt, nach wie vor präsent, dabei nicht mehr so laut wie im Auftakt, aber auch keinesfalls schüchtern. Konzentriertes, die Mandarine suchendes Riechen ist nicht von Nöten, um jene auszumachen, wodurch der frische Charakter dieser Gesamtkomposition auch im späteren Duftverlauf erhalten blieb.
Ich kann nur wiederholen, dass dieser Duft Wärme und Luftfeuchtigkeit braucht. Ob Letzere so dringend nötig ist, kann ich nicht sicher sagen, aber hohe Temperaturen sollten auf jeden Fall, darüber lässt sich kaum streiten, vorliegen. Sie beschleunigen das Hervortreten der einst bei kühlerem Wetter so trödelnden Tonkabohne und auch die beim ersten Testen kaum zu vernehmende Iris kommt zum Vorschein. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der Duftverlauf sich durch Pudrigkeit, vor allem aber mehr Tiefe kennzeichnete, was ausschlaggebend für eine nun bessere Gesamtbewertung ist. Neben dem mir von jetzt an mehr zusagenden Duftcharakter bestach Kurkdjians Komposition auch durch eine stärkere Sillage. Ein Leisetreter ist das hier nicht und auch wenn es sich um keinen schweren Winterkracher handelt, sollte gerade wegen der schnell für andere Menschen zu penetrant auftretenden Iris vorsichtig dosiert werden. Im Falle des Überdosierens kann das Ganze auch mal sehr stechend und entsprechend negativ auffallen.
Es bleibt festzuhalten, dass es durchaus lohnenswert ist, einen Duft nach ersten Negativerfahrungen nicht gleich abzustempeln und im Regal versauern zu lassen. Ich bin ehrlich und sage, dass der "Amyris Homme" beim ersten Testen nun wahrlich nicht schlecht auffiel. Das wäre zu übertrieben formuliert. Ich empfand ihn lediglich als trist und belanglos und die Nische suchte ich vergebens.
Suchte ich sie auch noch nach dem zweiten, positiv verlaufendem Test?
Ich mache es kurz und sage: JA.
"Amyris Homme" hat mehr Tiefe, mehr Pudrigkeit, mehr Komplexität, doch einzigartig oder besonders hervortretend, gerade gegenüber anderen Frische-"Mainstreamern", war er nicht. Er gefällt mir gut, regt aber die Endorphinausschüttung bei mir nicht übermäßig an und so halte ich fest, dass es sich um einen netten, wirklich gut gemachten Duft handelt, der sich seine 8,0 durchaus verdient, aber auch nur, weil ich den sündhaft hohen Preis bei derartigem Unbesondersein netterweise ausklammere.
2 Antworten


Wie immer ein aufschlussreicher Kommentar, sagte die eine Nachteule zur anderen ;D