Black Afgano (Extrait de Parfum) von Nasomatto

Black Afgano 2009 Extrait de Parfum

DerDefcon
27.06.2019 - 16:44 Uhr
12
Sehr hilfreiche Rezension
6.5Duft 10Haltbarkeit 8Sillage 9Flakon

Vom schwarzen Spiderman und afghanischen Mohn.

Müsste ich den schwarzen Afghanen mit etwas anderem assoziieren, fiele mir spontan der schwarze Spiderman ein. Ihr kennt vielleicht den dritten Spiderman-Teil, in dem eine schwarze, glibbrige Masse versucht, von Peter Parker Besitz zu ergreifen und es letzten Endes auch schafft. Einmal von ihr in Besitz genommen, kommt man von all dem nicht mehr so leicht los.
Man könnte Black Afgano aber auch mit der Region in Verbindung bringen, deren Name, wenn auch dezent abgewandelt, auf dem Etikett dieses Parfüms auftaucht.
Afghanistan ist für seinen Mohnanbau bekannt, denn Opium ist - leider - ein Kassenschlager. Für meine Haut ist der tiefschwarze Saft tatsächlich so etwas wie ein Opiat - etwas, von dem sie kaum bis gar nicht wegkommt. Mein Kopf sagt: "Komm, wasch es endlich ab. Du kannst das nicht tragen. Es passt nicht zu dir." Der Afghane erwidert: "Nein, ich bin jetzt auf deiner Haut - ach- eigentlich bereits in ihr und in nur wenigen Minuten erreiche ich deine Blutbahn. Ich werde zu deiner Signatur." Meine Haut, der Dunkelheit bereits vollkommen verfangen, hält den sich einnistenden schwarzen Afghanen fest wie der Heroinabhängige seine Spritze. Sie bilden beide eine Einheit, die droht, mir, der doch gar nicht für diesen Duft gemacht ist, eine gänzlich neue Signatur zu verleihen. Diese Signatur besticht durch eine schaurige Holzigkeit.
Bleiben wir doch einfach zum Spaß mal bei der Heroinsucht.
Wäre ich auf einem Trip und ich bekäme gleichzeitig einen Hauch "Black Afgano" in die Nase, würde ich mich eventuell sofort in den Wald begeben, mich neben die Bäume stellen und sagen: "Hey, ich bin jetzt einer von euch." Ja, ihr habt richtig gelesen. Sowas macht dieser Duft mit einem. Dieser dunkle, mystische Saft - herausgepresst aus den wohl stärksten Baumstämmen Afghanistans - bricht einen olfaktorischen Krieg mit deiner Nase vom Zaun und lässt dich, sobald du ihn einatmest, denken, dass du einer dieser Bäume bist. Du bist einer dieser Bäume, die vom Moos überwuchert werden. Du wirst kurzzeitig etwas freundlicher, entdeckst deine grüne Seite, doch wird diese durch das die Stämme bereits über Jahrhunderte durchfließende Harz, das so dunkel, so mystisch daherkommt, getilgt. Die Menschen meiden dich, halten sich fern, wissen nicht, wie mit dir umzugehen ist, wissen nicht, was du überhaupt bist. Ich schaffe es dann doch, mich im letzten Moment von diesem Vereinnahmenden frei zu machen. Es entfernte mich unweigerlich von meinem sozialen Umfeld, ähnlich wie das schwarze Böse es mit Peter Parker tat. Ich musste mich einfach befreien, denn es passte nicht zu mir. Das kurzzeitige "Sich-dominant-fühlen" war vorhanden. Man denkt vielleicht, man sei unantastbar, aber am Ende sei eines noch gesagt: "Du bist kein Teil von mir, denn was du versuchtest, aus mir zu machen, bin ich einfach nicht."
2 Antworten
XuclarXuclar vor 7 Jahren
Auch ohne die umschreibende Mystik kann man ganz nüchtern festhalten, dass der schwarze Afghane sehr schwer zu ignorieren ist und in der Folge tatsächlich einsam machen könnte. Eher ein Duft für das stille Kämmerlein und als Genussmittel zu konsumieren. Ohne diese Mega-Sillage wäre er sozialverträglicher, so bleibt der Duft im Grunde nicht vermittelbar.
Helena1411Helena1411 vor 7 Jahren
Noch nicht getestet, befürchte ich doch ähnliche Szenerien wie von Dir beschrieben. Nee, immer noch kein Merklisten-Kandidat! Für Deine Befreiungskünste -> Pokal ;)