Black Afgano 2009 Extrait de Parfum

JackyGlam
27.03.2014 - 21:46 Uhr
47
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Ich hoffe so, dass mein erster Nasomatto kein Mainstream wird...

>> ich habe schon als kleiner Bub mein Taschengeld für gute Düfte gespart!
>> mein erster Bericht ist etwas länger wegen der Vorgeschichte, wer nur die reine Duft-Bewertung lesen möchte, bitte einfach runter-scrollen!

Hi, ich bin der Jacky :-)
Vorweg möchte ich schreiben, dass ich hier viele Jahre schon mitlese, und mir immer geschworen habe, falls ich einmal anfange zu kommentieren, muss der erste Duft den ich bewerte möchte, "mein" *Black Afgano* sein. Nachdem ich heute Nacht ein wenig Zeit habe und auch noch einen anderen Duft den ich relativ crazy finde, bewerten möchte, muss ich mir ja treu bleiben, und bei BA meine erste Bewertung jetzt abgeben.
Um direkt auf den Punkt zu kommen: Für mich ist er einer der besten Düfte, die ich kenne. Vielleicht sogar der beste, aber da will ich mich erst in ein paar Jahren festlegen, denn um diesen Titel rangeln sich momentan 3 Düfte bei mir (und wer weiß, was mir noch so begegnen wird). Denn dieser Duft ist mir auch begegnet. Auf magische Art und Weise. Und vielleicht wird er auch deswegen für mich immer etwas besonders bleiben. Gehen wir zirka 5 Jahre zurück: Ich hatte mir meinen Fuß gebrochen (sowas ist mir zuvor noch nie passiert und es war eine sehr eigenartige Situation für mich). Nach 6 Wochen Gips, dachte ich, ich kann wieder direkt loslaufen, aber weit gefehlt, ich sollte 18 Mal zum Physiotherapeuten (auch bei so einem war ich noch nie zuvor). Große Lust darauf hatte ich nicht, allerdings war Cem (so hieß mein Therapeut), ein witziger, attraktiver und gut gelaunter deutsch-Türke, Ende 20. Wir hatten vom ersten Moment an einen sehr guten Draht zueinander und die Stunden vergingen schnell. Wir hatten viele Themen, über die wir sprachen, aber ein Thema waren immer die Düfte, die ich trug. Cem muss schnell gemerkt haben, dass ich ein Duft-Junkie war/bin, da ich jedes Mal eingedieselt von oben bis unten bei ihm aufschlug. Egal ob es mein Dolce & Gabbana "By" war (das es ja nun auch seit Jahren schon nicht mehr zu kaufen gibt), oder sich Gucci, Prada, Dior oder Armani die Klinke bei meinen Besuchen in die Hand gaben, ich wollte einfach besonders gut duften, wenn ich schon auf meinen Krücken so leidend humpelte. Nach meiner letzten Therapie-Stunde wollten wir noch einen Kaffee trinken gehen (wir hatten uns mittlerweile angefreundet und er zog danach nach Hamburg um dort eine eigene Praxis zu eröffnen) und ich sah Cem das erste mal ohne seine weiße Arbeitskleidung. Er arbeitete in einer Orthopädie-Praxis (in der ich geröntgt wurde) und lief daher immer rum wie einer der Ärzte. Diesmal sah er aus wie ein Filmstar. Aber: Er roch wie ein junger Gott. Ich wollte natürlich wissen was es war. Er sagte Nasomatto (hatte ich bis dahin noch nie gehört) und der Duft hieß *Duro*. Toll! Wahnsinn! Ich war begeistert. Mußte ich irgendwann kaufen, war mir klar. Nach ein paar Stunden, als wir uns verabschiedeten sagte er mir noch kurz vorm gehen mit fast magisch-flüsternder Stimme: "Aber du brauchst nicht "Duro", du brauchst *Black Afgano*, der ist neu und ist wie du und du wirst alle damit rumkriegen."
Wow: Das war er also. Der klassische Tipp "unter-der-Hand".
Mir war klar, was zu tun war: Ich musste mir jetzt diesen Duft kaufen. Aber- Fehlanzeige, selbst in den teuersten Parfümerien Münchens. Ich kannte diesen Duft nicht, hatte noch kein einziges Mal daran gerochen, wusste nicht einmal die Duftkomponenten, aber ich musste ihn haben. Es war schließlich der Geheimtipp von Cem. Nach langen Recherchen erfuhr ich, dass es diesen Duft in den Niederlanden zu kaufen gab. Leider (damals noch nicht) im Versand, sondern nur in Läden. Ich fuhr also Mitte der Woche nach Holland nur um diesen Duft zu kaufen (den ich bis dato ja immer noch nicht genauer kannte). 125 Euro hab ich auf den Tisch gelegt, für den ganzen Aufwand drumrum ein richtiges Schnäppchen. Zurück in München lag diese Schachtel nun vor mir. Ich hatte beim Kauf keine lange Zeit im Laden verbracht, mich weder beraten lassen noch probegeschnuppert, denn ich wollte mir das erste Mal für einen besonderen Moment aufbewahren. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe, aber erst 2 Wochen später war dieser Moment gekommen und ich ging abends mit meinen Kollegen zum Feiern. Ich wußte jetzt ist der richtige Moment. Ich nahm den ersten Sprüher und was dann passierte ist kaum im Worte zu fassen. Ich fiel in einen Rausch und mein gesamtes Duftleben (das zu diesem Zeitpunkt schon gute Düfte hatte) fiel in eine neue Dimension. In dieser Nacht habe ich wie in Trance so viele Telefonnummern wie nie zuvor entgegengebracht bekommen, meine Kollegen sind reihenweise umgefallen (positiv gemeint) und am nächsten Morgen habe ich immer noch den Duft an mir selbst wahrgenommen (was ja nur passiert, wenn er sich facettenreich immer wieder ändert und sich die Nase nicht daran gewöhnt hat).
Ich habe Cem danach nie wieder gesehen.
Wir whats-appen noch ab und an. Aber er hat mir ein Duft-Vermächtnis gegeben.
Und seither ist *Black Afgano* "mein Duft". Wo mich jeder sofort wahrnimmt, auch wenn er mich noch gar nicht gesehen hat.

Sorry für die lange Vorgeschichte, aber ich wollte sie wenigstens einmal aufgeschrieben haben.

Nun zum Duft:
Da ich noch nie gekifft habe, kann ich die Cannabis-Note bis heute nicht bewerten, für mich ist es im ersten Moment ein wilder Mix krautiger Noten (das trifft´s echt ganz gut) mit einem magisch-mystischen Unterton der aber eine absolute Wärme ausstrahlt. Vielleicht ist der Cannabis-Anteil der Aspekt, der mich bei diesem Duft süchtig macht.
Kaffee und Tabak erkenne ich bis heute nicht, eher erinnert mich die Komposition an einen starken Earl Grey, der auf keinen Fall zu lange gezogen hat. Dann trumpft aber schon relativ schnell das Oud auf, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Für mich ist der gesamte Duft wie ein Symphonie, die stundenlang spielt und immer wieder von vorne beginnt. Es kann passieren, dass ich die krautigen Noten nach 6 Stunden auf einmal wieder wahrnehme als hätte ich gerade nachgesprüht. Und im Laufe der letzten 5 Jahre habe ich gelernt, dass man bei diesem Duft eines ganz bestimmt nicht machen muss, nämlich nachsprühen. Obwohl sehr langanhaltend, ist er bei mir nicht zu schwer. Im Gegenteil. Immer wieder spielt sich eine angenehme, kleine Leichtigkeit in den Vordergrund, die mich vermuten lässt, dass bei den krautigen Klängen ein Hauch von Basil mit dabei ist, denn dieser kleinen Ingredienz trau ich zu, die gesamte Symphonie immer wieder neu zu ordnen und ein klein wenig zu provozieren.

Ich besitze mittlerweile alle 9 bisherigen Nasomattos. *Black Afgano* wird für mich immer etwas besonderes sein, alleine schon wie ich zu ihm kam.
Aber vielmehr: Er lebt mit mir und ändert sich immer wieder an mir. Es gibt Menschen die harmonieren mit Düften gut, mit denen andere überhaupt nicht harmonieren.

Wenn mich jemand frägt, was ich trage, sage ich meistens nie den Namen, denn ich habe Angst, dass er immer mehr und mehr zum Mainstream wird. Daher habe ich auch mit meiner Bewertung gezögert. Fast 5 Jahre. Aber er ist nicht mehr so ein Geheimtipp wie damals und man bekommt ihn mittlerweile ja fast überall. Ich kann auch verstehen, wenn ihn jemand für nicht so besonders erachtet. Für mich wird er es immer sein.

Black Afgano - I love you!
(und ich weiß: Du liebst mich auch).
Ich trage dich nicht jeden Tag- Aber meistens.
14 Antworten