Ambre Cashmere Intense 2015

KleinKirivi
15.08.2023 - 02:12 Uhr
16
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Earendils Stern

Angeregt durch @Turandots aktuellen Blogbeitrag „Rückblick und Ausblick“ wurde ich auf Parfums de Nicolaï aufmerksam.

Ähnlich wie meine liebe Mit-Parfuma hänge ich ein bisschen fest in meiner eigenen Bubble hier: ich kreise um die alten Düfte und Traditionshäuser, streichle meine Vintageflakons und selten können Neuheiten meine guerlainesk erhobene Parfumsnobnase begeistern. Nische ist was stattfindet, nachdem die relevanten Düfte eh - und das bereits vor Jahrzehnten - lanciert wurden. Hochpreisiges Blendwerk.

Sprich: ich finde mich grad selbst doof und langweile mich mit meiner Hochnäsigkeit - im wirklich wahrsten Sinn. Und wahrscheinlich alle anderen auch.
Auf diesen kargen Boden fiel nun der Blogbeitrag und ich las: Patricia de Nicolaï.

Meine Recherchemaschine lief an, noch geschmiert durch den Umstand, dass Mme ja doch irgendwie Guerlain ist (Nichte von Jean-Paul G.), ich also nicht komplett außer Rand und Band. Die ersten interessanten Düfte wurden ausgemacht, und nun stand ich vor der ersten Hürde: wo schnuppern?

Es geschah, was nicht hätte geschehen dürfen: exakt 20 Gehminuten von mir entfernt gibt es eine Nischenparfümerie, die die Düfte führt. Nische. 20 Minuten. Seit vier Jahren bereits, und ich wusste nichts davon. Und viele andere Düfte ebenfalls. Ich bin ruiniert, bereits jetzt.

Natürlich bin ich sehr bald hin, habe viel geschnuppert und mich für diesen Duft hier entschieden.
Mein Wunsch war ein anschmiegsamer, warmer, cremig pudrig vanilliger Duft, der nicht erdrückt, warme Tage toleriert, aber bereits einen Ausblick auf den Herbst gibt. Und hier ist er.

Ich spare mir hier die genaue Beschreibung des Duftverlaufs, die Duftpyramide bildet es ganz gut ab.

Frisch aufgesprüht fragten mich alle meine Lieben, was das ist, das da so toll duftet. Hat hier noch niemals vorher jemand gemacht, und die kennen mich nur mit Flakon in der Hand.

Im Herz trägt hier für mich die Irisbutter, die ich von Black Tie liebe, das Geschehen, ohne zu schmierig zu werden. Dafür sorgen Nelke und Pfeffer.

Die Basis ist zum Niederknien. Schaut man sich hier die Noten an, könnte man einen schweren, dunklen Fonds vermuten. Gar nicht! Irgendwas mischt da mit und sorgt dafür, dass der Duft strahlt. Warm. Sinnlich. Hell. Ich mußte irgendwie an Galadriels Geschenk an Frodo Beutlin denken, die Phiole aus Kristall mit dem Licht von Earendils Stern. So duftet er.

Und jetzt kommt‘s: über Tage! Der Duftstreifen liegt jetzt den vierten Tag auf meinem Schreibtisch und hin und wieder trifft mich ein Luftzug. Sensationell.
Ich freue mich. Es gibt sie doch noch, die wirklich guten Düfte, auch heute.
(Ok. Etwas Guerlain ist ja doch drin.)

Danke an die liebe Parfuma , die mir mit ihren Worten den Schubs gegeben hat.
Danke an Mme Nicolaï für dieses Meisterwerk.

Für mich heißt es nun, auf zur weiteren Entdeckungsreise.

4 Antworten