Shandoah Jacques Heim 1965 Parfum

Wieder ein faszinierender Ambivalenz-Duft erster Güte! Da ihn sonst keiner außer mir hier hat, liegt nun die Aufgabe bei mir, ihn anderen "Nasen" nun zugänglich zu machen. Und das ist gar nicht so einfach! Doch einen Versuch ist es auf alle Fälle wert.
Klirrend kalt scheinen sich im ersten Angeruch Eisblumen auf Fensterscheiben zu legen. Der Raum dahinter mit heller, skandinavischer Einrichtung ausgestattet und spärlich beheizt.
Doch die Sonne des frühen Morgens strahlt vom hellblauen Himmel auf sich gerade öffnende Blattknospen an Sträuchern und Bäumen.
Es duftet hell und seifig, Ansinnen von Wachs der Kerzen auf Tisch und Kommode. Und des Blumenstraußes in altmodischer Vase. Freesien, Gartennelken, Maiglöckchen, Schwertlilien tragen ihre Düfte in den Raum.
Mit dem Fortschreiten des Tages nimmt auch die Frühlingswärme an Fahrt auf. Die Sonne scheint durch die Scheiben und die Eisblumen sind längst verschwunden zugunsten feuchter Spuren auf den Fenstern. Zerrinnen zu zarten "Tränen".
Es duftet nach Äpfeln des letzten Herbstes, die zusammen mit Birnen in einer Obstschale zwischen Kerzen und Blumenstrauß auf der Kommode liegen. Befremdliche Freundlichkeit signalisierend. Ins Gestern tragend. Strenge wird durch Stil abgemildert. Und schließlich erwärmt durch hölzern-würzige Gerüche aus einer anderen Ecke des Raumes. Erst wie von weit er, dann immer näher kommend, die Kühle absorbierend und dennoch leicht unnahbar.
Schwer zu beschreibende Ambivalenz, die bis in die Fußspitzen zu faszinieren vermag.