Masculine Signature Collection

Layton 2016

HerbX91
30.12.2019 - 18:40 Uhr
20
Top Rezension
9
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Von rotem Gold und warmem Apfelstrudel

An einem rauen Winterabend, vor etwa zwei Wochen, verbrachte einen gemütlichen Freitagabend mit mir selbst. Ich genoss die wundervolle Gesellschaft einer herrlichen Flasche 2011er Chateauneuf du Pape, während meine Gedanken es dem roten Gold in meinem Glas gleich taten und sich zunehmend verflüchtigten.

Nach anfänglicher Unruhe und Chaos sortierten sich meine Gedanken auf wundersame Weise. Plötzlich drehte sich zunehmend alles um die vergangenen zehn Jahre mit meiner Partnerin und all jene Dinge, die sich im Laufe der Zeit verändert hatten. Nicht nur wir selbst, sondern auch unser Geschmack wurde im Laufe der Jahre deutlich "erwachsener". Während die zahlreichen Winter ins Land zogen, wichen Zucker-geschwängerte Longdrinks im Club dem guten Glas Wein beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant unseres Vertrauens. Nur eines blieb in all den Jahren unverändert: mein Toilettenwasser.

Damals, mit 18, hatte ich mir in jugendlicher Leichtsinnigkeit die zarteste Versuchung seit es Goldbarren gibt angeschafft und meiner Liebsten feierlich geschworen, dass ich diesem einen Duft, zumindest in ihrer Gegenwart, auf ewig treu bleiben würde. Nicht wissend, welche Bürde ich mir damit auferlegen würde, willigte ich ein und kam fortan ohne Wiederwillen meiner Pflicht als guter Freund nach.

Langsam fokussierten sich meine Gedanken wieder, woraufhin sich die gesamte Wucht der Erinnerung an diesen Duft gedanklich manifestierte und in meiner Nase einzunisten drohte. Leise und innerlich um Luft ringend traf ich den Entschluss, ein weiteres Parfum zu erstehen und es immer dann zu tragen, wenn ich die Zeit nicht gerade mit der Liebsten verbringen würde.

Ich nutzte die folgenden Tage um mich durch unzählige Parfums zu testen und verbrachte meine Abende mit der obligatorischen Recherche auf zahlreichen einschlägigen Youtube Kanälen. Dabei folgte ich meiner natürlichen Intuition und machte einen großen Bogen um solche Kanäle, deren Inhaber dem fatalen Irrtum erlegen waren, schlichte Flakons und eine anlassbezogene Namensgebung der eigenen Duftkollektion würden saftige Nischenpreise rechtfertigen.

Meine Reise in die herrliche Welt der Düfte hat gerade erst begonnen, doch ich bin noch immer hin und weg von der unglaublichen Vielfalt, die sich einem offenbart, sobald man es wagt, die üblichen Designer-Marken hinter sich zu lassen und etwas tiefer in den Kaninchenbau einzudringen.

Als erster Nischenduft wurde schließlich Layton auserkoren. Keine besonders mutige Wahl, sondern eine sehr pragmatische, denn er ist unglaublich gefällig. Layton kann ungestüm, mächtig, aufdringlich und unnachgiebig, doch er kann auch ganz sanft und anschmiegsam, butterweich und charmant.
Wer einmal Feuer gefangen hat, dem ist klar, dass es nicht bei einem bleibt. Neben anderen, eher "verträglichen" Vertretern der Spezies Nischenduft, wie z.B. Layton Exclusif, Reflection Man und Green Irish Tweed, stehen auch Kreaturen aus dem Hause Nasomatto und einige weitere Exemplare anderer Schöpfer auf dem Plan.

So sitze ich nun hier, am warmen abendlichen Kaminfeuer jenes Cafés, das ich mittlerweile zurecht als zweites Wohnzimmer bezeichnen würde und schreibe diese Zeilen. Rundherum herrscht reges Treiben und ich nippe an einem weiteren Glas roten Goldes, während ein junger, ungestümer und äußerst mächtiger, aber herrlich duftender Hengst namens Layton in unglaublicher Intensität den gesamten Raum und alles um mich herum dominiert. Während das mächtige Ross auch nach zwei Stunden mühelos sämtliche Türen und Wände penetriert und den Gästen am entfernten Ende des Lokals, ungefragt, Assoziationen eines warmen Apfelstrudels mit cremiger Vanillesauce serviert, wiege ich mich in wohliger Gewissheit, dass die zahlreichen entzückt durch die Luft schwebenden Nasen mir und meinem Pferd gelten.

Zu den hard Facts:

- Kopfnote ist für mich subjektiv sehr würzig-frisch und es stellt sich nach wenigen Sekunden/Minuten eine dominante Apfelnote ein, die auch bis zum Ende erhalten bleibt.
- Herznote ist zu komplex, als dass sie meine ungeschulte Nase entschlüsseln könnte. Viel Apfel!
- Basisnote ist für mich Apfelstrudel mit Vanillesauce, aber keinesfalls künstlich. Unglaublich angenehm!

- Haltbarkeit: an mir 8-10+ Stunden
- Silage / Projektion: brutal und unbarmherzig! Ich selbst nehme in der Regel auch nach 3 Stunden noch eine recht anständige Silage wahr. Selbst nach fast 6 Stunden erhasche ich noch des Öfteren einige "whiffs", obwohl ich zwischenzeitlich im Freien war und meine Haut den Inbegriff von Trockenheit darstellt.

LG Herby
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