Oud - Black Vanilla Absolute 2015

Olfattivo
03.04.2019 - 07:41 Uhr
5
5
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft

Eindimensionale Vanille oder Wo bleibst du, Rum?

Hinweis: Wenn ich in diesem Kommentar das Original von Guerlain erwähne, so geschieht dies nicht, um einen objektiven Vergleich zwischen den beiden Düften zu ziehen. Dies ist gar nicht möglich, da ich den Guerlain nur einmal gerochen habe und einen genauen Eindruck natürlich nicht besitzen kann. Wenn ich hier also einen scheinbaren Vergleich ziehe, so geschieht dies nur, um eine imaginäre Folie aufzuziehen, von der her verständlich wird, was mich an diesem Duft realiter stört. Es geht also nicht darum, was an dem anderen Duft besser ist, sondern darum, wie der Perry Ellis sein müsste, damit ich mögen könnte.
Gekauft habe ich den Perry Ellis nämlich aufgrund des zugegebenerweise sehr ephemeren Eindrucks, den der Guerlain in meinem Duftgedächtnis zurückgelassen hatte. Ob dieser Eindruck selbst solide war, ist hier von zu vernachlässigender Bedeutung.
Was also glaubte ich am Guerlain zu schätzen? Ich testete den Duft im Hochsommer, freilich nicht die beste Jahreszeit, um diesen Duft zu schnuppern - und dennoch: er gefiel mir, war weniger vanillig-schwer, als ich vermutet hatte. Im Gegenteil: der Rum, so vermeine ich, lockerte das Ganze auf. Es war irgendwas Leichtes, was mich nicht mal in der Hochsommersonne störte.
Auf dieser Grundlage kaufte ich mir also den Perry Ellis - ein Fehlkauf, wie sich herausstellte. Denn wenn der Duft, den ich in Erinnerung hatte, eine "boozy Vanilla" mit ausgesprochener Leichtfüßigkeit war, entpuppte sich seine Discountversion als schwere Vanille mit doppeltem Boden. Ich rieche fast nur Vanille heraus. Den Rum riecht man zwar auch, aber er ist für meinen Geschmack deutlich zu schwach. Man nimmt einen Hauch wahr und möchte ihn am liebsten zwingen, sich auszubreiten und in voller Pracht zu zeigen. Aber das geschieht leider nicht. Statt die Vanillenote spirituös auszutarieren, stellt der Rum nur einen winzigen Akzent dar, der unter der Vanilledecke erdrückt wird. Dadurch büßt der Duft leider seine Komplexität ein und wird für mich zu einer eindimensionalen Vanille.
Schön ist der Duft dadurch für mich nur, wenn ich ihn gleichsam in kontemplativer Stille auf der Hand rieche. Dann nämlich kann ich den Rum bewusst genießen - freilich indem ich ihn in meiner Imagination verstärke. In der Sillage indes bleibt nur eine penetrante Vanillewolke, die für mich sogar irgendwie 'billig' riecht. Man kennt diesen Dufteindruck von Vanille-Kokos-Hautcremes, von denen man bisweilen einen Dufthauch eines/einer auf der Straße Passierenden abkriegt.
Also kein Duft für mich. Ich will ihn aber auch nicht ganz schlecht machen. Unter zwei Kriterien ist er vielleicht besser, als von mir beschrieben: 1. ist er durch die Vanillelastigkeit in jedem Fall ein besserer Damenduft und 2. ist er aus demselben Grund definitiv ein Winterduft.
Ich jedenfalls musste mich von ihm trennen und träume weiter von dem Rum, der sich nicht zeigen wollte.
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